So viele unbekannte Frauen begehren mich

Die Mail als Einladung und Falle

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Noch immer bin ich am Rätseln, warum ich in den letzten Wochen scheinbar zum begehrtesten Mann der Welt geworden bin. Viele Frauen wollen mich kennen lernen, trauen sich allerdings nicht, sich direkt mit mir in Verbindung zu setzen. Mit einigen hatte ich offenbar schon Kontakt, deshalb soll ich mich wieder mal melden und schicken schon mal geile Grüße. Manche haben nette Fotos von sich oder uns ins Netz gestellt, die ich mir unbedingt ansehen soll.

Schon seit Wochen richten mich die Nachrichten in meinem Email-Briefkasten förmlich auf. Ich bin so begehrt wie lange nicht mehr und von daher gebe ich mir natürlich auch keine Mühe mehr, meinen Bauch beim Spazierengehen oder U-Bahnfahren einzuziehen. Vor allem fällt auf, dass viele Frauen immer noch ziemlich schüchtern sind, denn sie haben mich irgendwo gesehen und wollen sich auf dem Email-Weg mit mir in Verbindung setzen.

Die zweite Kategorie von Frauen, die mich anhimmeln, sind Mädels, mit denen ich wohl in eindeutigen Chats bereits knisternde erotische Gespräche geführt haben soll. Casanova muss gegen meine Tastaturergüsse wohl ein Waisenknabe gewesen sein, denn alle Frauen wollen mich treffen und bieten mir heiße Fotos auf ihrer Website an.

Die Nacht der Nächte

Erstaunt war ich allerdings von Julia Sprengler zu lesen, ob ich mich denn von unserer ersten gemeinsamen Nacht erholt habe. "Es war wirklich wahnsinnig aufregend mit dir! Ich hab sowas noch nie erlebt! Ich habe unsere Aufnahmen auf meine Seite gestellt, hier hast du den Link: www.xxx.xxx." Sind das Tag-Albträume? Wer ist Julia und was sind das für Fotos? Vielleicht gibt es unter meiner eindeutigen Mailadresse doch nur einen sexprotzenden Hallodri, der sich mit diesen Frauen zwecks Austauschs von sexuellen Erfahrungen trifft.

Nur muss man sich ab und zu auch als Schwein verhalten: Zumindest erreichte mich folgende Mail von Manuela: "Danke nochmal, Du Schwein! Erst mich XXX, und dann nicht einmal deine Saufrechnung bei Peter bezahlen... Das ist echt das Letzte von Dir... Wenn Du doch noch ein Gewissen hast, dann melde Dich bei mir im Chat." Das böse Wort mit "XXX" ist natürlich aus Jugendschutzgründen gestrichen.

Die Spam-Mails, die mein Postfach in den letzten Monaten vollmüllen, wollen natürlich eigentlich nur das eine von mir: Und das ist bestimmt keine erotische Freundschaft, sondern lediglich der Griff über die Telefonrechnung in Form eines Dialers in meinen Geldbeutel. Die Antwort-Mails der angelockten und neugierig gewordenen Adressaten verschwinden natürlich im Nirwana des Netzes. Stattdessen werden sie auf dubiose Seiten geleitet, wo sie Unmengen von Frauenbildern finden. Und Zechpreller können sich nicht einfach aus dem Staube machen, die Rechnung kommt pünktlich und saftig über die Telekom. Zum Glück landen bei mir fast alle Mails gleich automatisch im elektronischen Papierkorb, denn wie soll ich diese Mails nur meiner Ehefrau oder meiner noch sehr jungen Katze erklären?