Beninischer Staatsangehöriger wird neuer Direktor der RedTube-Abmahnfirma

Bisheriger deutscher Chef scheidet aus

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Benin ist ein wenig bekannter Staat westlich von Nigeria, der bis 1975 Dahomey hieß. Nounagnon Sedjro Crespin Djengue, der neue Chef der schweizerischen Aktiengesellschaft The Archive, ist Staatsangehöriger dieses Landes. The Archive steht seit Dezember 2013 im Zentrum der noch andauernden RedTube-Abmahnaffäre. Im Auftrag dieser Aktiengesellschaft verschickte die Regensburger Kanzlei Urmann + Collegen Geldforderungen an Internetnutzer, die nach Ansicht namhafter Juristen nicht nur rechtswidrig, sondern sogar Straftaten sein könnten.

Djengue löst einer Meldung des Schweizerischen Handelsamtsblatts (SHAB) vom 15. Januar zufolge den Deutschen Philipp Wiik ab, der im Vorjahr den damals (und möglicherweise auch noch heute) im elsässischen Kembs lebenden Matthias Peter ersetzte. Als Mitglied des Verwaltungsrats nennt das SHAB weiterhin den Musikverlagsmanager Ralf Reichert aus Offenbach am Main, der geschäftliche Verbindungen zum DigiProtect-Abmahnrapper Moses Pelham unterhält, aber bestreitet, dass diese in einem Zusammenhang mit der "Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen" stehen.

Außerdem verlegte The Archive seinen Sitz vom Zürcher Flughafenvorort Bassersdorf in die Grabenwiese 10 im schweizerischen 3.000-Einwohner-Ortschaft Weisslingen, wo Crespin angeblich lebt. Über ihn ist bislang ebenso wenig bekannt wie über die Besitzer der Aktiengesellschaft. Ihnen und dem Management könnten nicht nur zivil-, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen drohen, wenn die in der Abmahnaffäre gestellten zahlreichen Strafanzeigen Erfolg haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Verantwortlichen nicht mit ihrem Vermögen in ein Land absetzen, das mit deutschen Behörden nicht ausreichend zusammenarbeitet und eventuellen Auslieferungsersuchen nicht nachkommt.