Teersände: Das schmutzige Geschäft der Koch-Brüder

Finanziers der Tea-Party-Bewegung und der "Leugnungsindustrie" gehören zu den größten Investoren in Kanadas Ölprovinz

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In der kanadischen Provinz Alberta werden, wie auf Telepolis bereits des öfteren berichtet, sogenannte Teersände auf (für die Umwelt) höchst zerstörerische Weise im Tagebau abgebaut. Aus diesen wird Bitumen gewonnen, das man mit hohem Energieaufwand zu einer erdölähnlichen Substanz synthetisiert. Zuletzt schien Bundeskanzlerin Angela Merkel – auf der Suche nach neuen Energielieferanten, die ihr ihre Osteuropäischen Abenteuer erlauben würden – sich für diesen besonders klimaschädlichen Energieträger erwärmt zu haben.

Nun deckten nordamerikanische Umweltschützer ein besonderes Detail des Teersandbusiness auf, wie die von der US-amerikanischen Yale University betriebene Internetplattform Yale Environment 360 schreibt. Demnach ist ein Tochterunternehmen von Koch Industries größter ausländischer Halter von Schürfrechten in den entsprechenden Gebieten in der Wildnis Albertas. Einen Claim von 1,1 Millionen Acres (445.500 Hektar oder 4.455 Quadratkilometer) habe sich das Unternehmen gesichert, womit sein Teersand-Engagement größer als das von Royal Dutch Shell sei, dem größten Konkurrenten.

Die Koch-Brüder und ihre Unternehmen haben sich einen Namen mit der Finanzierung der Tea-Party-Bewegung und der sogenannten Leugnungsindustrie (denial industry), einem Netzwerk aus PR-Agenturen, Lobbyorganisationen und Think Tanks wie der Heritage Foundation oder der Americans for Prosperity. (Vgl. Stehlen und Betrügen.)

Die Finanzierung der Klimawandelleugner verläuft in den letzten Jahren allerdings eher auf verschlungenen Wegen über Stiftungen, die die Herkunft der Geldgeber im Dunkeln lassen. Aber nicht so sehr, dass sie gar nicht mehr zu verfolgen wären. 67 Millionen US-Dollar haben die beiden Brüder zwischen 1997 und 2010 nach Recherchen von Greenpeace in die öffentliche Diskreditierung der Klimawissenschaften investiert.

Einem Bericht der Washington Post ist indirekt zu entnehmen, dass im Koch-Claim bisher nicht oder nur wenig abgebaut wird. "(A)ber es scheint eine Langzeit-Investition zu sein, die in den nächsten drei Jahren Zehntausende Barrels des dicken Rohöls der Region und in einigen weiteren Jahren vielleicht hunderttausende Barrels produzieren kann." Offensichtlich sind Produktionsraten pro Tag gemeint.

Nach offiziellen Angaben beträgt die Produktion in den Teersandfeldern etwa 1,7 Millionen Barrel Bitumen pro Tag woraus in der Provinz 1,13 Millionen Barrel Öl pro Tag werden. Nicht ganz klar wird aus den Angaben, ob ein Teil des Bitumens anderswo weiter verarbeitet wird. Nachgewiesene Reserven, die zu derzeit ökonomischen Bedingungen abgebaut werden können, umfassen 168,7 Milliarden Barrel Öl. Für jeden Liter Öl werden 2,4 bis sechs Liter Wasser verbraucht und an die umliegenden Flüsse eher mehr als weniger verschmutzt abgegeben. Die Fläche der Lagerstätte umfasst rund 140.000 Quadratkilometer, was knapp der Hälfte der Fläche Deutschlands entspricht.