Erste Frackingverbote in Volksentscheiden in den USA

Symbolische Bedeutung könnte das Verbot in der texanischen Stadt Denton erlangen

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Ausgerechnet in Texas haben die Bewohner der 110.000-Einwohner Stadt Denton entschieden, Fracking zu verbieten. Auch in Ohio und Kalifornien gab es Volksentscheide zum Verbot von Fracking, in Kalifornien sprach sich eine Mehrheit in Mendocino und San Benito und in Ohio in Athens ebenfalls für ein Verbot aus. Aber das Verbot in Texas, wo Fracking boomt, ist symbolisch und bedeutet, dass die Menschen vor Ort den Öl- und Gas-Rush nicht mehr mittragen wollen, weil er zur Belastung wird.

Auf die Grünen ist in Denton der Erfolg nicht zurückzuführen, sie bekamen gerade einmal 0,29 Prozent der Stimmen, während die Republikaner mit über 72 Prozent bei den Zwischenwahlen haushoch gewannen. Auch die republikanischen Kandidaten für den Senat und das Repräsentantenhaus erzielten weit mehr als Zweidrittel der Stimmen. Von den 25.000 Bürgern, die am Volksentscheid teilnahmen, stimmten 58 Prozent für das Frackingverbot. In der Universitätsstadt scheinen sich vor allem die Stadtbezirke um die Universitäten am stärksten gegen Fracking ausgesprochen zu haben. Und die Frackinggegner haben gewonnen, auch wenn die Lobbyverbände ein Vielfaches an Geld eingesetzt haben, um für Fracking zu werben.

In Denton wurde bereits 2001 die erste Frackinggenehmigung ausgesprochen, die Stadt war also schon an den ersten Ansätzen des jetzigen Booms dabei. Bohrungen können bis 75 Meter Entfernung von Häusern, also in Wohngebieten durchgeführt werden. Auch nachts gibt es daher Lärm und helle Beleuchtung.

Die Bürgerinitiative hatte vor allem gesundheitliche Folgen angeprangert, denen die Bewohner der Stadt ausgesetzt seien. Im Stadtbereich gibt es 240 Gasquellen, die in aller Regel nicht von Bewohnern Dentons ausgebeutet werden. Zum städtischen Haushalt trage Fracking steuerlich gerade einmal 1 Prozent bei. Wie überall müssen die Firmen nicht offenlegen, aus welchen Chemikalien die Mischung besteht, die sie in den Boden pumpen. Angeblich habe Denton die schlechteste Luftqualität in Texas, was auf Fracking zurückgeführt wird. Auch die Ozon-Konzentration sei höher als in anderen Gebieten.

"Wenn dieser Ort im Herzen der Gas- und Ölindustrie nicht mit Fracking leben kann, wer kann es dann?", sagt Bruce Baizel von der Umweltorganisation Earthworks. Er hofft, dass Verbot dazu führt, dass die Industrie in Texas gezwungen wird, die angerichteten Schäden zu beseitigen. Nach Beizel wurde in Denton Fracking erfunden.

Die Befürworter erklären hingegen, es gehe von Fracking keine Gefahren aus, man müsse nur die Menschen besser aufklären und ihre Ängste ansprechen. Die Texas Oil & Gas Association hat bereits gegen den Volksentscheid eine Klage eingereicht, weil das Verbot gegen die Gesetze von Texas verstoße, während der für die Regulierung des Energiesektors in Texas zuständige Kommissar erklärte, dass das Verbot auf "falschen Informationen anstatt auf Wissenschaft und Fakten" zurückzuführen sei. Und er fügte erwartbar hinzu, dass ein solche Verbot die "Energierenaissance und den Wohlstand aller Texaner" gefährde.