China: Überschwemmungen, Hitzewellen und Taifune

Das Land der Mitte wird von allerlei Naturkatastrophen gebeutelt und muss um einen Teil seiner Reisernte fürchten

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Der äußerste Nordosten Chinas und die angrenzenden Regionen in Russlands Fernem Osten werden weiter von schweren Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht. Zehntausende Anwohner der über die Ufer tretenden Flüsse mussten bereits evakuiert werden. In Chabarowsk, einer wichtigen russischen Grenzstadt, überschritt der Amur einen historischen Höchststand von 6,42 Meter, berichtet der Radiosender Voice of Russia auf seiner Homepage. Zuletzt sei ein solcher Wasserstand dort 1897 registriert worden.

Betroffen ist unter anderem auch die sogenannte Jüdisch Autonome Region westlich von Chabarowsk. Dort, direkt am Amur gelegen, kurz bevor dieser nach Norden und die Grenze nach Süden abbiegt, waren ab 1928 Juden aus dem europäischen Teil der Sowjetunion angesiedelt worden, in der Absicht, sie als territoriale Nationalität in das Gewebe des Vielvölkerstaates einzufügen. Ein Plan, der nie richtig aufging und vielleicht auch nicht aufgehen sollte.

Von der chinesischen Seite der Grenze berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua von 54 Menschen, die bisher in den Fluten ums Leben kamen. Auch die weiter südlich an der Grenze zu Nordkorea gelegene Provinz Liaoning sei stark betroffen. Dort seien von Donnerstag bis Samstag extremen Niederschläge gefallen.

Beiderseits der Grenze entstanden enorme Ernteschäden. Xinhua gibt die Ausfälle in Russland unter Berufung auf das dortige Landwirtschaftsministerium mit 8,5 Milliarden Rubel (rund 190 Millionen Euro) an. 640.000 Hektar seien betroffen, 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der Region. Die Verluste in den drei betroffenen chinesischen Provinzen werden auf 16,14 Milliarden Yuan (knapp zwei Milliarden Euro) geschätzt.

Für China ist das allerdings nur eine von mehreren Naturkatastrophen, die das Land gleichzeitig treffen. Die Unwetter entladen sich am Rande einer extremen Hitzezone, die vom Südosten des Landes über Korea bis nach Japan reicht (siehe auch den Bericht in der letzten Wochenschau). Die Temperaturen sind dort inzwischen etwas zurückgegangen. Das Thermometer ist in den letzten Tagen immerhin unter 40 Grad geblieben, aber die Hitze hält an und in einigen Landesteilen musste wegen der mit ihr einhergehenden Trockenheit Alarm wegen großer Waldbrandgefahr gegeben werden.

Noch weiter im Süden hat unterdessen der Taifun "Utor" schwere Verwüstungen angerichtet. Zwischen Hongkong und der vietnamesischen Grenze war er bereits am Mittwoch auf die Küste getroffen und hatte schwere Regenfälle ins Land getragen. Xinhua schreibt von 105 Todesopfern und weiteren 115 Menschen, die vermisst werden.

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"Trami" wird morgen an Intensität zunehmen und erst Taiwan und dann das Festland treffen. (Bild: Hong Kong Observatory)

Unterdessen berichtet die Zeitung China Daily, dass Dürren und Überschwemmungen der Reisernte arg zusetzen. Trotz einer erheblichen Erweiterung der Anbaufläche werde der Ertrag in diesem Jahr um zehn bis 20 Prozent zurückgehen. Das Land werde 2,8 bis drei Millionen Tonnen Reis zusätzlich importieren müssen. Zum Vergleich: Mitte Juli ging die Welt-Nahrungsmittel- und -Landwirtschaftsorganisation FAO für dieses Jahr von einer Reisernte von 500 Millionen Tonnen (rund 70 Kilogramm pro Erdbewohner) aus, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von 1,9 Prozent entsprochen hätte.

Derweil hat vor der Küste Taiwans der schwere Tropensturm "Trami" wie erwartet eine Kehrtwende gemacht und bewegt sich nun auf den Norden der Insel zu, wobei er sich zum Taifun verstärken wird. Dafür sorgt unter anderem auch die ungewöhnlich hohe Oberflächentemperatur des Meeres, die bei etwas über 30 Grad liegt. Am Donnerstag dürfte er dann nach der Prognose der Hongkonger Meteorologen auf die chinesische Festlandsküste südlich von Schanghai treffen. Und wesentlich weiter draußen im Pazifik nimmt zur gleichen Zeit der Tropensturm "Pewa" Kurs auf Japan. Ob er aber tatsächlich so weit vordringen wird, lässt sich bisher noch nicht voraussehen.