Märklin und die Metal Military Mission

Der Modellbahnhersteller bietet nun auch Militärfahrzeuge an, was man als Zeichen der Zeit verstehen kann

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Die Zeiten wandeln sich. Allmählich wird das auch dem Letzten deutlich. Gerade machte beispielsweise der scheidende britische Premier Tony Blair seinen Landsleuten noch einmal deutlich, dass militärische Missionen wie die in den Irak oder nach Afghanistan weiterhin angesagt sein werden. Auch in Deutschland hat man schon von der vermeintlichen Aufgabe, auserwählten Teilen der Welt Frieden und Sicherheit notfalls auch mit militärischer Gewalt zu bringen, umgesattelt auf die Argumentation, dass Deutschland auch mit seinen wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen am Hindukusch, im Kongo und anderswo verteidigt wird.

Die Anschläge vom 11.9. waren das Ende der kurzen Frühlingszeit zwischen dem Ende des Kalten Kriegs und dem neuen Unruhezustand, der mit dem Krieg gegen den Terror nicht begonnen hat, aber damit deutlich wurde. Jetzt rüsten wir nicht mehr ab, sondern allerorten auf, weil statt der globalen Demokratisierung und dem langen Boom die (Vorwärts)Verteidigung und ganz allgemein die Sicherheit der "gated nations" in einer gefährlichen Welt im Vordergrund steht. Ganz in diesem Sinn listet Tony Blair all die Gefahren auf, die Großbritannien aus dem Land drohen könnten und setzt sich, wie einer seiner Berater im Vorfeld der Veröffentlichung des Blair-Papiers sagte, für militärische Interventionen ein, wie sie seit dem Spanischen Bürgerkrieg erforderlich seien und im Balkan und in Sierre Leone, im Irak und Afghanistan gemacht wurden.

Auch Bundesinnenminister Schäuble argumentiert in ähnlicher Richtung und macht über den Terrorismus den Krieg, der ebenso überall auf der Welt geführt werden müssen, zum Dauerzustand:

Fast könnte man sagen, dass der Terrorismus die klassische Form der militärischen Auseinandersetzung, den herkömmlichen Krieg, ablöst...

Der Gegner ist jedenfalls schwerer zu bekämpfen. Er hat keine Kontur, Sie wissen nie, wo er gerade ist. Das und vieles andere führt dazu, dass die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit zu zerfließen beginnen. Es ist nicht möglich, diesen Terrorismus nur im eigenen Land zu bekämpfen. Das Zeitalter, in dem souveräne Staaten mit mehr oder minder klar definierten Grenzen Krieg gegeneinander führten, ist vorbei.

Der Hintergrund ist also schon längst vorhanden, nicht nur mit Filmen und Computerspielen, sondern auch mit Spielzeug die Welt des Krieges wieder in die Kinderzimmer zu holen. Dass nun der Modellbahnhersteller Märklin nach langer Abstinenz seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Militärspielzeug anbietet, darf man daher als deutliches Zeichen der Zeit lesen. Allerdings war dafür wohl die Übernahme des Unternehmens durch eine britische Beteiligungsgesellschaft im letzten Jahr notwendig gewesen. Die Briten sind, was Militär und Krieg anbelangt, trotz Irak und Afghanistan weniger von grundsätzlichen Zweifeln geplagt.

Mit deutschen Panzern und anderen Militärfahrzeugen aus Metall will man unter den martialischen Titel "Metal Military Mission by Märklin" (4MFOR) deutsche Wertarbeit lancieren, um damit das knapp vor der Pleite gerettete Unternehmen zu sanieren. Angeblich gibt es steigende Nachfrage nach derartigem Spielzeug.

Unsere Modellbauer schaffen mit präziser Formentechnologie reichdetaillierte Modelle, die durch den Werkstoff Metall im Maßstab 1:87 und 1:32 eine bisher nicht gekannte Wertigkeit vermitteln. Nicht nur faszinierende Details, sondern selbst das Gewicht eines echten Panzers lässt sich so überzeugend im Modell umsetzen. Passend zur Modelleisenbahn im Maßstab 1:87 und 1:32 können Verladeszenen und Truppentransporte absolut vorbildgerecht nachgebildet werden. Qualität und Technologie von Märklin!

Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg wurden mit Tamtam die neuen Spielzeuge für Kinder und Liebhaber beworben und vorgestellt. Der neue Geschäftsführer Axel Dietz vermeidet allerdings, direkt die Lust am Krieg zu propagieren, sondern schmiegt sich der Politik der Regierung und Bundeswehr an, die hier beworben wird: "Die Bundeswehr steht für humanitäre Einsätze", sagte Dietz. Wolf, Leopard und andere Bundeswehrfahrzeuge würden schließlich für solche Einsätze in der ganzen Welt verwendet Ð und überdies auch schon mal auf Züge verladen, womit die Verbindung zu Märklin gesichert ist. Womöglich hat man dann auch bald wieder Kriegsschiffe und Ðflugzeuge im Angebot.