Auch Stiglitz greift den Dollar an

Für den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz ist der Dollar wegen seiner Risiken keine gute Leitwährung mehr.

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Russland und China haben nicht nur Frankreich hinter sich gebracht, sondern nun stellt auch der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz die Rolle des Dollars als Reservewährung in Frage. Joseph Stiglitz erklärte: "Der Dollar ist keine gute Wertanlage. Derzeit bringt der Dollar so gut wie keinen Ertrag, und jeder, der sich den Dollar ansieht, muss einräumen, dass es ein hohes Ausmaß an Risiko gibt."

Wie Russland und China fordert auch er: "Wir brauchen ein neues globales Reservesystem." Er geht sogar noch darüber hinaus und hält den "American-style"-Kapitalismus für gescheitert. Es gebe eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass die US-Arbeitslosigkeit in den nächsten 1-3 Jahren auf das höchste jemals erreichte Niveau anschwillt, sagte Stiglitz auf einer Konferenz in Bangkok.

Der frühere Chefökonom der Weltbank erklärte, das weltweite Finanzsystem funktioniere nur noch durch immer neue Rettungsmaßnahmen von Regierungen. "Das gegenwärtige System ist dabei, sich abzunutzen." Er stimmt damit in den Angriff auf den Dollar ein und unterstützt die Forderungen von China und Russland ausdrücklich, eine neue globale Leitwährung unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu schaffen. Darüber sollten die Diskussionen in geordnetem Rahmen ablaufen, fügte der Professor der Columbia University an.

Vor allem die Politik von Notenbankchef Ben S. Bernanke hat den Dollar geschwächt. Die Notenbank (FED) hat die Zinsen auf nahe Null-Prozent gesenkt und die Märkte mit viel Geld aus der Notenpresse geflutet. Dies werde nicht ohne Folgen bleiben, sagte Stiglitz. “Gegenwärtig bewegt sich die US-Wirtschaft in einem deflationären Umfeld, aber irgendwann in der Zukunft kommen die Folgen." Er glaubt nicht daran, dass die FED, wie Bernanke stets behauptet, die Liquidität schnell verknappen werde, wenn dies erforderlich sei. Eigentlich können die riesigen Schulden der USA nur noch weginflationiert werden.

Stiglitz übt aber insgesamt Kritik an der Geldpolitik. Denn nicht nur die USA hätten die Weltwirtschaft mit Liquidität geflutet. Damit erhöhe sich die Gefahr, dass sich weitere Spekulationsblasen gefährlich aufblähen. Dies vor allem aufgrund des Umstands, dass es an Investmentmöglichkeiten mangele. Er kritisierte auch die Handlungsunfähigkeit der G20-Staaten Es bedürfe stärkerer gemeinsamer Maßnahmen, doch bei der G20 nähme die Bereitschaft ab, sich den fundamentalen Probleme anzunehmen.