Das manipulierte Bild auf der Titelseite

Die Los Angeles Times reagierte prompt auf ein gefälschtes Bild aus dem Irak-Krieg

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Ein Fotograf, der für die Los Angeles Times im Irak gearbeitet hat, wurde von der Zeitung gekündigt, weil er ein Bild überarbeitet hat. Das Foto war ausgerechnet auf der Titelseite der Montagsausgabe erschienen. Aufgefallen war es, weil manche Personen zwei Mal abgebildet waren - und nicht alle Iraker ihre Doubles haben.

Das Bild auf der Titelseite der LA

Im Krieg muss auch die Kriegsberichterstattung möglichst schnell gehen. Die Meldungen und Bilder müssen aber auch interessant sein, schließlich sind sie (Aufmerksamkeits)Ware. Bilder müssen den Blick auf sich lenken, und ihre Bedeutung sollte sich möglichst auch ohne Text erschließen und ins Auge springen. Brian Walski, seit 1998 für die Los Angeles Times tätig, hatte aus dem Irak ein Foto geschickt, auf dem ein britischer Soldat an der Brücke über den Al-Zubayr-Kanal in der Nähe von Basra zu sehen ist. Er soll, so die Zeitung, irakische Zivilisten, die sich am Checkpoint befinden, mit der Hand ein Zeichen geben, in Deckung zu gehen, um sich vor dem Beschuss des irakischen Militärs zu schützen.

Vorlage 1

Nach der Publikation, so schreibt die Zeitung, sei bemerkt worden - beispielsweise von der New York Post -, dass einige der abgebildeten Zivilisten zwei Mal auf dem Foto sehen sind. Die Redaktion rief den Fotografen im Irak an, der daraufhin zugab, auf seinem Computer zwei Aufnahmen kombiniert zu haben, die kurz hintereinander gemacht worden sind, um die "Komposition" zu verbessern.

Vorlage 2

Die LATimes hat in einem Editorial auf die Fälschung hingewiesen. Nach den Regeln der Zeitschriften ist es verboten, Nachrichtenfotos zu manipulieren, weswegen man den Reporter sofort entlassen habe. Die Verführung liegt bei digitalen Fotos nahe, die leicht zu manipulieren sind. Hätte Walski besser bei der Montage aufgepasst, wäre die Manipulation wohl niemanden aufgefallen.

Der Times ist es hoch anzurechnen, die Leser über den Vorfall informiert und gerade in einer Situation, in dem Gerüchte, Mutmaßungen und Propaganda vorherrschen, schnell gehandelt zu haben. Offenbar wurden gleich alle Walski-Bilder aus der Online-Ausgabe gelöscht.

Gleichwohl dürfte die Manipulation das bereits weit verbreitete Misstrauen in die Kriegsberichterstattung eher verstärken. Walski ist zudem kein unbekannter Fotograf, hat bereits Preise erhalten und über viele Konflikte und Kriege berichtet, darunter auch über den ersten Golfkrieg, Nordirland, Kaschmir oder Afghanistan. Er war beispielsweise Photographer of the Year, eine Auszeichnung, die von California Press Photographers verliehen wird.