Alkoholkonsum der Frauen: Beinahe gleichauf mit den Männern

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Eine Studie aus Australien vergleicht weltweite Untersuchungen über den Alkoholkonsum von Geburtskohorten, die ein Jahrhundert auseinanderliegen

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Der Alkoholkonsum von Frauen hat sich dem der Männer angenähert, auch beim gesundheitsschädlichen, übermäßigen Trinkverhalten. Die früher stark ausgeprägten Unterschiede verschwinden. Mit den Geburtsjahrgängen ab 1976 verengt sich der Unterschied zwischen dem Trinkverhalten der Frauen und Männer. Bei den Geburtsjahrgängen ab 1991 sind beide fast auf einer Linie. 1

Die Feststellung einer Studie (Kurzform, Langfassung) des Nationalen Forschungszentrums für Drogen-und Alkohol der australischen Universität von New South Wales (NDARC) beansprucht "globale Gültigkeit". Die vergleichende Studie stützt sich auf Daten von 68 Untersuchungen aus verschiedenen "Weltregionen" (25 Studien stammen aus Nordamerika, 27 aus Europa, 4 aus Asien, 5 aus Ozeanien, 7 aus nicht näher spezifizierten Regionen).

Die Kluft zwischen den Geschlechtern schließt sich

Das Besondere der Studie liegt, wie bereits angedeutet, im Vergleich des Alkoholkonsums zeitlich weit auseinanderliegender Geburtsjahrgänge. Die erste Kohorte umfasst den Geburtszeitraum von 1891 bis 1910, die letzte den Geburtszeitraum von 1991 bis 2000. Verglichen wurde anhand drei großer Kategorien: "jeglicher Alkoholkonsum", "problematischer Alkoholkonsum" und "Gesundheitsschäden, die mit Alkohol zusammenhängen".

In allen drei Kategorien, so das Ergebnis, sei ein "linearer Rückgang" bei der Geschlechterquote beim Alkoholkonsum zu beobachten. Tranken Männer, die um die Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. geboren wurden, mit 2,2-facher Wahrscheinlichkeit gegenüber Frauen Alkohol, so verringert sich der Wert auf 1,1 bei den Jahrgängen zur vergangenen Jahrhundertwende.

Bei den Werten für einen problematischen Alkoholkonsum ist die Veränderung noch deutlicher. Für Männer, die zwischen 1891 und 1920 geboren wurden, hat die Studie eine Wahrscheinlichkeit von 3,0 gegenüber Frauen ermittelt, dass ihr Alkoholkonsum im problematischen Bereich lag. Für den gesundheitsschädlichen Missbrauch liegt der Wert der Männer gegenüber Frauen bei "3,6 mal wahrscheinlicher".

Für die Geburtsjahrgänge 1991 bis 2000 ergibt sich ein anderes Bild: Die Werte sinken auf 1,2 beim problematischen Konsum und auf 1,3, wo es um Gesundheitsschäden durch Alkoholkonsum geht. Diese Kohorte sollte unter besondere Beobachtung gestellt werden, fordern die Forscher.

Mehr Frauen im Berufsleben, mehr Alkohol?

Die Untersuchung ihres Trinkverhalten im Alter ab 30 oder 40 Jahren sei wichtig, insbesondere bei den Frauen sei darauf zu achten. Der Alkoholkonsum der jungen Frauen, der jetzt in der Studie aufgefallen ist, wird von den Wissenschaftlern und Experten, die der Guardian in seinem Bericht zur Studie wiedergibt, zumindest teilweise mit Werbekampagnen erklärt, die auf junge Frauen abzielen. Dazu kämen die niedrigen Preise für Alkohol und für die Zielgruppe geschaffene Drinks, die mit süßem Geschmack und Life-Style locken.

Man solle sich bei der Prävention von Gesundheitsschäden und Suchtverhalten mehr auf Frauen konzentrieren, fordern beinahe alle, die im Guardian zu Wort kommen. Trinken könne man nicht länger als vor allem männliches Phänomen begreifen.

Interessant sind Verbindungen zur veränderten Berufswelt, die neben den zu niedrigen Preisen und den gezielten Werbekampagnen ebenfalls zur Sprache kommen. Auffallend sei, dass der Alkoholkonsum bei Managern höher sei. Da immer mehr Frauen in solchen Positionen arbeiten, kämen sie auch immer mehr mit dem im Managermilieu verbreiteten Trinkgewohnheiten in Berührung. Als Beispiele werden die After-Work-Treffen genannt, wo dem Alkohol munter zugesprochen werde.