Boko Haram entführt weitere 91 Menschen

Zahlreiche Festnahmen in Kamerun

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Wie erst gestern bekannt wurde, hat die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram letzte Woche nicht nur die Dörfer Tsaha, Kwarangilam und Koronginim überfallen und dabei dutzende Menschen getötet, sondern zwischen Donnerstag und Sonntag in den Ortschaften Kumanza, Yaga und Dagu, die ebenfalls im Bundesstaat Borno liegen, 91 Menschen entführt und weitere 30 umgebracht.

Bei den Entführten soll es sich zu mehr als zwei Dritteln um Frauen handeln, der Rest sind angeblich Kinder und junge Männer. Vier von ihnen kamen bei Fluchtversuchen ums Leben. Eine Selbstschutzmiliz, die sich in der Region Damboa gebildet hatte, konnte nach Angaben ihres Anführers weder die Entführungen noch die Morde und die Zerstörung der Dörfer verhindern.

Im Dorf Aliduwari, das nicht weit von der der Borno-Hauptstadt Maiduguri entfernt ist, sollen Boko-Haram-Terroristen die Bewohner nicht getötet, sondern lediglich vertrieben haben. Nigerianische Medien spekulieren nun, ob die Salafisten von dort aus eine größere Offensive vorbereiten. Militärs und andere Behördenvertreter wollen sich dazu bislang nicht äußern.

Das untergegangene Bornu-Reich ist heute Operationsgebiet von Boko Haram. Karte: Arnold Platon. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Im benachbarten Kamerun nahm das dortige Militär währenddessen in Amchide und in Maroua zahlreiche Personen unter dem Verdacht fest, Boko-Haram-Terroristen zu sein. 40 Festnahmen folgten einer Razzia auf dem vorher abgeriegelten Zentralmarkt der 200.000-Einwohner-Stadt Maroua, wo die Soldaten Waffen suchten. Hintergrund der Razzia waren Erkenntnisse, nach denen Boko Haram seine Aktivitäten in der ehemaligen deutschen Kolonie ausbauen will.

Beim Marouaer Händler Wanika Baba kam die Sperrung des Markes nicht gut an. Er beklagte in einem örtlichen Radiosender, dass man ihm damit die Erwerbsmöglichkeit genommen habe, und bezweifelte öffentlich, dass alle 40 Festgenommenen - von denen er einige persönlich kenne - Boko-Haram-Terroristen sind. Colonel Pierre Nyemeck, der die Anti-Terror-Operation leitet, räumte ein, dass die Situation für das Militär "kompliziert" sei, weil es viele Familien gebe, deren Angehörige beiderseits der Staatsgrenze leben.

In Kamerun hängt nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung dem Islam an, 40 Prozent sind Katholiken, 30 Protestanten und ungefähr 10 glauben an noch traditionellere Religionsvorstellungen. Die Moslems konzentrieren sich auf die Nordprovinzen. In Maroua liegt ihr Anteil beispielsweise bei 75 Prozent. Viele von ihnen gehören der Volksgruppe der Fulbe an, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung Kameruns stellen und in ganz Westafrika verbreitet ist -auch in Nigeria. Daneben sind die Kanuri, das Staatsvolk des untergegangenen Bornu-Reichs, eine in beiden Ländern bedeutende moslemische Volksgruppe.

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