Frankreichs Atomarsenal: 300 Sprengköpfe

Präsident Hollande: "Die Abschreckungskraft gestattet uns, dass wir die Möglichkeit haben, frei zu leben"

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Einmal in ihrer Amtszeit äußern sich die französischen Präsidenten zum nuklearen Abschreckungspotential der Nation. François Mitterand hatte 1994 mit einer für Atommächte unüblichen, genauen Auflistung des Arsenals Eindruck gemacht. Nicolas Sarkozy macht es ihm 2008 mit etwas größerer Zurückhaltung nach und François Hollande bekundete gestern ebenfalls seinen Willen zur Transparenz und verriet in seiner Rede, dass Frankreich etwa 300 atomare Sprengköpfe als Abschreckung zur Verfügung stehen.

Hollande hielt die Rede am Luftwaffenstützpunkt in Istres, wo ein Teil der Force de frappe stationiert ist. Es war also in mehrfacher Hinsicht nicht zu erwarten, dass er sich sonderlich kritisch mit Fragen der nuklearen Bewaffnung befasst. Zudem: "Der internationale Kontext ermächtigt keinerlei Schwäche", sagte Hollande. Die Zeiten der nuklearen Abschreckung seien nicht vorbei. Es stehe außer Frage, dass Frankreich auf seine Abwehr, auch in diesem Bereich, achte. Sie werde nicht heruntergefahren.

Dem folgten Sätze, die die nukleare Bewaffnung in Tönen lobten, die Atombombenfans in jedem Land, das den Wunsch nach solcher Bewaffnung hegt, von der Richtigkeit ihres Ziels überzeugt. Zwar warnte Hollande staatsmännisch vor den Gefahren einer Weiterverbreitung von Atomwaffen und ging insbesondere auf den Fall Iran ein, das auf keinen Fall in den Besitz von Atomwaffen gelangen dürfe - dies alles mit der Nüchternheit und dem Pflichtbewusstsein, die Hollande zugeschrieben werden.

Richtig auf Touren kam er, als er die Vorzüge der nuklearen Abschreckung beschrieb: die Freiheit, der Schutz vor jeder staatlichen Bedrohung, der große Einfluss, die Rolle und die Stellung, die Frankreich auf der Welt auch dadurch, dass es Atommacht ist, zugekommen ist, der Respekt - "weil jeder weiß, wenn Frankreich spricht, so kann es dies auch in Aktion umsetzen".

Dazu erwähnt Hollande technische Fortschritte durch die Weiterentwicklung des nuklearen Arsenals, wovon auch andere Bereiche profitieren würden. Die Arbeit an der nuklearen Abschreckung trage zur Exzellenz und Wettbewerbsfähigkeit der französischen Industrie bei, bekannte Hollande, um am Ende seiner Rede nochmal deutlich herauszustellen, dass die Force de dissuasion (Abschreckungskraft) das "teuerste, wertvollste und wichtigste der Nation absichert" - die Unabhängigkeit:

Unsere Abschreckungskraft gestattet uns, dass wir die Möglichkeit haben, frei zu leben, und die Macht, überall in die Welt unsere Botschaft hinauszutragen, ohne Angst zu haben und nichts zu befürchten, weil wir uns unserer Verteidigungskapazitäten sicher sind.

Nur von einem Kritiker aus dem Kreis der großen Medien kamen Einwände: Dass die neueren Kriege meist von Gruppen und nicht von Staaten geführt werden - mit konventionellen Waffen, die in Frankreich modernisiert werden müssten. Dass die 3,5 Milliarden Euro, die jährlich für das französische Nukleararsenal aufgewendet werden, auch anders angelegt werden könnten. Nicht unbedingt unbedingt militärisch, wenn es zum Beispiel um Botschaften Frankreichs an die Welt gehe, so wäre auch an den Ausbau französischer Institute im Ausland zu denken.

Auf den breiten Konsens über die atomare Bewaffnung können sich französische Staatspräsidenten verlassen.