Privatwirtschaft will gegen Cybercrime antreten

Zusammenarbeit mit Interpol angekündigt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Von der Clinton-Regierung wird die Privatwirtschaft schon länger dazu aufgefordert, im Kampf gegen den Information Warfare und zum Schutz der nationalen Infrastruktur mit den Behörden zusammen zu arbeiten (dazu siehe auch Infowar). Jetzt hat die Internationale Handelskammer (ICC) auf ihrer Tagung in Genf einen Schritt in diese Richtung angekündigt: es wird eine Spezialeinheit für den Kampf gegen Cybercrime gegründet, die auch eng mit Interpol zusammenarbeiten soll.

Ray Kendall, Direktor von Interpol, begrüßte diesen Schritt, denn man sei nicht für die "Explosion" an Kriminalität im boomenden Internet gerüstet, während die Privatwirtschaft über Gelder verfüge, die eine schnellere Reaktion zulassen, als dies bei den Behörden möglich sei.

Die Spezialeinheit der Commercial Crimes Services der ICC soll zu einer "primären Quelle" für Information und Forschung werden und vorwiegend der Prävention dienen. Zur Cyberkriminalität rechnet man vor allem fünf Bereiche: Pädophilie und sexuelle Ausbeutung, Drogenhandel, Geldwäsche, elektronischen Betrug und Spionage. Neben der Firmenspionage steht natürlich der Betrug im Mittelpunkt, wozu auch gehört, daß Waren, die man erworben hat, nicht geliefert werden, auf angeblich freie Dienste doch Gebühren erhoben werden, Investmentbetrügereien oder illegale Abbuchungen vorgenommen werden.

Als großes Problem wurde herausgestellt, daß das wirkliche Ausmaß der Internet-Kriminalität noch weitgehend unbekannt sei: "Die uns verfügbaren Informationen", so der Kriminalitätsspezialist Eric Ellen von der ICC, "legen nahe, daß das Ausmaß der Cyberkriminalität zunehmen wird, zumindest parallel zur wachsenden Zahl neuer Nutzer und Sites. Ihre große Attraktion für den Kriminellen ist, daß sie anonym und weit weg vom Opfer ausgeführt werden kann. Verluste können erheblich sein." Unternehmen melden Vorfälle oft nicht der Polizei, weil sie entweder keine Kenntnis davon haben oder um ihr Ansehen fürchten. Die Spezialeinheit aber könne informiert werden, die dann wiederum die Möglichkeit besäße, andere Firmen zu warnen.

In einer allgemeinen Erklärung zum Ende der Tagung wurden die Regierungen auf der ganzen Welt zur Zusammenarbeit im Kampf gegen die Cyberkriminalität aufgefordert. Hier müßten Privatwirtschaft und Sicherheitsbehörden enger kooperieren: "Die wichtigen Infrastrukturen, von denen die Gesellschaften abhängen - Telekommunikation, Banken und Finanzen, Energie, Transport und Behördendienste - erfordern einen Schutz, der vom öffentlichen und privaten Sektor gemeinsam geschaffen werden muß."