Spielgesten für die Hosentasche

Mit dem Futuro Cube werden Retro-Computerspielkonzepte haptisch

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Die große Zeit der Handhelds ist längst vorbei. Waren in den 1980ern LCD-Spiele von zahlreichen Herstellern mit ebenso vielen Spielen erhältlich, die jedoch immer über Knöpfchen bedient wurden und das Feeling von Arcade-Automaten nachzuahmen versuchten, so schrumpfte mit Erscheinen des Game-Boy von Nintendo der Markt merklich zusammen. Der Grund hierfür war derselbe, der die Pong-Clones kurze Zeit zuvor entbehrlich gemacht hatte: Die Spiele wanderten aus den Logikgattern des Handheld in die Software aus. Die Konsole war ohne das zusätzlich zu kaufende Spielmodul bloße Hardware.

Der Prozess hat sich zwischenzeitlich so weit radikalisiert, dass nicht einmal mehr Datenträger benötigt werden, sondern man sich die Spiele für seine PS Vita online kauft und herunterlädt. Die Vita hat allerdings ein Bedienkonzept in die Hände des Spielers gelegt, das nach und nach sogar die Bedienelemente (die Sticks und Knöpfe) entbehrlich machen könnte: gestensensitive Steuerung. Dass sich dies problemlos radikalisieren lässt, zeigt das gerade erschienene Handheld Futuro Cube des tschechischen Herstellers PRINCIP.

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(Bild: Stefan Höltgen)

Das circa 75 Euro teure Spielzeug deutet schon preislich an, dass es nichts für Kinderhände ist. In seinem Inneren verbergen sich neben den durch die Würfeloberflächen sichtbaren, vielfarbigen Leuchtdioden Beschleunigungs-, Neigungs- sowie Berührungssensoren für die sechs Oberflächen des Würfels. Zudem verfügt der Würfel über einen Vibrator für haptisches Feedback und einen Blutooth-Sender und -Empfänger, der Spiele mit mehreren Personen und Würfeln ermöglicht. Mit Energie wird der Futuro Cube über ein Lithium-Polymer-Akku versorgt, das man über eine USB-Schnittstelle aufladen kann. Auch wenn der Würfel Sound wiedergeben kann, dient diese Schnittstelle nicht dazu, eigene Musik in den Würfel zu laden – schade. Anstelle dessen wartet das Gerät allerdings mit einer handvoll Spielklassikern auf, die allesamt für eine ausgetüftelte Gestensteuerung umkonzipiert wurden.

Von den 13 Spielen (weitere Menüpunkte sind für das Tutorial, eine Musikdemo, ein Klavier, die Lautstärke-Kontrolle und die Abschaltung des Würfels reserviert) sind drei für zwei Spieler, die restlichen zehn für einen Spieler gedacht. Darunter befinden sich Klassiker wie Snake, Cubris (ein 3D-Tetris) und Gomoku (eine Vier-Gewinnt-Variante) aber auch Spiele, die speziell für die Hardware des Würfels entwickelt wurden.

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(Bild: Stefan Höltgen)

Als Spieldisplay dienen die sechs Würfelseiten mit ihren drei mal drei Punkt-Matrizen, auf denen verschiedenfarbige Blink- und Lauflichter das Spielgeschehen visualisieren. Diese Matrix wird sogar für eine Punkteanzeige und die Darstellung von Menü-„Icons“ genutzt. Durch Drehen des Würfels und Antippen einer Seite steuert man die Spiele. Wie intuitiv sich diese Steuerung nach kurzer Zeit gestaltet, findet man schnell bei einer Runde Cubris, Snake oder Roadrunner heraus. Letzteres bringt den Spieler regelrecht ins Schwitzen, hat er doch die Aufgabe, den leuchtenden Punkt immer auf der Oberseite des Würfels zu halten. Bei der anwachsende Geschwindigkeit, mit der er über die Würfeloberflächen jagt, ist das gar nicht so leicht.

Futuro Cube ist durch sein minimalistisches Spielkonzept, seine kompakte Bauart und vergleichsweise große Robustheit genau das Richtige Handheld für die Hosentasche des Casual Gamers. Der Suchtfaktor der Spiele tritt schon nach kurzer Zeit ein – allein: so stark verbreiten wie die Pocket-Handhelds der 80er wird es sich wegen des überraschend hohen Preises wohl nicht.