Nachsitzen im Gefängnis

Amerikanische Einwanderungsbehörde verhaftet Studenten, weil sie sich für zu wenig Wochenstunden eingeschrieben haben

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Mindestens sechs Studenten aus dem Nahen Osten wurden die letzten zehn Tage im amerikanischen Bundesstaat Colorado in Gewahrsam gehalten, weil sie nicht an so vielen Universitätskursen teilgenommen hatten, wie von den Auflagen ihrer Visa gefordert wird.

Der Ärger für die Studenten begann nach einer Meldung des Guardian damit, dass sie die Immigrationsbehörde aufsuchten, um sich den neuen, verschärften Regelungen zufolge registrieren zu lassen - nach einem Beschluss des amerikanischen Kongresses vom 16.Dezember dieses Jahres müssen sich alle über 16jährigen Männer mit befristeten Visa aus dem Irak, dem Iran, Syrien, Libyen und dem Sudan bundesweit registrieren lassen.

Die Studenten wurden sofort verhaftet und erst freigelassen, als sie eine Kaution von 5000 Dollar hinterlegen konnten. Der Anklagepunkt: Sie hatten sich für Kurse eingeschrieben, die weniger als die geforderten 12 Wochenstunden belegten. Nach Auskunft der Einwanderungs-und Einbürgerungsbehörde stellt die Unterbelegung eine Verletzung der Rechte im Zusammenhang mit der Erteilung von Studentenvisa dar. Andere Gesetzesüberschreitungen wurden den Studenten nicht vorgeworfen.

Führende Mitarbeiter der Universität von Colorado kritisieren das harsche Vorgehen der Behörden - ein Student wurde ins Gefängnis gesperrt, weil er eine Stunde weniger als gefordert belegte, obwohl er von der Universität dazu die Erlaubnis bekam. "Die Studenten wurden unfairerweise und völlig herzlos festgehalten", sagte der Direktor des Departments für International Education der Universität, Chris Johnson. Sein Kollege, Direktor der International Student Services, Mark Hollet meint:

Ich glaube nicht, dass uns dies bei unserem Krieg gegen den Terrorismus hilft. Wir entfremden uns damit Menschen, die unsere besten Freunde werden könnten und gute Botschafter, wenn sie in ihr Land zurückkehren.

Für den 10.Januar nächsten Jahres steht die nächste Registrierungs-Deadline aus: diesmal für Männer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Nord-Korea, Marokko, Afghanistan und neun anderen Staaten. Zwei weitere Registrationsrunden sollen folgen. Bis zum Jahr 2005 soll das Ziel erreicht sein: möglichst allen Ausländern in den Vereinigten Staaten auf der Spur zu sein.

Weitere Verhaftungen sind sehr wahrscheinlich.

Dass laut einer Umfrage nur 13 Prozent der befragten US-Bürger im Alter von 18 bis 24 Jahren den Irak auf einer Landkarte lokalisieren können, (vgl. Irgendwie nicht von dieser Welt) macht noch deutlicher, wie merkwürdig zur Zeit die Prioritäten verteilt sind.