The Pirate Bay setzt auf 3D-Druck

Vorlagen für die Herstellung von Gegenständen bekommen auf der Torrent-Tracker-Site einen eigenen Bereich

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In der Serie Star Trek: The Next Generation gibt es Replikatoren und in Neal Stephensons Roman The Diamond Age Materiecompiler. Beide Geräte stellen aus Masse, Energie und Information umwegslos und schnell beliebige Gegenstände her.

In den 1980er und frühen 1990er Jahren, als sich Stephenson und die TNG-Autoren diese Geräte ausdachten, gab es nur sehr wenige 3D-Drucker, die ausschließlich von großen Firmen eingesetzt wurden, um Prototypen oder Unikate herzustellen. Heute lassen sich Bausätze für den Heimgebrauch bereits für unter 400 Euro kaufen. Und Firmen wie Kraftwürx (Slogan: "We Put the Uber in Cüstomization" [sic]) haben aus dem Ausdrucken von Objekten für jedermann ein Online-Geschäftsmodell entwickelt.

Der Nutzen solcher Geräte für den Hausgebrauch ist bislang begrenzt. Doch von den zukünftigen Generationen erwartet man, dass damit auch komplexere Gebilde aus Verbundmaterialien erzeugt werden können – zum Beispiel Kleidung. An der amerikanischen Cornell-Universität druckt man bereits heute Batterien aus mehreren verschiedenen Substanzen. Deshalb dient der 3D-Drucker der Rechteinhaberindustrie als Projektionsfläche für Dystopien – und ihren Gegnern als solche für Utopien.

Die Torrent-Tracker-Site The Pirate Bay bietet nun die neue Kategorie "Physibles" an, in der sich Vorlagen für den 3D-Druck befinden. Bisher sind dies allerdings noch recht wenige – vor allem Nippes und Spielzeug. Für die Zukunft hofft man aber, mit 3D-Druckern nicht nur notorisch überteuerte Ersatzteile und Kindheitserinnerungen von Firmen wie Britains, Heimo, Treff, Plasty oder Timpo nachbilden zu können, sondern auch Speisen und Getränke.

Es dürfte jedoch noch eine Zeit dauern, bis 3D-Drucker (wie Stephensons Materiecompiler) mit Abfall oder Erde als Rohstoff auskommen, weshalb sie als Lösung des Welthungerproblems eher eine langfristige Perspektive bieten. Realistischer ist da schon der von TPB ebenfalls in Aussicht gestellte Abbau von Kinderarbeit, mit der aktuell beispielsweise teure Turnschuhe hergestellt werden. Ob menschenunwürdige Produktionsbedingungen dadurch komplett ausgerottet werden, ist freilich fraglich: Denn bereits jetzt gibt es einen größenmäßig nicht zu vernachlässigenden Markt, in dem zahlungskräftige Naturapostel bereit sind, für handgefertigte Produkte wie etwa Teppiche deutlich mehr Geld hinzulegen als für fortschrittlich hergestellte.

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