Friendly Fire in Kiew?

Schild mit einem Durchschuss und Blut, Aufnahme vom 20. Februar. Bild: Mstyslav Chernov/CC-BY-3.0

Auch zwei Jahre danach bestreitet die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft die Existenz von Todesschützen in Maidangebäuden

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Zwei Jahre nach dem Kiewer Blutbad ist es wohl so fraglich wie nie, ob die Öffentlichkeit jemals erfährt, wer für die Verbrechen vom 20. Februar 2014 verantwortlich ist. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft ist sich sicher, dass die Mörder ausschließlich staatliche Sicherheitskräfte waren. Der Politikwissenschaftler Ivan Katchanovski merkt an, dass dagegen sogar die eigenen Beweise der Staatsanwaltschaft sprechen. Dabei hat diese die meisten Aspekte des Verbrechens noch nicht mal untersucht. Westliche Medien spielen ganz unterschiedliche Rollen bei der Aufklärung.

Die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine (GPU) ist sich sicher, dass 48 der 49 getöteten Maidan-Kämpfer und Demonstranten am 20. Februar in Kiew von Berkut-Polizisten erschossen wurden. Dies sei eine "terroristische Handlung" gegen den Maidan gewesen. Der Anklagevorwurf wurde erst vor kurzem von 39 auf 48 Morde erhöht. Der Fall des 49. Toten, eines georgischen Demonstranten, ist auch für die GPU noch unklar.

Trauer in der Todeszone: Dort wo vor zwei Jahren Dutzende Maidankämpfer gezielt erschossen wurden, gedenken heute Menschen der Getöteten vor deren Bildern. Im Hintergrund das Hotel Ukraina aus dem an diesem Tag nachgewiesenermaßen in Richtung der Todeszone geschossen wurde. Foto: Stefan Korinth

Generalstaatsanwalt Viktor Schokin - bereits der dritte seit dem Machtwechsel vor zwei Jahren - ist überzeugt, dass er schlüssige Beweise vorlegen kann, die die Spezialtruppe Berkut und den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch als "Spitze der Befehlspyramide" belasten. Der Fall sei "faktisch aufgeklärt", behauptete Schokin bereits im Oktober. Und das obwohl leider zahlreiche Beweise in den ersten Tagen zerstört worden seien, so der GPU-Chef.

Verdächtigt wird die sogenannte "Schwarze Rotte", eine spezielle Berkut-Einheit, die von Dmitri Sadownik kommandiert wurde und der 22 Männer angehört haben sollen. Vor Gericht stehen jedoch nur zwei von ihnen, Serhiy Zinchenko und Pawlo Abroskin, die restlichen Angeklagten haben sich rechtzeitig abgesetzt. Ihnen wird zudem die Verwundung von 80 Demonstranten vorgeworfen.1

Bei einem Angriff auf vorrückende Maidankräfte am Oktoberpalast und später von einer Polizeibarrikade im oberen Teil der Institutska-Straße aus sollen sie die Oppositionskämpfer am Vormittag des 20. Februar erschossen haben. Die beiden Angeklagten seien zwar auf der Institutska gewesen, hätten aber niemanden erschossen, so ihre Verteidigung.