Scheitert Schwarz-Gelb erneut?

Umfrageergebnisse legen dies nahe, das Lager der Unentschlossenen entscheidet den Wahlausgang

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In der Zielgerade scheint die Union weiter an Wählergunst zu verlieren. Zumindest deutet sich bei der letzten stern-RTL-Umfrage vor der Wahl an. Die Union war schon Anfang der Woche um 2 Punkte auf 35 Prozent geschrumpft, bei der Umfrage, die am Freitag veröffentlicht wurde, sind es noch einmal zwei Punkte weniger geworden.

Wenn der Trend bis Sonntag anhielte, wäre es sicherlich nichts mehr mit der schwarz-gelben Koalition, selbst wenn die FDP noch ein wenig zulegt, wie sie dies gerade mit einem Punkt auf 14 Prozent gemacht hat. Damit lägen Union und FDP zusammen bei 47 Prozent, ebenso viel würden SPD, Grünen und Linkspartei erreichen. Der Auftrieb bei der SPD scheint aber schon wieder vorbei zu sein. Die Partei kommt mit einem Punkt weniger auf 25 Prozent, dafür legt die Linke zu und erreicht nun 12 Prozent, die Grünen rutschen zurück auf 10 Prozent.

Das Alles sagt freilich noch ziemlich wenig aus, weil es immer noch 27 Prozent Unentschlossene gibt, was die Wahlforscher, die schon öfter daneben lagen, vor erhebliche Probleme stellt. Nach einer von der FAZ in Auftrag gegebenen Umfrage, lag der Anteil der Unentschlossenen gar noch Anfang der Woche bei 35 Prozent. Da könnte vielleicht noch viel mobilisiert werden, um die Zögerlichen zur Stimmabgabe zu locken.

Kann gut sein, dass Unentschlossene, sofern wie von der Forschungsgruppe Wahlen im ZDF ein Wahlsieg von Schwarz-Gelb (schwarz-geld schrieb ich zunächst versehentlich, was vielleicht gar nicht so unzutreffend wäre) als knapp, aber sicher ausgegeben wird, eher Zuhause bleiben, während die übrigen Parteien zusätzliche Stimmen erhalten. Da eine rot-rot-grüne Koalition aber nicht zustande kommen sollte – aber wer kann sie da ganz sicher sein? -, ist der Effekt umgekehrt wohl weniger stark. Manche werden sich sagen, wenn schon rot, dann lieber ganz rot, um eine richtige Opposition zu erhalten. Die Grünen dürften eher klein bleiben, weil man ihnen nicht ganz traut, ob sie sich nicht zuletzt doch einer schwarz-gelben Koalition anschließen könnten. Die FDP wird deswegen stark bleiben, weil hier diejenigen als Notlösung Unterschlupf finden, die auf jeden Fall eine große Koalition vermeiden wollen. Allerdings wurden die Differenzen zwischen den Parteien in den letzten Tagen auch immer deutlicher, zuletzt mit dem Wunschpapier aus dem Hause Schäubles.

Bei dieser Konstellation lässt sich – auch in der Theorie – kaum taktisch wählen. Kann gut sein, dass deswegen viele der Unentschlossenen dem Lager der Nichtwähler beitreten. Wirklich mehrheitsfähig wäre die schwarz-gelbe Regierungskoalition wohl nicht, sie könnte nur dank der eigentlich verfassungswidrigen Überhangmandate zum Ziele kommen und dann gegen die Mehrheit der Wähler regieren, deren Zahl sich noch erhöhen würde, wenn man die Nichtwähler einbezöge. Die Fortsetzung der angeblich ungeliebten schwarz-roten Regierungskoalition (zunächst entkam der Tastatur doch schwarz-toten) wäre hingegen eine sichere Nummer. Alles weiter so. Das hatten wir unter Kohl auch schon so, warum also nicht unter Merkel? Wir merkeln uns mit Steinmeier um die Zukunft herum. Das führt zu keinem Aufrütteln bei den Unentschlossenen und ist sicherlich einer der Gründe, warum es so viele Unentschlossene gibt. Das Menü mit seinen Optionen und seinen vielen zwanghaften Kombinationsverboten überzeugt nicht.