Wie teuer Raucher Arbeitgebern kommen

Durch Raucherpausen, Fehltage und Unkonzentriertheit kostet ein Raucher nach Schätzungen von US-Wissenschaftlern mehr als 4.600 Euro jährlich

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

US-Wissenschaftler haben abgeschätzt, wie viel ein Arbeitgeber in den Wind schießt, wenn er einen Arbeitnehmer beschäftigt, der dem Laster des Rauchens nachgeht. Das Ergebnis ist bitter für Raucher und ein Anstoß für Unternehmer, genauer hinzuschauen, wen man einstellen will. Tausende von Euro zusätzlich soll ein rauchender Angestellter pro Jahr kosten. Vermutlich kann man ähnliche Rechnungen auch für andere Laster und Gewohnheiten aufstellen, um den effizientesten und kostengünstigten Arbeitnehmer ausfindig zu machen.

Helmut Schidt, Deutschlands wohl prominentester Dauerraucher, auf den SPD-Parteitag 1976. Bild: Ludwig Wegmann/ Deutsches Bundesarchiv ( B 145 Bild-F048646-0030). Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Aber nun steht erstmals der Raucher zum Abschuss frei. Durchschnittlich 5.816 US-Dollar (4.680 Euro) soll ein Raucher den Arbeitgeber jährlich zusätzlich kosten, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Beitrag, der in der Zeitschrift Tobacco Control erschienen ist. Die Mehrkosten gegenüber dem nichtrauchenden Angestellten entstehen vor allem durch Rauchpausen, Fehlzeiten und Gesundheitskosten. Die Zeit, die ein Angestellter für sein Laster aufwenden muss, erhöht sich natürlich durch das Rauchverbot an Arbeitsplätzen. Dadurch müssen die Angestellten oft weite Wege gehen, um ihr Gift zu inhalieren oder sich zu dopen. Kosten für Raucherzonen oder Rauchabzugssysteme wurden nicht mit in die Schätzung einbezogen.

Die Wissenschaftler sagen explizit, dass sie die Kosten eines Rauchers aus der Sicht eines Arbeitgebers abschätzen wollten, um diesen dann auch Informationen zur Verfügung zu stellen, nach denen er Personal einstellt. Manche US-Arbeitgeber verlangen von Rauchern bereits höhere Krankenkassensätze, andere wie Turner Broadcasting, Alaska Airlines oder Union Pacific Railroad stellen nur noch Nichtraucher ein. Es gibt offenbar bereits Arbeitgeber, die Angestellte entlassen, wenn sie nicht innerhalb einer Frist mit dem Rauchen aufhören. Für ihre Schätzung haben die Wissenschaftler schon mal 15 Prozent vom durchschnittlichen Lohn abgezogen, weil Raucher angeblich in den USA sowieso schon weniger verdienen würden. Die Rauchpausen sind der größte Kostenfaktor und sollen durchschnittlich mit mehr als 3.000 US-Dollar durchschlagen. Sehr konservativ wird dabei angenommen, dass nur zwei Zigaretten pro Arbeitstag außerhalb der normalen Pausen geraucht würden, was jeweils 15 Minuten Zeit kostet, die Wege eingeschlossen.

Gesundheitskosten, d.h. Krankenkassenbeiträge, sind zweite Kostenfaktor mit zusätzlichen 2.000 US-Dollar. Raucher würden allerdings auch zu Übergewicht, wenig körperlicher Bewegung und Alkoholkonsum neigen. Man habe nur die reinen aus dem Rauchen entstehenden Kosten für Arbeitgeber in den USA in Betracht gezogen. Diese lägen 8 Prozent höher bei Rauchern. Und auch wenn die Raucher normalerweise kürzer leben als Nichtraucher, würden sie dem Arbeitgeber nicht wesentlich billiger kommen, weil weniger Rente bezahlt werden muss.

In Abwägung von Studien über die höheren Fehlzeiten von Rauchern gehen die Wissenschaftler von einem Mittel von 2,6 Fehltagen aus, was sich pro Jahr bei einem Stundenlohn von etwa 26 Dollar und einer Arbeitszeit von 7,5 Stunden in mehr als 500 US-Dollar Verlust für den Arbeitgeber niederschlagen würde.

Weil Rauchen eine Nikotinsucht ist, die nach dem Konsum einer Zigarette schnell wieder entsteht, soll auch deswegen die Produktivität gegen über Nichtrauchern niedriger sein. Der Präsentismus schlage hier durch, man ist zwar in der Arbeit anwesend, aber nicht wirklich einsatzfähig. Das irgendwie quantitativ abzuschätzen, ist gewagt. Die Wissenschaftler schreiben, dass manche Studie von einer 4 Prozent geringeren Arbeitsproduktivität ausgehen, sie würden sicherheitshalber nur einmal ein Prozent annehmen, was sich mit zusätzlichen Kosten von 460 US-Dollar niederschlagen würde. Und selbst wenn ein Angestellter nur in der Freizeit rauchen sollte, wirke sich seine Sucht auf die Arbeit aus.

"Arbeitnehmer, die rauchen", so abschließend die Wissenschaftler, "führen zu bedeutsamen zusätzlichen Kosten für private Arbeitgeber." Etwas versteckt fordern sie die Arbeitnehmer auf, dies bei ihren Personalentscheidungen zu berücksichtigen: "Die Ergebnisse dieser Studie können Arbeitgebern bei Entscheidungen über mit dem Rauchen zusammenhängenden Richtlinien informieren." Dabei gehe es nicht nur um die Kosten, sondern auch um menschliches Leides, das sich in Geld nicht ausdrücken lasse. Es wäre also nur Fürsorge der Arbeitgeber für die Arbeitnehmer, wenn erstere "Nikotin vom Arbeitsplatz verbannen".