Offshore-Wind: Probleme mit der Übertragung

Übertragungskabel zu Windparks muss ausgerechnet in der ertragreichen Jahreszeit repariert werden. Einnahmeausfälle werden auf die Stromkunden umgelegt

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Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat Probleme mit einem schadhaften Kabel in der Nordsee. Ab dem 7. November soll die Verbindung zu den beiden Offshore-Windparks Gode Wind 1 und 2 vor der Küste der ostfriesischen Insel Norderney für 20 Wochen unterbrochen und durch den Hersteller ABB repariert werden, berichtet der Norddeutsche Rundfunk. Das Kabel befinde sich noch in der Erprobungsphase und sei noch nicht endgültig abgenommen.

Nach Angaben des Fachinformationsdienstes IWR spricht Tennet von einem Materialfehler der 135 km lange Stromleitung DolWin2 und sieht die Verantwortung allein beim Hersteller ABB.

Die beiden Windparks werden vom dänischen Energiekonzern Dong Energy betrieben und haben zusammen eine Leistung von 582 Megawatt (MW). Don Energy hält an beiden Parks je 50 Prozent. Mitbesitzer an Godewind 1 ist der Infrastrukturfonds Global Infrastructure Partners. An Godewind 2 sind verschiedene dänische Pensionsfonds mit zusammen 50 Prozent beteiligt.

Laut IWR befinden sich die Parks bisher nur im Teilbetrieb, allerdings hatte Dong bereits im Mai gemeldet, dass die letzten Anlagen installiert seien. Eventuell sind aber noch nicht alle an die Konverterplattform angeschlossen, auf der der Strom für die Übertragung im fraglichen Kabel auf Gleichspannung gebracht wird.

Die Reparatur des Kabels wird von ABB bezahlt werden müssen, aber für die Einnahmeausfälle der Besitzer kommen vermutlich die Stromverbraucher auf, die seit 2013 eine Offshore-Haftungsumlage bezahlen. Diese beträgt für Kleinverbraucher derzeit 0,04 Cent pro Kilowattstunde. Im nächsten Jahr wird sie allerdings negativ sein, das heißt, Kleinverbraucher bekommen pro Kilowattstunde 0,028 Cent zurück, da in den Vorjahren zu viel eingezahlt wurde.

Wie viel Einnahmen entgehen den Besitzern der beiden Windparks? Bei Offshore-Windparks geht man von einer übers Jahr gemittelten Ausnutzung von rund 46 Prozent aus. Da die Herbst- und Wintermonate wegen des häufigeren und stärkeren Windes ertragreicher sind, sind für die Ausfallzeit 75 Prozent Auslastung vermutlich realistischer.

Das wären dann 2520 Volllaststunden, die mit der Leistung von maximal 582 MW multipliziert eine elektrische Energie von 1,4666 Milliarden Kilowattstunden ergeben. Multipliziert mit der Vergütung von 15,4 bzw. 19,4 Cent pro Kilowattstunde ergäben das 226 bzw. 284 Millionen Euro Einnahmeausfälle.*

Die Höhe hängt davon ab, für welches Vergütungsmodell sich die Besitzer entschieden haben. Sie können entweder in den ersten 12 Jahre 15,4 Cent und in weiteren acht Jahren 3,4 Cent pro Kilowattstunde beziehen oder aber in der sogenannten Stauchungsvariante 19,4 Cent pro Kilowattstunde in den ersten acht Jahren und danach 12 Jahre lang 3,4 Cent pro Kilowattstunde.

* Nachträgliche Korrektur: Die Berechnung enthielt zwei grobe Fehler. Die potentiellen Einnahmeausfälle waren dadurch etwas zu hoch angegeben. Danke an die Leser für den Hinweis.