Deutschland exportiert immer mehr Strom

Erneuerbare haben Braunkohle bei der Stromerzeugung jetzt überholt, die Fossilkraftwerke werden aber nicht im gleichen Maß vom Netz genommen, sondern produzieren, von Umlagen befreit, weiter

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Ursprünglich war die Umstellung auf mehr Ökostrom so gedacht, dass im gleichen Zug die stromerzeugenden Kraftwerke mit der Hochrisikotechnik Kernkraft und die Kohlekraftkraftwerke mit ihrem hohen Umweltkonsum vom Netz gehen. Doch die alten Kraftwerke gehen bisher so langsam vom Netz, dass Deutschland zum Dauer-Stromexporteur geworden ist – Tendenz steigend. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) stellt deshalb ab sofort auf der Homepage energy-charts.de Daten zur Stromerzeugung in Deutschland dar. So soll mehr Transparenz geschaffen werden was Strompreise, Im- und Exportsalden und angebliche Stromlücken angeht.

Im ersten Halbjahr 2014 lag der deutsche Stromexportüberschuss bei 18,3 Terawattstunden (TWh). Im bisherigen Rekordjahres 2013 lag er im gleichen Zeitraum noch bei 14,4 TWh. Es ist also dieses Jahr wieder mit einer Ausweitung des Stromexports über den Vorjahresrekord von 32,3 TWh zu erwarten. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass bis zum Ende des Jahrzehnts die jährlichen Stromexportüberschüsse noch weiter auf jährlich 70 Terawattstunden ansteigen werden.

Die Folge ist, dass trotz des Ausbaus der erneuerbaren Stromerzeugung der CO2-Ausstoß der deutschen Elektrizitätswirtschaft weiter angestiegen ist – denn die Exportüberschüsse werden vor allem in den Braunkohlekraftwerken erzeugt. Der Staat verdient übrigens gut mit im Stromgeschäft. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) machen Steuern und Abgaben inzwischen 52 Prozent des Strompreises aus.

Dennoch geht der Wandel weiter. Erneuerbare haben im ersten Halbjahr 2014 die Braunkohle als bisher größten Stromerzeuger abgelöst. Wind- und Wasserkraft, Solar- und Bioenergie lieferten in den ersten sechs Monaten des Jahres 81,1 Terawattstunden Braunkohle 69,7 Terawattstunden, etwa vier Prozent weniger als noch im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Auch die Steinkohle produziert dieses Jahr 11 Prozent weniger Strom und die AKWs 2 Prozent weniger. Deren Anteil geht also kontinuierlich langsam zurück. Im Gegensatz dazu wurde die Stromproduktion aus Gaskraftwerken binnen Jahresfrist gleich um 25 Prozent zurückgefahren - dabei waren gerade sie als flexibler Komplementär zu den Erneuerbaren gedacht.