Dafür zahl' ich nicht

Anti-GEZ-Kampagne kämpft gegen doofes Fernsehen

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Kaum einer mag sie: die GEZ, die mit bisweilen zweifelhaften Methoden den Bürgern hinterherschnüffelt. Die sich jedoch in einem Werbespot nett, jugendlich und mädchenhaft-brav gibt – Motto: „Natürlich zahl ich“ Fernsehgebühren, genau wie beim Bäcker für die Brötchen und im Restaurant fürs Essen. Doch was ist eigentlich, wenn die Brötchen zäh und das Essen mies sind? Muss ich dann dennoch zahlen?

Nun, beim Bäcker und im Restaurant kann der Kunde bekanntlich reklamieren, sein Geld notfalls zurückverlangen oder in Zukunft einen großen Bogen um die entsprechenden Geschäfte machen. Genau das jedoch geht bei der GEZ nicht, hier muss man sogar für Dinge zahlen, deren Qualität unterirdisch und eine Zumutung sind. Und weil das eben so ist, hat nun das satirische Online-Magazin Fernsehkritik.tv eine Gegenkampagne zu der der GEZ gestartet.

Im Mittelpunkt steht ein kurzer Werbespot, der auch im Kino zu sehen sein wird. Und der den Spot der GEZ parodiert mit folgenden Worten: „Wenn ich in ein Restaurant gehe und für das Essen bezahle, erwarte ich natürlich auch ordentliche Qualität und nicht irgendsone Pampe. Zu Hause habe ich Fernsehen und Radio und dafür zahl ich auch, ich muss ja. Sonst kommen die Schnüffler von der GEZ. Aber doofes Fernsehen krieg ich woanders kostenlos.” Und am Schluss heißt es dann trotzig: „Dafür zahl’ ich nicht!“

Auf der Netzseite dieser Anti-GEZ-Kampagne beschreiben die Initiatoren um Holger Kreymeier, warum das öffentlich-rechtliche Fernsehen aus ihrer Sicht immer doofer wird: „ARD und ZDF verlieren im Informationsbereich immer mehr an Glaubwürdigkeit, im Unterhaltungsbereich an Kompetenz, im Film- und Serienbereich erheblich an Niveau. ARD und ZDF zeigen eine erschreckende Ideenarmut, neue Sendungen sind zumeist Ableger von abgestandenen privaten Ideen.“ Und das, was an anspruchsvollen Sendungen noch vorhanden ist, wandert zunehmend ab ins Spätprogramm.

Auch die einst so kritischen Polit-Magazine sind in ihrer Sendezeit nicht nur beschnitten wurden, sondern haben sich nach Meinung von Fernsehkritik.tv inzwischen zu zahnlosen Tigern entwickeln – mit oft schlecht recherchierten Beiträgen. Gleichzeitig setzen ARD und ZDF mit Magazinen wie „Brisant“ und „Hallo Deutschland" zunehmend auf den von ihnen früher gern kritisierten Boulevard-Journalismus. Und wer es wagt, das nachmittägliche Vorprogramm einzuschalten, der wird mit Daily Soaps und oft recht lieblosen Tiersendungen abgespeist. „Die ARD“, sagt dazu Holger Kreymeier, „startet im April die fünfte Daily Soap in ihrem Programm, das ZDF nimmt im Informationsbereich immer boulevardeskere Züge an. Dafür zahlen wir nicht unsere Gebühren."

Dennoch ist von einem Gebührenboykott nicht die Rede, sondern man will lediglich Druck ausüben für ein besseres Fernsehprogramm, für Programme, die den Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalten erfüllen und für kreativere Sendungen, die unabhängig sind von Kommerz und Quote. Bloß wenn die dann keiner guckt, dann schimpft leider sogar ein gewisser Marcel Reich-Ranicki vergeblich. Aber ein Versuch wäre es ja mal wert. Und zahlen müssen wir ja sowieso an die GEZ.