Stasi-Nazi?

Thüringer V-Mann soll bei Staatssicherheit gelernt haben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie die Vorsitzende des Trinkaus-Untersuchungsausschusses, Evelin Groß, bestätigte, hatte der Thüringer Verfassungsschutz nicht nur an der Behördenspitze gravierende Personalprobleme, sondern auch beim Rekrutieren geeigneter V-Leute ein unglückliches Händchen. Man findet einfach keine Qualitäts-Nazis! Wie sich nun abzeichnet, war der als Spitzel angeworbene ehemalige Erfurter NPD-Chef Kai-Uwe Trinkaus vor seiner Verfassungsschutzkarriere offenbar bereits Zuträger für einen anderen deutschen Geheimdienst gewesen.

So sollen sich im Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg NVA-Dokumente gefunden haben, denen zufolge Trinkaus in den achtziger Jahren "Offiziersschüler des Ministeriums für Staatssicherheit" gewesen sei und 1988 mit „genügend“ abgeschlossen habe. Trinkaus bestritt diese Darstellung gegenüber dem MDR. Er könne sich den Fund nicht erklären, räumte aber gegenüber der Süddeutschen Zeitung ein, dass ein Großteil seiner Familie für die Staatssicherheit tätig gewesen, er jedoch nicht genommen worden sei.

Dies ist in mehrfacher Hinsicht peinlich, weil von Nazis eine ablehnende Haltung gegenüber der Stasi erwartet wird, „genügend“ keine allzu schmeichelhafte Bewertung für einen angehenden Spion sein dürfte und nach den Richtlinien des Verfassungsschutzes ehemalige Stasi-Mitarbeiter grundsätzlich nicht für den Geheimdienst tätig sein dürfen. Dennoch spitzelte Beinahe-Stasi-Agent Trinkaus zwischen 2006 und 2007 unter dem Tarnnamen "Ares" für den Thüringer Verfassungsschutz. Sein monatliches Salär von 1.000,- € will der V-Mann zur Finanzierung der NPD eingesetzt haben. Sein ungenügendes Talent setzte der verbrannte V-Mann schließlich bei Pro-Deutschland ein.