Fleischlos: klimafreundlich?

Das klimaschonende Billighuhn, der umweltschädliche Biojoghurt und das soziale Gewissen von Greenpeace

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Ein verbreitetes Mem besagt, Fleischproduktion sei mit hohen Klimagasemissionen verbunden und Lakto-Vegetarier lebten klimafreundlicher. Grund der gängigen Annahme: Um einen Liter Milch zu produzieren, wird weit weniger Futter gebraucht als für die Produktion eines Kilos Rindfleisch.

Entsprechend wird in dieser Tabelle einem Kilo Rindfleich der dreißigfache Klimagasfaktor zugeschrieben wie dem Liter Milch (Methan aus Rindermägen mit eingerechnet).

Sieht man tierische Nahrungsmittel als Lieferanten hochwertigen Proteins, die sie ernährungphysiologisch für den Menschen in erster Linie sind, muss man allerdings die unterschiedlichen Eiweißgehalte pro Kilo Lebensmittel mitbedenken. Dann kommt man etwa auf den Faktor 5, den die Milch "klimafreundlicher" scheint als das Rindfleisch.

Foto: Stefan Kühn. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Von CO2-Rechnern, die individuelle CO2-Fußabdrücke berechnen, bekommt man für die Angabe "Vegetarier" wohl deshalb eine Klimagas-Gutschrift im Vergleich mit "Mischköstlern". Es gibt einzelne Studien, die darauf verweisen, wie viel Klimagase und landwirtschaftliche Fläche eingespart werden könnten, wenn die Menschen kein Fleisch äßen (bei gleichbleibenden Milchverbrauch). All das sind leider bezogen auf europäische Länder Milchmädchenrechnungen (pun not intended), die mehrere essenzielle Fakten außer acht lassen.

Da ist einmal die Nichtspezialisten kaum bekannte Tatsache, dass Huhn in Sachen Klimafreundlichkeit die Milch schlägt. Pro Kilo ist Hühnerfleisch zwar vier mal so klimagasintensiv wie der Liter Milch (in der oben zitierten Tabelle). Da ein Kilo Huhn aber im Schnitt mit 200 g sechs mal so viel Protein enthält wie der Liter Vollmilch (33 g), ist Hühnerfleisch knapp, aber signifikant klimafreundlicher als Milch.

Eier sind noch einen Tick besser. (Eine Tabelle zum Proteingehalt typischer Nahrungsmittel pro Einheit Klimagasausstoß findet sich hier). Der riesige Vorteil des Hühnerfleischs gegenüber dem klimaschädlichen Rindfleisch entsteht, weil Rinder als Wiederkäuer schlechte Futterverwerter sind.

Ein Teil der zugeführten Energie geht bei Kühen an die Bakterien im Pansen, die weitere Teile als Methan freisetzen. Hühner dagegen sind hocheffiziente Futterverwerter. Ein Hühneresser, der auf Milchprodukte und rotes Fleisch verzichtet, ist ein größerer Natur- und Klimaschützer als ein Laktovegetarier. Denn bei weiterverarbeiteten Milchprodukten wird der Effekt noch größer. Ein durchschnittlicher Käse produziert pro Gramm Eiweiß ähnlich viel Klimagase wie Schweinefleisch. Je länger der Käse im energiefressenden Kühlhaus gelagert wird (Hartkäse), desto "klimaschädlicher" wird er.

Der eigentliche Fehler der Milchmädchenrechnung liegt aber anderswo. Korrigiert man ihn, verschlechtert das die Bilanz der Milch und aller übrigen Milchprodukte so sehr, dass Billig-Schweinefleisch am Ende sogar klimafreundlicher als Milch dasteht, erst recht natürlich als Käse. Das versteckte Problem der Milchprodukte: Sie zeichnen für die besonders hohen Emissionen des Rindfleischs mit verantwortlich.

Sobald nämlich Konsumenten Milch, Joghurt oder Käse nachfragen, sorgen sie für die Produktion von Rindfleisch. Fleisch liefernde Rinder sind in Deutschland in ihrer Mehrheit die männlichen Kinder der Milchkühe und zu einem geringeren Teil diese Milchkühe selbst.1

Milchkühe müssen regelmäßig kalben, um die Milchproduktion auftrechtzuerhalten. Das ist die Quelle der Mastrinder.

Rindfleisch ist also in Deutschland in erster Linie Nebenprodukt der Milchproduktion. Würden alle Bürger Deutschlands Laktovegetarier, würde dieses Rindfleisch exportiert. Für den Klimaschutz wäre damit gar nichts gewonnen. Milch mit weniger Rindfleisch gäbe es, würde man die männlichen Tiere direkt nach der Geburt töten, eine für diese Autorin traurige Vorstellung, die allerdings bei Hühnern schon so ähnlich umgesetzt wird. (Männliche Küken der Legerassen werden direkt nach dem Schlüpfen zu Tierfutter verarbeitet, eine Praxis, gegen die Tierschützer protestieren).

Solange die Milchproduktionsbedingungen so sind, wie sie sind, bewirkt in Deutschland niemand eine Klimagasreduktion, nur weil er vom Omnivoren zum Laktovegetarier wird. Eine Klimagasreduktion sowie eine erhebliche Reduktion benötigter Flächen wird man dagegen erzielen, wenn man konsequent auf alle Rinderprodukte verzichtet, einschließlich der milchigen, und diese durch Huhn, Soja oder sogar (ungünstiger) Schwein ersetzt.

Von der Klimabilanz her ist nach den mir vorliegenden Daten sogar der Unterschied zwischen einem Vollveganer und einer Person, die öfter kleine Mengen Huhn, Eier, Fisch oder auch Schweinefleisch isst, gering. Nicht größer als beispielsweise der Effekt, den ein Verzicht auf Tiefkühlgemüse gegenüber frischem Gemüse bringt oder ein Verzicht auf Tropenfrüchte.

Ungesunde Nahrungsmittel sind oft klimafreundlich

Für die Klimabilanz kommt ein weiterer Faktor hinzu: "Ungesunde" Nahrungsmittel, die viel billiges Fett und Kohlenhydrate enthalten, werden in typischen veganen und vegetarischen Ernährungsformen gemieden. Doch diese Billig-Lebensmittel sind "klimafreundlich". Grund: Sie weisen dank hoher Kaloriendichte oft ein günstigeres Verhältnis von Kaloriengehalt zu Treibhausgasemissionen auf als kalorienarme und pro Kalorie aufwendig auzubauende Nahrungsmittel wie Gemüse. Ein Gemüsefreak nimmt pro Tag ein höheres Nahrungsgewicht zu sich als ein Gemüsehasser.

Pro 100 Gramm mag Broccoli eine günstigere CO2-Bilanz haben als Keks, Wurstbrot oder die Fertig-Salamipizza. Aber 100 Gramm Pizza oder Wurstbrot reichen für die Versorgung mit Kalorien zehn mal so weit wie 100 Gramm Broccoli.

So unter anderem könnte sich erklären, warum eine große französische Ernährungsstudie zu dem Schluss kam, gesund ernährte Personen seien überraschenderweise über ihr Essen für mehr Klimagase verantwortlich als solche, die eine ungesunde Ernährung mit weniger Gemüse und Obst pflegten:

Obwohl sie hohe Anteile pflanzlicher Nahrung enthalten, sind selbstgewählte Ernährungsformen höchster Nährstoffqualität gegenwärtig nicht diejenigen mit den niedrigsten ernährungsverursachten Treibhausgasemissionen.

Wurstesser sind die Müllschlucker für die Edelfleischkonsumenten

Bei Moralpredigten gegen Billigfleischesser ebenfalls zu beachten: Verzehrer gerade der ungesunden Wurst leisten so manchem Gesundheitsbewussten einen Dienst. Sie betätigen sich nämlich als Ressourcenschoner für die, die "nur ganz selten Fleisch" konsumieren, aber dann fettarmes, von besonders hoher Qualität. Der große, unappetitliche Rest des Tieres, von Bauchspeck bis Klauen, muss aber auch von irgendwem gegessen werden, sollen die Klimagasausstöße für Filetsteak, Lendchen und Carpaccio nicht ins Astronomische steigen. Diesen Müllschluckerdienst leisten die geschmähten Wurstesser.

Ein Vegetarier, der neben viel Gemüse und Obst reichlich Milchprodukte verzehrt, ernährt sich nach alledem klar weniger klimafreundlich und weniger flächenschonend als ein Klimamuffel, der Nutellabrot, Wurstbrot, Brathähnchen, Kartoffelchips und Wiener Schnitzel liebt, sich aber bei Milchprodukten zurückhält. Die primären Klimasünder unter den Nahrungsmitteln sind eben nicht fleischliche Produkte an sich. Es sind Nahrungsmittel vom Rind (oder anderen Wiederkäuern), ganz gleich, ob in Fleisch- oder Milchform, denn die beiden Nutzungsformen sind nicht trennbar. Man kann allgemein leider nicht davon ausgehen, dass eine als gesund geltende Ernärung auch klimafreundlich oder ressourcenschonend ist.

Die Problematik der Wiederkäuer und die günstige Bilanz von Huhn, sowohl bei den Klimagasen wie beim Flächenverbrauch, sind in Expertenkreisen allgemein bekannt.2 Sollten es die Grünen tatsächlich mit dem Klimaschutz beim Essen ernst meinen, müssten Sie sich statt für einen Fleischlos-Tag in Kantinen für die Abstinenz von Milchprodukten einsetzen. Eine Forderung, die deutlich weniger populär sein dürfte.

Eine Einschränkung soll nicht verschwiegen werden: Der größte Unsicherheitsfaktor in allen Angaben zu Klimaeffekten liegt in der künftigen Nutzung derjenigen Landflächen, die durch den Verzicht auf Rinderprodukte (oder andere tierische Produkte) freiwürden.

Würden sie zu Wäldern? Werden sich hier ausgewilderte Wisente und Büffel, Schafe oder Ziegen tummeln? Würden die Flächen für extensive Landwirtschaft genutzt oder mit intensivem Dünger- und Pestizideinsatz für den Anbau von Biokraftstoffen verwendet? Würde hier Getreide angebaut? Sümpfe renaturiert? Jede Nutzungsform hat ihre eigenen Umwelteffekte und Effekte auf Mensch und Tier, die mit denen der bisherigen Nutzung verglichen werden müssen, um Nettobilanzen zu ziehen. Leicht ist das nicht.

Unsozialer Populismus: Die Anti-Billig-Fleisch-Kampagne von Greenpeace

Auch Greenpeace ist die Wiederkäuerproblematik bekannt. Denn in deren im Juni veröffentlichten Auftragsstudie zum Thema Fleischkonsum steht unter anderem zu lesen3:

Im Bereich der Tierhaltung ist vor allem die (intensive) Rinder- und Milchkuhhaltung verantwortlich für die hohen Emissionen.

Das geklammerte Wort "intensiv" ist ein Kotau vor der extensiven Tierhaltung, stimmt aber nur insofern, als es nur wenig extensive Rinderwirtschaft in Deutschland gibt. Selbst wenn alle Rindviecher - mit erheblichem Flächen-Mehrverbrauch - extensiv gehalten würden, hätten Milchkühe und Rindermast immer noch den bei weitem größten Anteil an allen Emissionen der deutschen Landwirtschaft.

Das Problem ist nicht in erster Linie die Haltung, sondern der Wiederkäuerstoffwechsel. (Eine Tabelle zu den Emissionen von Milch und Rindfleisch in verschiedenen Haltungsarten nach unterschiedlichen Studien findet sich hier auf den Seiten 160 und 161). Vor dem Hintergrund der Milchproblematik verwundert die Forderung von Greenpeace (auch hier), wegen "Schäden für Umwelt und Klima" pauschal alles Fleisch zu verteuern, einschließlich des klima- und flächenschonenden Huhns, während Milchprodukte, der bei weitem größte Einzelemittent und Flächenverbraucher unter den Nahrungsmittelgruppen, keine Erwähnung finden.

Die Armen sollen den Klimaschutzbeitrag liefern

Ein höherer Fleischpreis in der von Greenpeace geforderten Größenordnung entfaltet seine erhoffte ökologische Wirkung darüber, dass sich manche Menschen weniger Fleisch leisten können als zuvor. Die genannte Greenpeace-Auftragsarbeit stützt sich bezüglich der Lenkungseffekte der Fleischverteuerung auf eine Studie über reales Konsumverhalten 4. Bei Thiele wird die Einkommensabhängigkeit der Konsumsteuerung über den Preis explizit klargestellt5:

Es zeigt sich, dass einkommensärmere Haushalte ... preiselastischer reagieren als der Durchschnittshaushalt [d.h. sie kaufen weniger eines Produkts, wenn es teurer wird, Anm. d. Autorin]. Das ist plausibel, denn Haushalte, die über ein geringeres Einkommen verfügen, müssen genauer kalkulieren, um mit dem Einkommen auszukommen. Entsprechend fragen einkommensreichere Haushalte vergleichsweise preisunelastisch nach [d.h., sie ändern ihr Verhalten bei höherem Preis nicht oder kaum. Anm. d. Autorin].

Man weiß also: Es werden die Armen den Klimaschutzbeitrag liefern. Natürlich wird das in der Meldung auf der Greenpeace-Website nicht direkt gesagt. Doch aus der Formulierung "Schluss mit der Subventionierung von Billigfleisch" kann jeder erahnen, wen die Maßnahme treffen wird. Wer ein gutes Einkommen hat, wird eine Erhöhung um 15 % (Mehrwertsteuer plus "Nitratsteuer") kaum bemerken und darf weiterhin sein gelegentliches fettarmes Filetsteak oder die heimlich geliebte Bratwurst essen.

Es hindert den Gutverdiener oder den Greenpeace-Lobbyisten natürlich auch nichts, das Äquivalent des Jahres-Gesamt-CO2-Ausstoßes eines Geringverdieners und die zwanzigfache Menge von dessen jährlichen Fleischemissionen bei einer einzigen Fernreise aus den Flugzeugdüsen zu blasen. Lieber, als das Vergnügen der Wohlhabenden zu beschränken, zwingt man die Armen über den Preis zum Verzicht.

Die Greenpeace-Forderung zur pauschalen Fleischpreiserhöhung ist nicht auf Klimaschutzwirkung optimiert. Wenn es um Klimaschutz in der Landwirtschaft gehen soll, wäre es sinnvoller, sich für wesentlich weniger Milch- Joghurt- und Käsekonsum einzusetzen oder für ein Gesetz, das Best-practice-Verfahren im Umgang mit Tierexkrementen erzwingt.

Fleischverteuerung hilft nicht dem Tierschutz

Auf artgerechte Tierhaltung zielt die Greenpeace-Forderung erst recht nicht. Denn die wird von den Greenpeace-Fleischpreismaßnahmen gar nicht tangiert. Dem Huhn in schlechter Bodenhaltung in Deutschland oder der trotz EU-Verbot betriebenen Legebatterie in Polen, dem verdreckten Schwein im stinkigen, dunklen Spaltbodenstall des überforderten Nebenerwerbslandwirts ist es herzlich egal, ob auf Tierfutter "Nitratsteuer" und auf Fleisch 19 % Mehrwertsteuer erhoben wird.

Will man mehr Tierschutz, muss man direkt die Haltung verbessern. Etwa indem man die von vielen deutschen Betrieben noch praktizierte, auch im Ökolandbau für Kleinbetriebe weiter erlaubte 6 Anbindehaltung bei Kühen verbietet und die Einhaltung guter Haltungsbedingungen bei allen Tierarten endlich scharf kontrolliert.

Optimal geeignet ist diese Greenpeace-Kampagne nur für eines: Einem typischen Fördermitglied bei oberflächlicher Lektüre Applaus zu entlocken. Scheinbar wird ja mit der geforderten Maßnahme etwas für Tierschutz und Klimaschutz getan, und dies ganz schmerzfrei. Denn andere als man selbst müssen die Opfer bringen. Nämlich die Esser von "Billigfleisch" und nicht etwa die von Biojoghurt, Gruyère und Carpaccio. Die regressive Steuererhöhung auf ein Grundnahrungsmittel versteckt sich auch noch hinter dem attraktiven Label "Subventionsabbau". Diese Umdeutung hatte die Auftragsstudie Greenpeace angeraten, da so bessere Akzeptanz zu erreichen sei.

Ob die geforderte Maßnahme wirklich den erhofften Klima- oder Umwelteffekt hätte, ist zweifelhaft. Schon das von Greenpeace mit der "Studie" beauftragte Lobbyinstitut "für ökologisch-soziale Marktwirtschaft" (FÖS) geht davon aus, dass der Minderkonsum sich am stärksten bei den weniger klimaschädlichen Sorten Schwein und Huhn und den verarbeiteten Produkten (Wurst) bemerkbar machen wird. Und zwar, weil bei diesen preisgünstigeren Fleischsorten am ehesten damit zu rechnen ist, dass ihre Käuferklientel wenig Geld hat. Im verschleiernden Ökonomenjargon: "diese Produkte haben die höchste Preiselastitzität".7

Reduzierte Nachfrage nach Billigfleisch, z.B. Wurst, Schweinehack oder Bauchspeck, könnte aber bei gleichbleibendem Konsum im Hochpreissegment (z.B. Schweinelende) den Export der billigeren Tierteile bewirken, für die sich auf dem Weltmarkt leicht Abnehmer fänden. Das würde jeglichen Klimaeffekt konterkarieren. Wenn die Preise anziehen, wird sich außerdem ein deutscher Bratwurstfan mit niedrigem Einkommen wohl eher den Blumenkohl zur Wurst sparen als diese selbst.

Die Ernährung der betroffenen Bevölkerungsgruppe wird ungesünder

Dass die Ernährung der betroffenen Bevölkerungsgruppe eher ungesünder werden wird, ergibt sich auch aus der vom FÖS verwendeten Quelle zur Preiselastizität. Dort8 heißt es wörtlich:

So zeigt sich beispielsweise, dass bei Anstieg der Preise für Fleisch/-produkte deutliche Nachfragerückgänge in den Kategorien Gemüse (-0,17) sowie Kartoffeln/Nudeln/Reis zu erwarten sind.

Die Greenpeace-Auftragsstudie verschweigt diesen unerfreulichen Effekt, der sich aus den eigenen Quellen ergibt (wie übrigens auch die zu erwartende kontraprodutive Teilsubstitution durch Milch). Ebenso wenig erfahren wir, dass laut der dem FÖS bekannten Erhebung Thieles die Haushalte mit Niedrigeinkommen entgegen dem Vorurteil ohnehin schon diejenigen sind, die weniger Fleisch essen als der Durchschnitt. In der Bevölkerungsstichprobe bringt jedes Prozent mehr Einkommen Mehrausgaben für Fleisch um 1,19 % mit sich9. Zitat:

Die mit steigendem Einkommen erhöhten Ausgaben für Lebensmittel insgesamt führten insbesondere in der Produktgruppe Fleisch zu erhöhten Nachfragemengen

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Alles in allem lässt sich konstatieren: Der positive Umwelteffekt soll erreicht werden, indem diejenigen, die aus Armut am wenigsten und die schlechtesten Fleischprodukte konsumieren, gezwungen werden, sich noch mehr einzuschränken. Mit gerechter Lastenverteilung im Klimaschutz hat das nichts zu tun.

Die Pressemeldung von Greenpeace suggeriert dagegen, die Maßnahme werde sogar die Volksgesundheit verbessern. Die Qualität des in Deutschland verzehrten Fleisches werde sich erhöhen, denn das "Billigfleisch" soll durch weniger, aber "besseres" (in Wahrheit lediglich teureres) ersetzt werden. Für die am stärksten von der Maßnahme betroffene Bevölkerungsgruppe dürfte das wie Hohn klingen.

Hier wird teils schlechtes Fleisch durch noch schlechteres und Gemüse durch Nudeln ersetzt werden, um die Preiserhöhung auszugleichen. Es ist ein wenig so, wie wenn Marie Antoinette den Parisern sagt, sie möchten doch statt Brot Kuchen essen.