Geschlechtertrennung an britischen Universitäten?

Universities UK hat eine umstrittene Richtinie veröffentlicht, nach der unter bestimmten Bedingungen bei Gastdozenten eine nach Geschlechtern getrennte Sitzordnung möglich sein soll

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In Großbritannien streitet man gerade über die Einführung der Geschlechtertrennung bei Voträgen an den Universitäten. Universities UK, eine Interessengemeinschaft der britischen Universitäten, hat vorgeschlagen, dass eine Trennung der Sitzplätze von Männern und Frauen auf Wunsch eines externen Vortragenden, der etwa über seinen "orthodoxen religiösen Glauben" sprechen will, möglich sein soll.

Es komme andauernd vor und sei ein großes Problem für Universitäten, dass Gastdozenten – vermutlich primär Muslime - eine getrennte Sitzordnung der Geschlechter verlangen oder zu fordern, dass Männer und Frauen nicht zu nahe beieinander sitzen. Beachtet werden müssten die Redefreiheit sowie die akademische Freiheit und die Gesetze, darunter vor allem das Gleichheitsgesetz, nach dem Diskriminierungen beseitigt werden müssen. Eine Balance sei schwierig herzustellen und müsse von Fall zu Fall entschieden werden.

Sichergestellt werden müsse, so hieß es in der inzwischen zurückgezogenen Richtlinie, die als Empfehlung verstanden wird, dass niemand benachteiligt wird, dass die Sitzordnung zur Trennung der Geschlechter freiwillig ist und dass auch Sitzplätze zur Verfügung stehen, wo Männer und Frauen gemischt sitzen können. Um eine Diskriminierung zu verhindern, dürfen die getrennten Sitzbereiche nicht hintereinander sein, sondern der Sitzbereich der Frauen müsse neben dem der Männer sein. Wenn dies freiwillig geschehe, gebe es im Unterschied zu einer Trennung in ethnischen Gruppen hier keine Diskriminierung. Dazu gab es noch ein Rechtsgutachten.

Nach lauter Kritik von Menschenrechts- und Studentengruppen an der "sexuellen Apartheid" und der Forderung des britischen Regierungschefs Cameron, dass dies nicht geschehen dürfe, wurde die Fallstudie mit der Richtlinie erst einmal wieder aus dem Internet entfernt. Nicola Dandridge, Leiterin von Universities UK, erklärte in einer Stellungnahme, man stimme mit dem Regierungschef überein, "dass Universitäten die Geschlechtertrennung in den Vorlesungsräumen nicht auf Verlangen der Gastdozenten durchsetzen sollten. Aber das Gesetz sei unklar, wenn die Geschlechtertrennung freiwillig geschieht." Aufgeben will man es noch nicht, sondern das Problem soll mit den Rechtsberatern und der Kommission für Gleichheit und Menschenrechte (EHRC) erst einmal weiter geklärt werden.

Nach Mark Hammond, dem Leiter der EHRC, dürfe es keine Geschlechtertrennung in öffentlichen Vorlesungen geben, bei Veranstaltungen von religiösen Gruppen könne aber eine Segregation möglich sein. Bislang sei die Richtlinie aber hier zu schwammig. Eine Sprecherin des für Universitäten zuständigen Wirtschaftsministeriums betonte, es dürfe keine zwangsweise Trennung geben, es könne aber Richtlinien geben, an die sich Universitäten halten können. Dagegen äußerte der Bildungsminister Michael Gove scharfe Kritik, Universities UK würde mit der Richtlinie dem Extremismus nachgeben. Man müsse sie sofort zurückziehen.