Feuer und Flamme fürs Neue Medium

Neues linkes Ezine "com.une.farce"

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"Im Windschatten der Hypes hat ein buntes Völkchen seine Zelte aufgebaut. Z.B. sind ein paar Sozial- und Geisteswissenschaftlerlnnen irgendwann nach '93 auf den Zug aufgesprungen und wollen nun als Expertlnnen gelten... Wenn auf Internet-Tagungen und in Rundfunk-Features solche Figuren auftreten, erinnern sie immer ein bißchen an den Hofnarren, der die Bonmots, die seinen Herren gefallen, liefert. Er darf dabei auch mal kritisch sein, solange er gefällt. Und er gefällt genau bis zu dem Zeitpunkt, an dem er irgendetwas, was den Herren gefällt, grundsätzlich in Frage stellt. Deshalb tut er's nicht."

So stehts in "com.une.face", einem neuen Ezine aus dem linksradikalen Lager, seit kurzem mit einer Nullnummer im Netz. Doch nicht alles, was in dem Webmagazin steht, ist so seiner Zeit hinterher wie dieser Aufsatz, der noch einmal die Kritik an der "kalifornischen Ideologie" von anno 1996 aufwärmt, die in "Telepolis" damals ausführlich diskutiert wurde. In der ersten Ausgabe der Publikation, die dreimal im Jahr erscheinen soll, gibt es außerdem ein Interview mit Johannes Agnoli, eine Kritik des Autonomennachrufs "Feuer und Flamme" sowie ein Feature über die Situation osteuropäischer Migrantinnen in Deutschland.

Zwar mußten die Macher offenbar erstmal einiges theoretisch-ideologisches Magendrücken hinter sich bringen, als sie sich für die Verbreitung im Netz entschieden, wie diese gewundenen Sätze aus dem Editorial beweisen:

"Wir wissen, daß wir mit der ausschließlichen Publikation im Netz neue Ausschlüsse produzieren.... Andererseits sind die Ausschlüsse bei klassischen linken Zeitschriften, die es lediglich in ein oder zwei Buchläden in ein dutzend Städten zu kaufen gibt, kaum minder problematisch..."

Doch dann überwand man sich schließlich, denn "es geht auch darum, Erfahrungen mit der Nutzung eines für linke Zeitschriften neuen Mediums zu machen, es sich anzueignen." In der nächsten Ausgabe sollen die multimedialen Möglichkeiten des Internets genutzt werden: dann wird es außer Texten auch Ton und bewegte Bilder geben.

Wer sich die Website "copyriot", auf der "com.une.face" veröffentlicht wird, ansieht, entdeckt übrigens jede Menge Internet-Dada eines Frankfurter Webdesigners, der offenbar auch in seiner Freizeit nicht genug vom HTMl-Hacken bekommen kann: die Site ist voll mit technischen und grafischen Spielereien - fast schon Netzkunst.

"com.une.farce"