Globale Erwärmung: Rekord-Mai

Das Jahr 2014 ist im globalen Maßstab ziemlich warm gestartet. Die große Frage ist, wann und ob der nächste El Niño kommt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Mai war im globalen Mittel der wärmste je registrierte fünfte Monat, berichtet die US-amerikanische Behörde für Ozean und Atmosphäre (NOAA). Um 0,74 Grad Celsius habe der Mai-Wert über dem Mittelwert des letzten Jahrhunderts gelegen, heißt es bei der NOAA. In absoluten Zahlen habe die über (fast) den ganzen Erdball und den Zeitraum vom 1. bis zum 31. Mai 2014 gemittelte Lufttemperatur in zwei Metern Höhe über dem Erdboden bei 14,8 Grad Celsius gelegen. Beim Goddard-Institut for Space Studies der NASA geht man von 14,76 Grad Celsius aus.

Die Unterschiede ergeben sich unter anderem aus dem unterschiedlichen Umgang mit den Gebieten, in denen das Netzwerk der Messstationen zu dünn ist. Dabei handelt es sich vor allem um die hohen nördlichen und südlichen Breiten sowie einige Regionen im Inneren Afrikas. Beide Institutionen weisen übrigens darauf hin, dass die Angaben noch vorläufig sind, dass noch die offiziellen Mittelwerte aus China fehlen. Bei der NOAA hat man sich jedoch vorläufig damit beholfen, eigene lokale Monatsmittelwerte für China aus den täglich im Rahmen des Global Historical Climatology Networks übermittelten Daten zu berechnen. Daher geht NOAA davon aus, die Aussagen der Mai-Analyse nicht mehr ändern zu müssen, auch wenn im globalen Datensatz künftig ein leicht korrigierter Wert erscheinen wird.

Die Abweichungen werden wenige Hunderstel Grad nicht überschreiten und somit ist schon jetzt klar, dass 2014 außerordentlich warm gestartet ist. Denn auch Januar, März und April lagen nur wenig unter dem Wert für Mai. Das ist insofern bemerkenswert, weil uns vermutlich ein El-Niño-Ereignis bevorsteht. Dabei handelt es sich um eine großräumige Anomalie im tropischen Wetter des Pazifiks, die eng verbunden mit den dortigen Meeresströmungen ist. Sie zeichnet sich unter anderem durch zum Teil erhebliche Fernwirkungen in Nord- und Südamerika wie auch in Afrika, Australien und Asien aus und kann dort unter anderem schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft haben (siehe auch El Niño: Gefahren für die Welternährung).

El-Niño-Jahre waren in den letzten Jahrzehnten gewöhnlich im globalen Mittel besonders warm. Das liegt vor allem daran, dass die veränderten Meeresströmungen dazu führen, dass weniger Wärme in tiefere Ozeanschichten transportiert werden kann. Von der zusätzlichen Wärmeenergie, die die Erde derzeit durch die Erhöhung der Treibhausgaskonzentration speichert, werden nämlich rund 90 Prozent von den Weltmeeren aufgenommen. Nur der relativ kleine Rest trägt zum Anstieg der viel diskutierten "globalen Temperatur" bei, bei der es sich, wie oben erwähnt, um die vergleichsweise einfach zu messende Temperatur der Luft in zwei Meter über dem Erdboden (bzw. über der Meeresoberfläche) handelt.

Unter Umständen steht uns also ein besonders warmes Jahr bevor. Gut möglich, dass es einen neuen Rekord geben wird, der alles Gerede über die ohnehin fragliche "Erwärmungspause" verstummen lässt. In den wöchentlichen NOAA-El-Niño-Berichten wird inzwischen von einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit gesprochen, dass es noch in diesem Sommer einen El Niño gibt. Zum Herbst und Winter erhöht sich die Auftrittswahrscheinlichkeit auf 80 Prozent. Bei der Weltmeteorologie-Organisation in Genf geht man für den Sommer von einer 60-prozentigen und für den Rest des Jahres von einer 75-80-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus.

"Our understanding of El Niño and La Niña has increased dramatically in recent years and this knowledge has enabled us to develop very successful climate services for society. Advance warning has given governments around the world time to make contingency plans for the impact of this year’s expected El Niño on the agriculture, water management, health and other climate-sensitive sectors. (…) We remain vulnerable to this force of nature but we can protect ourselves by being better prepared. (…) El Niño leads to extreme events and has a pronounced warming effect. It is too early to assess the precise impact on global temperatures in 2014, but we expect the long-term warming trend to continue as a result of rising greenhouse gas concentrations."
WMO-Generalsekretär Michel Jarraud

Für eine Abschätzung der globalen Temperatur ist es also (natürlich) noch zu früh, die wird unter anderem auch davon abhängen, wann der El Niño beginnt und wie lange er anhält. Wichtig ist aber auch die Aussage des WMO-Generalsekretärs darüber, dass man sich vorbereiten kann. Wenn man weiß, dass ein Unwetter droht, können entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Voraussetzung ist natürlich, dass der politische Wille und die materiellen Ressourcen dafür zur Verfügung stehen.