Black-Outs, die zum Erfolg führen

Superheld mit wilden Turbulenzen und Erinnerungslücken plus Open Source Kommunismus: "Hancock"

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Mit Will Smith als präpotentem aber zunächst hilflosem „Hancock“ in Peter Bergs komödiantisch-sentimentalem Action-Hero-Film geht die Serie der Superhelden im Sommerkino weiter. Wirklich? Das Skript zirkuliert seit 1996 quer durch Hollywood (Vincent Ngo und Vince Gilligan) und beruht gerade nicht auf einem vorgegebenen Comic. Während die Film-und-Comic-Industrie derzeit an der immer exakteren Verzahnung und Feinjustierung von Psychologie und Mythologie im Zeitalter der digitalen Bildproduktion arbeitet, gibt sich „Hancock“ auch im Stil ganz als wilde Entgleisung des Genres. Stecken dahinter tiefere, ja sogar politische Absichten?

Alle Bilder: Sony Pictures

Hancock, der namenlose Name aller Namen

Das Image des Protagonisten: zwischen mentalem Ausfall und peinlichsten Ausrutscher mangels psychosexueller Kontrolle über seine sozialen und seine mysteriösen Fähigkeiten. Hancock ist also ein männliches Leinwand-Pendant zu bestimmten Lebenslagen bei manchmal ausgebuhten Talenten wie Amy Winehouse und Britney Spears. Das muss man nicht näher erläutern, weil darüber täglich irgendwo etwas steht.

Das karnevalserprobte Kölner Preview-Publikum klatscht dankbar. Blackouts, die kennt jeder. Und mittlerweile führen sie sogar zum Erfolg. Deshalb kann man auch dankbar für einen Film sein, nach dem deutschen EM-Fußball-Schema, einer passablen ersten Hälfte und einer mauen zweiten, die vielleicht in diesem Falle für Alt-Europa unverständlich ist. Vielleicht kommt der Film deshalb so gut an, weil auch im realen Leben zwischen Glamour, Sport und Politik lauter merkwürdige Duelle und flaue Kompromisse angesagt sind.

Die Bedeutung von Hancock: Seinen Free Willie, pardon John Hancock, mal klar und deutlich als Unterschrift unter etwas zu setzen, also ein Statement unter Anerkennung durch alle anderen hinzukriegen, das, was bei uns früher einmal in preußischen Zeiten mit dem „Friedrich Wilhelm“ verbunden war, lange bevor transatlantisch der sprichwörtliche Bill hinab in den neokonservativen Bush ging. Aber das präzise Lesen und anerkannte sich Ein-Schreiben, auch als situations-angemessene Dosierung von Lust, Laune und Potenz ist nicht Hancocks Sache.

Hancock, die historische Figur

John Hancock ist natürlich noch genauer als wichtige Figur der amerikanischen Geschichte und Gründung der USA zu fassen: Er war Kaufmann und Politiker, sein Schiff, die „Liberty“ schmuggelte nach britischen Gesetzen aus Madeira Waren. So wurde er einer der Initiatoren der „Boston Tea Party“, bei der das requirierte Gut einfach ins Wasser geworfen wurde. Politische Anerkennung in Eigenständigkeit ging vor wirtschaftlicher Besteuerung als Kolonie.

Als einer der Anführer des Aufstandes der 13 Kolonien gegen Großbritannien wurde Hancock der erste Präsident des Kongresses. Und in dieser Funktion ziert seine imposante Unterschrift die Unabhängigkeitserklärung und Gründungsurkunde der USA mit besonderer Deutlichkeit.

Ein Schmuggler in eigener Sache

Der Film-Hancock ist der Antityp, höchstens ein Schmuggler in eigener Sache. Er ist ein Obdachloser in einer lustlosen, von der eigenen Einfallslosigkeit bedrohten Wohlstandsgesellschaft, ein Hobo, ein Tramp, ein Rowdy, ein Vogelfreier, ein Hoodlum, ein Kapuzen-Strolch, ein Außenseiter ohne Erinnerung und Identität, der noch nicht mal eine Gang gründet, ein höchst eigensinniger Gelegenheitsheld und ein fast völlig fieser Ausnahmehelfer, ein mit sich selbst faselnder Bad-Boy, ein Passantinnenbegrabscher, der längst äußerst unbeliebt ist, weil er bei seinen Aktionen jede Art von zivilisatorischem Benehmen, von kriminellem Takt oder polizeilicher Disziplin außer Acht lässt.

Ein Paria, also, der den würdigen Namen eines Patrioten und Revolutionärs trägt? Eine unzulässige Proletarisierung einer bürgerlichen Figur? Die Fehlform eines neuen linken Chaplinismus? Was führt Coproduzent Will Smith hier im Hintergrund im Schilde? Etwa eine Scientologische Erweckungsgeschichte?

Punktgenauigkeit, Teamarbeit und öffentlichkeitswirksame Diskretion oder Eleganz, wie sie etwa Batman und Superman beherrschen und selbst Hulk oder Hell Boy auf ihre Hammer-Wut-Weisen verfolgen, lässt Hancock, der Taugenichts, in Wort und Tat vermissen.

Demolage der alten Güter

Mit seiner verfilzten Eagle-Mütze bedeckt liegt er dreckig, unrasiert und sturzbetrunken auf den letzten öffentlichen Parkbänken oder auf dem Dach der flachen Hochhäuser in Los Angeles, um aus dem Halbschlaf wie eine zerstörerische Rakete hochzufahren und in das Abenteuer seiner nächsten Kamikaze-Rettungsaktion auf den Highways und in L.A. City zu trudeln. Hancock hat immer eine Hand griffbereit an der Flasche.

So stürzt der Superheld vom Himmel herab wie ein Amboss und wirft Asphalt wie ein böser Marsmensch auf, demoliert die letzten amerikanischen Groß-Tank-Limousinen oder rammt, für ein einziges, bereits aus der Gefahrenzone weggeschnipptes Autofahrerleben, eingekeilt in der Rush Hour am Bahnübergang, mit seinem trägen Body probeweise die Güterzuglok, so dass sich die Wagons dahinter im Eschede-ICE-Stil chic verkeilen.

Aber irgendwie zeigen sich die Bürger von Los Angeles, die ja angeblich alle latent in Hollywood mitspielen, nicht wirklich beeindruckt von dieser Märklin-Entgleisungsnummer, sondern sie fürchten um Kapital und Privateigentum und kritteln an Hancocks fehlendem Style auch bei der ein oder anderen Heldentat immer heftiger herum. Auch fällt es dem gewöhnlichen deutsche Filmzuschauer, aber auch dem amerikanischen, sichtlich schwer, hier eine Allegorie und Anspielung auf die Tea Party in Boston wiederzuerkennen. Dazu ist der Schädigungsgrad des gemeinsamen Glückes doch ein wenig zu hoch, auch wenn die Politikverdrossenheit parallel gestiegen ist.

Den Gangster-Van bremst Hancock mit der durch den Unterboden durchschlagenden Fred-Feuerstein-Fuß-Pedal-Technik aus,und spießt ihn derart auf die Hochantenne des Capitol-Records-Building, dass der Achterbahn-Spaß und der grenzenlose Freiheitsrausch-Anfall, die der zunächst kugelfeste Superheld während seiner kurzen Rettungs- und Einsatz-Eskapaden erlebt, sogleich wieder den massiven Unwillen einer Superhelden-müden und Action-übersättigten Öffentlichkeit begegnet. Deren ewig abwehrender Refrain: „Arschloch...“ spricht für sich selbst, aber ist auch nicht besonders originell. Ist soviel Schadenfreude für einen Superhelden, der nicht so recht typisch amerikanisch sein will, überhaupt angemessen?

Leaving what?

Das Gute an diesem dreisten Superhelden, der sein eigenes Talent vergeudet, und an seinem undankbaren Straßen-Publikum scheint zunächst die politische Inkorrektheit der Verhältnisses zu sein: das Unpolitische und das Antipolitische. Geplant war eine sogar eine Superhelden-Ballade im Stil von „Leaving Las Vegas“, ein besoffener Held, der als alkoholsüchtiger und suizidgefährdeter Maniac das demolierte Superman-Image der damals angekränkelten, jetzt niedergehenden Weltmacht USA parodiert, vielleicht sogar ein noch aus der Vor-Bush-Zeit stammendes „liberales“ Skript.

Das sieht immerhin vor, was Will Smith auch spielt, dass den Betrunkenen ein Hauch von schicksalhafter höherer Gewalt, von Vergessen und Sich-Nicht-Erinnern-Können umweht, so dass dem zeitlosen Jungen nur der Spaß der Verzweiflung bleibt, jedoch der aktuelle Spirit of Liberty fehlt, um ein wahrer Freiheits-Champion, allerdings für die Frustrierten und Egoisten von heute, zu werden. Nur, was soll man da verlassen („Leaving...“), wenn die Leute so mies drauf sind und zusätzlich noch der ganze Sunset-Boulevard eines Billy Wilders nun selbst dem Untergang des Kulissen- und Studio-Abrisses geopfert wird? Vielleicht ist der Sony-gehypte Hancock für den Brand in den Universal-Studios und die Filmvernichtung verantwortlich und nicht irgendwelche Lagerarbeiter.

Verkappte Story

Und in wen soll man sich verlieben, wenn man keinen Nicolas Cage und kein Herz-Ass à la Elisabeth Shue zur verzweifelten postalkoholischen Kopulation im öffentlichen Flugraum über L.A. hat, sondern einen anfänglich infantil-professionell aus seinem eigenen Ego herauskaspernden Will Smith und eine beeindruckend eiskalt über die Szenerie als Stealth-Bomber einfliegende Charlize Theron, die noch über ganz andere Trick-Superkräfte verfügt, die das immer schlapper werdende Drehbuch weit hinter sich lassen.

Umso schlimmer, wenn in Teil 2 dann nicht das Skript, sondern Charlize Theron und Will Smith auf die Intensivstation müssen. Das hat schon bei „Superman returns“ ziemlich gelangweilt. Dennoch könnte man erwarten, dass nach so langer Vorbereitungszeit eine Story so ausgefeilt wird, dass in Sachen Action, Sex, Politics und Psychologie mehr Ecken und Kanten als Traummaterial abzuwerfen sind als etwa in „Iron Man“.

In der jetzt im Kino zu sehenden Dramaturgie sind lauter Einbrüche, sowohl auf der oft banal unterhaltsamen , wie der hauchdünnen satirischen Ebene, die von der albernen Action- und Katastrophen-Klamotte (Teil 1) und dem ernsthaft menschelnden und dann immer mysteriöseren Teil 2 nur mit Mühe zusammengehalten werden.

Youtube-Ästhetik

Im Kino-Trailer bleibt beim ersten Anschauen, vor allem im echten Leinwandformat , am Ende die Rettungsaktion des gestrandeten Wals unvergesslich. Hancock schlägt voll daneben, weil er ins Schwarze trifft. Badegäste müssen mit ansehen, wie er den gestrandeten Säuger Walter am Schwanz packt und ihn im hohen Bogen zurück in die sommerliche See wirbelt.

Am Eintauchpunkt wartet ein Segler, der mindestens Mast- und Schotbruch erleidet, von den Verletzungen des Wals, denen Greenpeace seine Stimme verleiht, ganz zu schweigen. Dieser in der Google-Youtube-Improvisations-Ästhetik kleiner und großer Karambolagen-Cuts gehaltene Chaos-Stil tut dem Film zunächst recht gut, ebenso wie seine bluesige und rock´n-rollig angehauchte Filmmusik (John Powell, dem mittlerweile bewährten Britblues-Seitenarm von Hans Zimmer).

Es ist auch köstlich, wenn Will Smith a.k.a Hancock in einem Laden fiktiv gelabelte Alkohol-Marken mitnimmt, weil die „seriösen“ Hersteller zu dieser Art des Hobo-Product-Placements ebenso wenig bereit waren wie weiland zu Harald Juhnkes bitter-realen Zeiten.

Aber damit sind wir bereits an der Schwelle zum Subtext dieses Films, der gerade in seinem Torso-Charakter eine ganze andere Botschaft enthält als nur die ewige Umetikettierung alter und neuer Flaschen. Auch die altägyptischen Umwege sind dabei keineswegs so wichtig wie im Filmdialog durch kurze Zeilen wie aus der „Mumie Teil X“ geklaut angedeutet.

Open Source Kommunismus

Zufällig begegnet Hancocks dem nur mäßig erfolgreichen PR-Berater Ray Embrey (normgerechter Sympathie-Träger Jason Bateman). Embreys Idealismus wird dadurch verdeutlicht, dass er eine naive Herz-Logo-Nummer, einen verquasten Idealismus inszeniert, der den Konzernen die Entpreisung von Gütern, einen Open-Source-Gedanken auch für materielle Werte und Produkte, also einen ganz praktischen virtuellen Kommunismus empfiehlt.

Trotz seiner Engelsgeduld auch mit begriffsstutzigen Idioten blitzt er bei den Konzern-Managern ab. Embrey gelingt es aber, Hancock dazu zu bewegen, seine Asi-Super-Rolle neu zu definieren: leider zunächst nur durch die übliche Entwicklung von Selbstwertgefühl durch langweilige Anpassung und Anerkennung im sozialen Kontext, ohne seine eigene Existenz im Innersten wirklich zu erfühlen und zu begreifen.

Nirgends zu Hause, Nichts zu verlieren...

Wieso soll Hancock als Superheld nun erstmal sein Strafenregister in Sachen Karambolagen absitzen, wo er doch jederzeit fliehen kann? Aber wovor und wohin soll er fliehen, wenn er sich nirgends zu Hause fühlt, weil er mit sich selbst noch längst nicht im reinen ist? Wenn er nichts zu verlieren hat, wie in „I am Legend“, gerade weil er sich alles nehmen kann? Kann er dann nicht auch im Knast bleiben? Aber wozu? Nur damit er im Knast einem seiner alten Feinde, den Kopf eines anderen in den Hintern steckt? Digital natürlich...

Beim nächsten laufenden Bankraub wird Hancock bereits von der Polizeibehörde angefordert. Der Inhaftierte tritt frisch geduscht, seltsam rasiert und im „schwulen“ (so Hancock) Superhelden-Tauch-Anzug von der Stange an, um die Täter einfach nacheinander erfolgreich wegzusaugen. Diesmal geht er wie beim Mikado vor, nur keine falsche Bewegung, um die mit Sprengstoff verkabelten Geiseln schrammenfrei und verlässlich zusammen mit den Jungs von der Polizei unter dem ständig ausgetauschten Lob „Gut gemacht“ zu befreien.

Die anschließende kleine Familienfeier im Hause Embrey endet damit, dass der vom ersten Erfolg umgeworfene PR-Berater Ray ins Bett muss, während seine Gemahlin Mary Embrey und John Hancock in einem einsamen tête-à-tête plötzlich aufeinander losgehen. Wie ein Reißverschluss geht nun die Realität hinter der Realität auf...

Wilde Mythologien – Vorsicht Spoiler

Was zunächst als erotische Szene und Indiskretion erscheint, wird plötzlich zum göttlichen Bruder-Schwester-Zwist mit einer blitzartigen Rückerinnerung: Charlize Theron schleudert Will Smith mit der Urgewalt einer mythologischen Über-Schwester direkt durch die Küchenwand aus dem freistehenden Einfamilienhaus. Sie erweist sich als die stärkere, bewusstere und gebildetere Gegenkraft zu ihren Bruder. Nur durch sie gelangt er zur Erinnerung.

Und hier schlagen die Blitze der Scientologischen Seelenwanderungslehre und der gezielten „Dianese“, der Ausrichtung auf höhere Bewusstseinsstufen ein. Allerdings weder als Theorie noch als Praxis in dramaturgisch überzeugender Form. Und sicherlich geht es auch darum, das Ganze bis zur Unkenntlichkeit komödiantisch und dann tragisch-menschelnd-übermenschelnd zu verzerren.

Hancocks ewiges Besäufnis und seine Unbehaustheit werden nicht sensibel bewältigt, sondern sie werden durch Mary einer Gehirnwäsche unterzogen, die genau so autoritär und rauschhaft ist wie das Geschehen zuvor. Es geht um die Abwesenheit seines einstigen, ihm vorgegebenen Heldentums, es ist der Makel seiner Gottesvergessenheit und der nicht verarbeitete Verlust seiner Verbundenheit mit Super-Sister, der ganz andere, spirituelle Foltermethoden zur Verfügung stehen, als das Hauen und Stechen.

Ein Mega-Inzest-Gewitter mit allen ausgefahrenen Tigerkrallen der Machtgeilheit zwischen Geist und Körper, Sinnlichkeit und Spiritualität, eine schlechte Kopie der Auseinandersetzung von Neo und Smith, kündigt sich an. Beide lebten in längerer Gemeinschaft, von Epoche zu Epoche, und sogar in inzestuös-archaischer Ehe. Aber sie erlitten dadurch auch eine Schwächung ihrer Superkräfte, durch die sie bereits seit Jahrhunderten sich durch die menschlichen Epochen gottgleich durchgekämpft oder auch in aller Stille durchgemogelt haben.

Nur durch Distanz und Verzicht auf Nähe, Zuwendung und Liebe, das mussten sie bitter erfahren und lernen, bewahrten sie letztlich ihre Macht und ihr Privileg, das Böse gemeinsam und für andere, auch für die gewöhnlichen Menschen, zu bekämpfen. Nur als Ferngeschwister und Einzelhelden sind sie noch „im höheren Sinne“ lebensfähig und kampfbereit. Jede enge Bindung machte sie zu weich, zu menschlich, zu verwundbar. Daher die Masken als einsamer schwarzer Bettlergott oder als woanders untergebrachte weiße Middle-class-Ehefrau. Eine wahre Theogonie und Theodizee der Singles, aber auch der Auserwählten.

Wahlkampf oder Will Smith for President

Und hier liegt vielleicht die eigentliche Reibungspunkt: Charlize Theron gegen und mit Will Smith, dieser Kampf, zunächst in der Küche, und dann am Himmel über L.A. und dem Pazifik, dass ist nicht die neuste Tricktechnik, das sieht aber aus wie ein religiös recht und schlecht forciertes Modell der demokratischen Schlacht zwischen Hillary Clinton und Barack Obama. Die im System etablierte Visions-eingeschränkte WASP-Frau gegen den vagen Traum eines schwarzen Newcomer-Predigers.

Und so heftig Theron auch anspielt gegen Will Smith, bleibt ihre Rolle doch merkwürdig diffus und undefiniert bis hin zu der mythologischen Isis-Mutter-Schwester-Geburts-Todes-Wehe im Krankenhaus, die Will Hancock dann zu neuen Entwürfen und Geburtsschüben seines Selbst in Auseinandersetzung mit dem Turbo-Alter-Ego seiner Schwester und im erneuten wachsenden Abstand zu ihr antreibt.

In der Wirklichkeit wird Charlize Theron nach eigener Erklärung ihre erst 2007 erhaltene amerikanische Staatsbürgerschaft dazu nutzen, Obama zu wählen.

Will Smith macht für Obama bereits seit längerem und nicht zufällig seit „I am Legend“ und jetzt auch parallel zu „Hancock“ ein ebenso offensives wie geschicktes crossover-Marketing: Fiktion und Image, Hollywood und Washington werden feinsäuberlich ineinander gerührt, mal seriös, mal unterhaltsam-albern, als ob die Hauptaufgabe von Obama nicht darin bestünde, für sich und die Demokraten zu gewinnen sondern für VIPs wie Will Smith den späteren Weg zur Präsidentschaft freizukämpfen (siehe auch hier).

Wer steckt also hinter Hancock, dem Filmpenner und der Legend, dem letzten Überlebenden? Die Angstfigur der Amerikaner vor dem Wohlstands-, Führungs- und Machtverlust, ein neuer postmaterieller Proletarier mit revolutionärer universaler Schwungkraft, oder ein spiritueller Verführer zur allerneusten nationalen Ersatzreligion? Eine Figur, in der, so oder so, allein ein Will Smith sich als baldiger Retter empfiehlt... Wir werden sehen. An den Gouverneur Arnold Schwarzenegger haben wir uns ja schon längst gewöhnt. Doch der ist immer noch nicht eingebürgert. Charlize Theron hat ihn schon mal überholt...