Neues Internet-Hobby: Spammer-Jagd

Der Kampf gegen Spammer ist für einige Netznutzer zum Krieg geworden - und die Provider machen mit

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Die Zeiten werden härter für Sanford Wallace, den selbsternannten "King of Spam", und seinen Kollegen und Geschäftspartner Walt Rines. Kaum war am letzten Freitag in der Newsgroup "news.admin.net-abuse.email" die Meldung veröffentlicht worden, daß die beiden eine Website eröffnet hatten, stand beim dem zuständigen Internet-Provider das Telefon nicht mehr still, quoll die Email-Box über und kam ein Fax nach dem anderen aus dem Faxgerät. Erboste Netizens wollten dem Internet-Provider "Galaxy Net" persönlich mitteilen, was sie von dem Netzangebot von Wallace und Rines halten: nämlich gar nichts. "Galaxy Net" reagierte blitzschnell: schon am Wochenende war das Netzangebot der beiden bekannten Spammer vom Server des Unternehmens verschwunden.

Die beiden Internet-Geschäftsleute, die mit dem Versand unverlangter Werbemails Geld machen wollen, sind zum bevorzugten Prügelknaben einer wachsenden Zahl von Internet-Usern geworden, die es sich nicht länger gefallen lassen, daß ihre Mailboxen mit unerwünschter Werbepost verstopft werden. Die unangeforderte Werbepost, nach einer amerikanischen Fleischkonserve "Spam" genannt, kann mit speziellen Mail-Programmen für geringe Summen an Millionen von Email-Accounts verschickt werden; für den "Spammer" sind das Investment und das Geschäftsrisiko gering, für den User, auf dessen Kosten das Herunterladen der Email geht, ist der Ärger jedoch oft groß.

Schon länger machen selbsternannte Antispam-Aktivisten Jagd auf Sanford Wallace, der sich durch sein provokantes Auftreten als "Spammer" empfahl, an dem man ein Exempel statuieren konnte. Was an dem Angriff auf den Internet-Provider "Galaxy Net" neu ist, ist die Vehemenz der Attacke und die Zahl der Beteiligten. War der Kampf gegen Spam vor einem Jahr noch die Sache einer handvoll amerikanischer Netzaktivisten, scheint sich "Spammer-Bashing" langsam zu einem neuen Hobby von Netzusern zu entwickeln. Daß der Provider Wallace und Rines innerhalb weniger Tage als Kunden fallen ließ, obwohl sie sich keinen Regelverstoß zu Schulden kommen ließen, zeigt, wie mächtig die Anti-Spam-Fraktion in den USA inzwischen geworden ist.

Diese schreckt bei ihrem Krieg gegen Spammer auch vor drastischen Drohungen nicht zurück. Galaxy Net wurde nicht nur angekündigt, auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden. Einige Anrufer drohten sogar, den Provider von den Routern anderer Internet-Provider und somit vom gesamten Internet abzuschneiden. Galaxy Net kapitulierte schnell: lieber verzichtete das Unternehmen auf die 30 Dollar, die es pro Monat an der Spam-Site von Wallace und Rines verdiente, als sich dem Zorn eines Internet-Lynchmobs auszusetzten.