IS bekennt sich zum Anschlag auf Polizeihauptquartier in Diyarbakir

Angebliche Erklärung des IS.

Die türkische Regierung versucht, die Verantwortung auf die PKK zu lenken

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Entgegen der Meldungen der türkischen Regierung, die PKK sei für den Anschlag in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir vom Freitag verantwortlich, bekannte sich der IS über die IS-nahe Nachrichtenagentur Amaq zu dem Attentat. 11 Menschen starben, mehr als hundert wurden verletzt. In einer Rede hatte IS-Chef al-Baghdadi gerade die Türkei und Saudi-Arabien zu Hauptangriffszielen erklärt (IS-Chef ruft zum Endkampf in Syrien und im Irak auf).

Am Freitag wurden die Ko-Vorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtas – den "kurdischen Obama" der Türkei (Foreign Policy) - und Figen Yüksedag, sowie weitere zehn HDP-Mitglieder verhaftet. Kurz nach ihrer Festnahme gab es auf ein Polizeihauptquartier ein Autobombenattentat. Die deutschen Medien griffen diese Meldung der türkischen Regierung unhinterfragt auf, da eine Polizeieinrichtung Ziel des Anschlags war. Die PKK greift nach eigenen Angaben ausschließlich Militär- und Polizeieinrichtungen an.

Der IS hat sich bislang zu kaum einem Attentat in der Türkei bekannt. Bei allen Attentaten, zu denen sich keine Organisation bekannte, wie z.B. dem Attentat auf die Friedensdemonstration in Ankara oder die Bombenattentate auf eine HDP-Wahlveranstaltung in Diyarbakir, behauptete die türkische Regierung nach wenigen Stunden, die Täter seien dem IS zuzuordnen. Nun ist allerdings auch bekannt, dass sich der IS immer sehr schnell zu seinen Attentaten bekannt und diese medial zur Propaganda eingesetzt hatte. Es gibt also keinen plausiblen Grund, warum die Terrormiliz IS sich nicht auch zu den Anschlägen in der Türkei hätte bekennen können. Bleibt die Frage, wer dann für die Anschläge verantwortlich zeichnet.

Die PKK hat sich für den Anschlag am Freitag nicht verantwortlich erklärt, was sie ansonsten meistens sehr schnell bei ihren militanten Aktionen macht, oft belegt mit Videomaterial.

Gegen die von der türkischen behauptete Verantwortung der PKK spricht, dass die beiden Ko-Vorsitzenden der demokratischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas und Figen Yüksedag, sowie zehn HDP-Abgeordnete nur wenige Stunden vor dem Anschlag in genau dieses Polizeihauptquartier gebracht wurden. Kurz vor dem Anschlag wurden die beiden Vorsitzenden in Gefängnisse im Westen der Türkei gebracht. Demirtas wurde laut der Nachrichtenagentur Dogan nach Edirne verlegt. Drei HDP-Abgeordnete kamen auf Kaution frei, der Verbleib der anderen ist unbekannt.

Nach einer Meldung des Internetportals Kurdishquestion kam bei dem Attentat der Vorsitzende der DBP des Bezirks Çüngüş, Recai Altayun ums Leben. Einer der Minuten vor dem Anschlag freigelassenen Abgeordneten, Ziya Pir, schrieb auf Twitter: "Der IS-Anschlag galt den HDP-Abgeordneten. Mit Haaresbreite konnten Demirtas und Yüksedag diesem Attentat entkommen."