Wahlkampf und Weltretten

YouTube und Co. - unsere wöchentliche Telepolis-Videoschau

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Noch zwei Mal schlafen, dann geht es an die Wahlurne. Während also auf Plakaten munter für die Etablierten geworben wird, summt der buzz im Internet am Lautesten für die orange-schwarz beflaggte Partei mit Heimatvorteil. Da gibt es jede Menge inoffizielle Wahlwerbung - mal marktschreierisch und flashy, nur zwei Klicks weiter voll von beinahe zu gut verstecktem Sarkasmus. Und auch offiziell hat die Piratenpartei im Endspurt noch einmal aufgerüstet. Ganz und gar nicht an den Erfolg der Piraten wollen PARTEI-Chef Martin Sonneborn und Tagesschau-Ikone Uli Wickert glauben. So nutzt letzterer ihre Präsenz und bemerkenswerte Unkenntnis über die Wahlbeteiligung der letzten zwei Jahrzehnte für einen gutbürgerlichen Lacher des Establishments, während ersterer der orangenen Konkurrenz ehrliche 5,0% wünscht - damit die "vorläufige Bundestagswahl" wiederholt wird.

Für die etablierte Konkurrenz ist auch wenig mehr als Häme übrig: So betört das Steini-Girl ein wenig unbeholfen den Gegen-Kandidaten aus den eigenen Reihen der großen Koalition, und die Frau Kanzlerin muss sich während ihres Hamburger Wahlkampfes mit einem "Yeeaaah!"-Flashmob auseinandersetzen - übrigens eine Folge eines launig mit Edding auf ein Wahlplakat gekritzelten Spruches (Achtung: Offline-Medium!). Immerhin, sie nahm es mit Humor, spätestens als sie einige Tage später in Wuppertal gut gelaunt ihre "Freunde aus dem Internet" begrüßte. Zuletzt (und zugegeben: nicht ganz aktuell) darf sich der Außenminister in spe - wobei "spe" hier durchaus im Rahmen seines lateinischen Ursprungs als "Hoffnung" der in Folge genannten Person verstanden werden darf -, Guido Westerwelle mit seiner (Fremd-)Sprachgewandtheit präsentieren, die ihn als legitimen Nachfolger des früheren Bundespräsidenten Heinrich Lübke ausweist.

Dass man diese ganze Wahl- und Politik-Sache durchaus auch mit Humor nehmen kann, beweist der Fall der (nach Ansicht mancher: nicht ausreichend) uniformierten Berliner Filmfans, die letztens bei einer Demo in bester Stimmung Bud Spencer und Terence Hill zitierten: "Hört auf zu winken, sonst bricht der Arm ab!" Auch die Kalauer-Rocker von J.B.O. trösten die Kanzlerin bereits wegen der bevorstehenden Wahlniederlage. Am Rande des aktuellen Kontextes dann auch noch die Feststellung eines amerikanischen Politikmitarbeiters, dass Pornografie unzweifelhaft schwul macht. Und zum Schluss erzählt uns pünktlich zum US-Start der sechsten Staffel von "House M.D." Hugh Laurie - wenn er gerade mal nicht einer deutschen Profisportlerin seine unsterbliche Liebe gesteht -, was wir tun können, um die Welt ein für alle mal zu retten. Liebe Freunde aus dem Internet: damit sollte für Sonntag jetzt alles klar sein.