Atommüll-Endlager als Geschäftsmodell

In Südaustralien prüft eine Kommission den Kernkrafteinstieg

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In Australien wird seit 1906 Uran abgebaut. Das Element ist dort in so großer Menge und in so wirtschaftlichen Konzentrationen vorhanden, dass das Land heute mit der Ausbeute von nur drei Bergwerken der drittgrößte Exporteur der Welt ist. Das könnte noch eine Zeit lang so weitergehen: Manche Experten schätzen, dass bis zu einem Drittel des verwertbaren Urans auf der Welt auf dem fünften Kontinent lagert.

Trotzdem gibt es in Australien bislang keine Kernkraftwerke. Das liegt unter anderem daran, dass es in dem Land auch sehr viel Kohle gibt, durch die aktuell drei Viertel des australischen Stroms erzeugt werden. Dieser Kohleüberfluss trug dazu bei, dass das Anfang der 1970er Jahre geplante Kernkraftwerk Jervis Bay nicht gebaut wurde, weil der verhältnismäßig teure Atomstrom nicht mit dem billigen Kohlestrom konkurrieren konnte.

Uranminen und Uranlagerstätten in Australien. Karte: NordNordWest. Lizenz: CC BY-SA 3.0

45 Jahre später ist Kohle immer noch relativ billig - aber Klimaschützer kritisieren, dass ihre Verfeuerung durch den Kohlendioxidausstoß potenziell dazu beiträgt, das Wetter noch unberechenbarer zu machen. Das führte dazu, dass man in Australien erneut über Kernkraftwerke nachdenkt.

Am weitesten fortgeschritten sind diese Überlegungen im Bundesstaat Südaustralien, wo Regionalregierungschef Jay Weatherill mit dem Segen des australischen Premierministers Tony Abbott eine Kommission einsetzte, die bis zum 6. Mai 2016 potenzielle Standorte besichtigen, mit Bürgern diskutieren und Chancen und Risiken der Kernenergienutzung abwägen soll. Dass sich Weatherill und Abbott in der Frage der Kommission einig sind, ist insofern bemerkenswert, als beide aus verschiedenen politischen Lagern kommen: Jay Weatherill gehört der Labour Party an, Tony Abbot der Liberal Party.

Ein anderer Politiker dieser Liberal Party, Senator Sean Edwards, verspricht den Australiern, sie könnten die "Saudis of the South" werden, wenn sie sich dazu entschließen, anderen Ländern ihren Atommüll gegen Geld abzunehmen. Edwards rechnet dabei mit hohen Milliardeneinnahmen, die er dazu einsetzen will, Staatsschulden abzubauen und Steuern zu senken.

Der Plan des Senators beinhaltet aber auch eine Wette: Eine Wette darauf, dass man den Atommüll nicht ewig lagern muss, sondern in absehbarer Zukunft mit IFR-Reaktoren wiederverwerten kann. Funktioniert diese Technologie einmal so, wie sie sich ihre Befürworter vorstellen, dann ließe sich damit nicht nur Strom erzeugen, sondern auch die gefährliche Strahlungszeit deutlich verringern. Allerdings müssen auch IFR-Befürworter wie Ben Heard von ThinkClimate Consulting einräumen, dass ein entsprechendes Funktionieren der Reaktoren zwar "glaubhaft", aber "noch keine abgemachte Sache" ist.

Kritiker befürchten außerdem, dass es Sicherheitsprobleme geben könnte. Dem halten IFR-Fürsprecher entgegen, dass in Australien weder schwere Erdbeben noch Tsunamis wahrscheinlich sind. Außerdem sei der IFR-Reaktor - anders als Leicht- und Druckwasserreaktoren - so konzipiert, dass er sich selbst zurückfährt, wenn Strom und Bedienpersonal ausfallen.

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