Wer ist der Vulgärste im ganzen Land?

Pepsi droht Boykott von der Hip Hop Szene

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Die Macht der Medien ist groß. Allerdings werden sie meist zur Zementierung der herrschenden Verhältnisse eingesetzt. Kein Wunder, wenn - wie in den USA - über 50 Prozent des gesamten Medienmarktes in der Hand von zehn Konzernen liegen.1

Here I come, there I go
UH OH! Don't jump bitch, move
You see them headlights? You hear that fucking crowd?
Start that goddamn show, I'm comin' through
Hit the stage and knock the girlies down
I'm gonna eat the crowd up - that's what I do

Ludacris: Move Bitch
Ludacris

Das TV-Sendenetz Fox gehört gemeinsam mit 26 Rundfunkstationen und der New York Post Rupert Mudochs News Corporation. Als der sich normalerweise durch nassforsche Kommentare und anbiederndes "Selfmademan"-Getue hervorhebende Foxnews-Moderator Bill O'Reilly aus "moralischen Gründen" Druck auf Pepsi Cola ausübte, kuschte der Konzern innerhalb von 24 Stunden. O'Reilly hatte gegen einen Werbespot gewettert, in dem der erfolgreiche Rapper Ludacris auftrat, ein Spot übrigens, in dem keinerlei lose Szenen oder böse F-Wörter vorkamen. O' Reilly über Ludacris:

Jeder Amerikaner sollte Rap und Rockstars verurteilen, die unseren Kindern subversive Werte verkaufen....Wie ein Rattenfänger kann Ludacris unsere Kinder in ein verächtliches zerstörerisches Leben drängen, das sie für viele Jahre oder auch für immer ruiniert. Und dieser dekadente Söldner lacht nur darüber, während er sich seine Schecks abholt.

O'Reillys Aufruf , Pepsi wegen des von ihm als "dangerous dumb idiot" denunzierten Ludacris zu boykottieren ("ich trinke ab jetzt Cola"), rief nach Angaben seiner Redaktion 3 000 gleichgesinnte Protestmails auf den Plan und Pepsi knickte sofort ein und pfiff den Spot zurück.

Dass jetzt statt Ludacris die unablässig fluchenden Osbournes (vgl. Verdammt bestialische Ozzynormalität) im neuen Pepsi-Spot mitspielen, hat die Hip Hop Community nachhaltig verstimmt. Pepsi wird "cultural disrespect" und Rassismus vorgeworfen. Rapmogul Russell Simmons kündigte einen morgen startenden Pepsi-Boykott an, der vom Hip-Hop Summit Action Network unterstützt werden soll. Die Osbournes seien "nicht weniger vulgär" als Ludacris, (der übrigens ein "College Kid" und kein "Gang Rapper" ist und eigentlich ein recht braver dazu, zumindest hat er bisher nichts Verbotenes getan).

Bild: www.theamericantimes.com

Nicht weniger vulgär als Ludacris ist übrigens auch Bill O'Reilly selbst. Doch wenn so jemand wie er selbst vulgär ist ("Goddamn bitch. She'll be sorry...What the fuck am I doing here?") ist das seinen Maßstäben zufolge liebenswürdige Geradlinigkeit, bei einem schwarzen Musiker hingegen frauenfeindlich und subversiv.

Wenn Ihr uns nicht wollt, dann wollen wir Euch auch nicht

Russell Simmons

Die gemurmelte Respektsbezeugung des Konzerns reicht keinem. Und was muss passieren, damit die Hip Hopper wieder Pepsi trinken? Eine Entschuldigung von Pepsi, fünf Millionen Dollar für eine von Ludacris gegründete wohltätige Stiftung und die Wieder-Einsetzung des Spots mit Ludacris.

Die ästhetisch-moralische Qualität von Rap-Songs wird zur Zeit auch in Großbritannien diskutiert.2 , Die Texte der "Macho-Idioten-Rapper", wie der Staatssekretär im Kultusministerium sie nannte, sollen unter Umständen sogar zensiert oder die CDs mit warnenden Aufklebern, die auf gewaltverherrlichende Inhalte hinweisen, versehen werden.