Schrittlänge beim Marschieren für Frauen zu lang

Drei ehemalige Rekrutinnen der Royal Air Force erhalten jeweils 100.000 Pfund Entschädigung

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Das britische Verteidigungsministerium hat einem Bericht der Mail on Sunday nach drei ehemaligen Rekrutinnen der Royal Air Force jeweils 100.000 Pfund Schadensersatz zugesprochen. Grund dafür sind ärztlich festgestellte Schäden am Becken und am Rücken. Die zum Zeitpunkt des behaupteten Schadenseintritts zwischen 17 und 23 Jahre alten Frauen hatten geltend gemacht, dass diese Gesundheitsschäden entstanden, weil sie bei Exerzier- und Marschierübungen wochenlang versuchten, mit der von der durchschnittlich deutlich größeren männlichen Mehrheit vorgegebenen Schrittlänge mitzuhalten.

Nach einem fünf Jahre andauernden Rechtsstreit akzeptierte das Verteidigungsministerium schließlich den Vorwurf, dass der Schaden deshalb entstanden sei, weil die Royal Air Force sich nicht an Richtlinien hielt, die vorsehen, dass weibliche Rekruten in geschlechtlich gemischten Einheiten bei der Grundausbildung mit höchstens 27 Inch (etwa 68,58 Zentimeter) Schrittlänge rechnen müssen und ganz vorne Mitmarschieren sollen, damit sie ein ihnen genehmes Maß vorgeben können. Außerdem sei beim Gewicht des Marschgepäcks nicht in ausreichendem Maße auf das Geschlecht der Rekrutinnen Rücksicht genommen worden.

Die Entscheidung erregt beim konservativen Abgeordneten Gerald Howarth und anderen Kommentatoren unter anderem deshalb Unmut, weil die Kompensationszahlungen an Armeeangehörige im letzten Jahr um 21 Millionen auf insgesamt 108,9 Millionen Pfund anstiegen. Howarth zufolge wurde die Schadensersatzsumme für das falsche Schrittmaß anhand von fiktiven Verdienstausfällen und Renteneinbußen berechnet, obwohl alle drei Frauen erfolgreiche Karrieren außerhalb des Militärs einschlugen. Der ehemalige Staatssekretär fordert deshalb, dass die 100.000 Pfund mit den Einkommen der Abfindungsempfängerinnen verrechnet werden sollten.

Die Mail on Sunday rechnet außerdem vor, dass die Entschädigungssumme höher ist als viele Zahlungen, die Veteranen bei Kriegseinsätzen zustehen. Wenn diese beispielsweise einen Fuß oder ein Auge verlieren, können sie nur mit einer Abfindungssumme in Höhe von 60.000 Pfund rechnen. Für den Verlust einer Hand werden einem Soldaten sogar lediglich 40.000 Pfund Kompensation gezahlt.