Folgen der Uranentsorgung durch Waffen

Im Irak soll die Zahl der missgebildeten Kinder stark angestiegen sein, vor allem vom US-Militär verwendete Munition mit abgereichertem Uran wird als Ursache vermutet

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Schon nach dem ersten Golfkrieg soll die Zahl der Kinder, die mit Missbildungen auf die Welt kamen, im Irak in die Höhe geschnellt sein. Darum gekümmert hat sich aber kaum jemand, schließlich wurde der Irak vom Diktator Hussein beherrscht, der dann aufgrund der Anschläge vom 11.9., mit denen sein Regime bekanntlich überhaupt nichts zu tun hatte, durch die Invasion der US-Truppen und ihrer "Koalition der Freiwilligen" gestürzt wurde. Und wieder kam es zu Berichten über einen Anstieg von Missbildungen oder Totgeburten. Berichtet wurde ähnliches schon nach dem Krieg gegen Serbien (Low Intensity Nuclear War).

Schuld soll die vom US-Militär und befreundeten Truppen verwendete Munition mit abgereicherten Uran (DU) sein, das die Durchschlagskraft erhöht, aber auch langfristig Strahlenbelastung verursacht. Praktisch ist DU-Munition nicht nur, um besser geschützte Stellungen oder gepanzerte Fahrzeuge zu zerstören, sondern damit kann man auch Atommüll, für den es kein Endlager gibt, in anderen Ländern entsorgen.

Hunderte von Tonnen Uran wurden so mit Bomben im ersten Golfkrieg 1991 im Irak entsorgt, im Krieg gegen Serbien waren nur wenige Tonnen, im letzten Irakkrieg (Tödliches Erbe) und in Afghanistan (Tödlicher Staub) dürfte wieder reichlich DU-Munition eingesetzt worden sein, wahrscheinlich jeweils mehr als 1000 Tonnen. Das Uran, das die Umwelt – möglicherweise in weitem Umkreis vergiftet (Haben die Uranwaffen des Irak-Kriegs auch Europa kontaminiert?) -, soll nicht nur zu Missbildungen bei Kindern führen, sondern auch das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken.

Das Pentagon hat stets zurückgewiesen, dass von abgereichertem Uran eine Gefährdung für die Menschen ausgeht (Depleted Uranium: Not a Battlefield Health Threat), da es 40 Prozent weniger Radioaktivität als natürliches Uran enthalte. Nach einer Untersuchung in Basra ist der Urangehalt im Boden von 60-70 Becquerel pro Kilogramm Erde vor 1991 auf über 10.000 im Jahr 2009 angestiegen. In Gebieten, in denen noch Bomben herumlagen, wurde noch eine Strahlung bis 36.205 Becquerel pro Kilogramm Erde gemessen.

Beim Aufprall eines DU-Projektils entzündet sich der Uran-Kern. Dabei verdampft ein Teil des DU zu Aerosol, also zu feinem Staub, der vom Wind größere Strecken befördert und durch die Atmung mit aufgenommen werden kann. Der Rest verteilt sich in der unmittelbaren Umgebung, wo Menschen in Kontakt mit ihm geraten können. Uranoxidstaub gelangt ins Grundwasser, auch die Korrosion von DU-Munition gibt den Stoff ab. Eine UNEP-Untersuchung von Orten in Serbien und Montenegro, die mit DU-Munition bombardiert wurde, entdeckte noch drei Jahre nach der Bombardierung DU-Partikel in der Luft. 2004 kam eine Studie zum Ergebnis, dass sich abgereichertes Uran auch im Urin von Zivilisten und Soldaten im Irak angereichert hat.

Reuters berichtete letztes Jahr, dass sich die Zahl der missgebildeten Kinder, Krebserkrankungen und anderer Gesundheitsprobleme im Irak nach den irakischen Gesundheitsbehörden stark erhöht habe, was auf erhöhte Strahlenbelastung zurückgeführt wird. Besonders in Falludscha sei die Zahl der missgebildeten, gelähmten und totgeborenen Kinder stark angestiegen.

Der britische Fernsehsender Sky News hatte schon vor zwei Jahren von den vielen missgebildeten Kindern berichtet und schreckliche Bilder gezeigt, beispielsweise von einem Baby, das mit zwei Köpfen geboren wurde. In einer Sendung wurde von Iraks Stadt der missgebildeten Kinder berichtet. Seitdem habe die Zahl der missgebildeten Kinder noch zugenommen, versichert der Sender jetzt.

Die finale Schlacht um Falludschah, eine der angeblichen Hochburgen des Widerstands (Nach den Amerikanern kommen die Islamisten), sollte einen Wendepunkte im Irak-Krieg erzielen, heizte den Widerstand aber erst noch einmal an und sorgte nach Abu Ghraib für anti-amerikanische Stimmung. Im Oktober hatte die US-Armee Falludscha umstellt und alle Einwohner aufgefordert die Stadt zu verlassen. Wie viele von den 300.000 Einwohnern zurückgeblieben sind, ist unbekannt. Auch die meisten Aufständischen hatten die Stadt verlassen, als die Amerikaner mit überwältigender Waffengewalt große Teile der Stadt beim Einmarsch zerstörten, bei dem die Medien ebenso wie bei den noch Wochen anhaltenden Kämpfen mit den wenigen verbliebenen Aufständischen ausgesperrt blieben. Wie viele Menschen dabei getötet wurden ist unbekannt, man weiß auch nicht, welche Waffen die Amerikaner eingesetzt hatten. Es stellte sich aber heraus, dass Phosphorwaffen verwendet wurden (Doppelte Moral). Und dass Bomben mit abgereicherten Uran eingesetzt wurden, ist höchstwahrscheinlich.

Sky News zitiert nun Dr. Hassan Elbushra, den WHO-Repräsentanten im Irak, dass nun die Weltgesundheitsorganisation auch die Missbildungen bei der Geburt untersuchen und dabei überprüfen werde, ob es in Falludscha Auffälligkeiten gebe, wovon Ärzte berichten. Besonders die Städte Bagdad, Nadschaf, Basra und Falludscha sind nach dem irakischen Umweltministerium schwer mit abgereichertem Uran belastet.