NSU: Mundlos und Böhnhardt sollen keinen Selbstmord begangen haben

Waffenexperte widerspricht in TV-Dokumentation der Behördenversion – DNA-Spur von einem weiteren Mann im Wohnmobil gefunden

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Haben Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gar keinen Selbstmord begangen? Eine am kommenden Montag ausgestrahlte Dokumentation auf dem Nachrichtensender N24, die sich mit dem Wirken des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) auseinandersetzt, verspricht brisante Informationen.

Für die Doku wurde das Szenario des angeblichen Selbstmordes durchgespielt - mit dem Ergebnis: So wie von den Behörden behauptet, wonach Mundlos zunächst Böhnhardt erschossen und sich dann selbst getötet haben, kann es nicht gewesen sein.

Der Waffenexperte Siegmund Mittag kommt zu dem Schluss, dass unter anderem die Funktionsweise der Waffen und die Anzahl der Patronenhülsen, die im Wohnmobil der beiden gefunden wurden, gegen die Selbstmordtheorie sprechen. Auf dem Medienblog von Zeit Online zum NSU Prozess wird aus der türkischen Tageszeitung Sabah zitiert, wonach Mittag die offizielle Version für "unmöglich" halte.

Zweifel an der Selbstmordthese gibt es jedoch schon länger. Bereits damals, im November 2011, als die Leichen von Mundlos und Bönhardt gefunden wurden, meldeten sich Anwohner zu Wort, die angeblich eine dritte Person am Ort gesehen haben. Außerdem seien keine Schüsse zu hören gewesen.

Nun kommt noch weiter hinzu: In dem Wohnmobil soll eine unbekannte DNA-Spur entdeckt worden sein, was darauf deutet, dass sich eine weitere Person darin befunden haben muss. Die Stuttgarter Zeitung geht in einem aktuellen Artikel auf diese DNA-Spur ein und schreibt, dass diese einem unbekannten Mann zugeordnet werden könne, der bereits bei drei anderen Verbrechen (die aber vermutlich nichts mit dem NSU zu tun hatten) in Erscheinung getreten ist.

Laut Stuttgarter Zeitung gab die Polizei das Genprofil des Mannes in eine entsprechende DNA-Analysedatei ein. Der Unbekannte, der bei der Polizei als „P 46“ bezeichnet wird, muss demnach auch an Tatorten in Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen gewesen sein. Die Polizei geht der Stuttgarter Zeitung zufolge davon aus, dass an den genannten Tatorten eine litauische Tätergruppe zugange war. Dass die Genspur – wie in anderen Fällen - auf verunreinigte Wattestäbchen zurückzuführen ist, die zur Aufnahme der Genmaterials verwendet wurden, halten Experten angeblich für "relativ unwahrscheinlich".

In dem Bericht heißt es weiter, dass die Auswertung des Kommunikationsverkehrs zwischen Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt auf weitere Kontaktpersonen des NSU-Trios hinweisen. So sollen "zwischen Juni und November 2011 Kurznachrichten von sechs Telefonnummern" eingegangen sein, "die durchweg unter einer Scheinidentität angemeldet waren". "Bemerkenswert", so Andreas Förster, der Autor des Artikels, "ist dabei zudem, dass diese SMS – deren Inhalt unbekannt ist – jeweils im letzten Drittel jedes Monats auf dem Handy des Trios eingingen und stets von einer anderen Nummer stammten. Weitere Anrufe oder SMS von diesen Nummern auf einen Telefonanschluss des Trios wurden nicht registriert".