Woche der alten Männer

Neben der Spur

Nachher sind die alten Männer immer schlauer.

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An einem 9. November über alte Männer zu schreiben, die an der Geschichte herumschmirgeln, müsste eigentlich eine Steilvorlage für Krenz und Konsorten sein. Ja, man habe die Mauer ja mit aufgemacht, das sei doch jedem 27 Jahre danach klar. Und was dieser Schabowski da in die Kameras brabbelte, sei am Nachmittag doch bereits im ZK so gesprochen worden. Aber Überraschung: Heute geht es nicht um die Männer, die schon 1989 alt waren. Heute geht es nach den Wahlen gestern um jemanden, der jetzt auch alt aussieht. Und um einen, mit dem man nicht wirklich alt werden möchte.

Zum Letztgenannten:

Als Steven Anthony Ballmer, ab 1998 President und später dann CEO eines mittelständischen IT-Unternehmens in der Nähe von Seattle und Sohn Schweizer Einwanderer, vergangene Woche Bloomberg TV Rede und Antwort zu seinem Abgang vor drei Jahren stand, war er wieder da, der Moment der alten Männer.

Ja, man habe schon tolle Erfolge vorzuweisen. Von 2.5 Millionen Umsatz mit 30 Angestellten, als er dazustieß, zu 22 Milliarden Profit im Jahr sei es ein durchaus erfolgreicher Weg gewesen. Ja, er und Bill hätten mehr das Verhältnis von Brüdern, im Guten wie im Schlechten, aber man habe sich jetzt auseinander gelebt. Und schließlich seien seine Entscheidungen, in die Cloud zu investieren und Office 365 anzufangen, nicht so schlecht gewesen. Und das Surface sei ja auch sehr von ihm gepusht worden, gegen die Meinung von Bill Gates.

Jaja.

Dass die Meetings zwischen Steve Ballmer und Bill Gates schon Ende der 90er eher einem Dauerschreien ähnelten, wollen wir hier mal nur erwähnen. Und dass Ballmer so gut wie jeden Trend in Sachen Mobile verschlafen hat, obwohl Microsoft eigentlich gut aufgestellt war, das auch. Es ist ihm nun wichtig, sein Herumschlingern gegen Ende seiner CEO-Zeit eher geplant aussehen zu lassen. Da hilft es, einfach mal vier Minuten des eigenen Lebens zu investieren und den Ausschnitt des Interviews anzusehen. Mehr muss man nicht erkennen, um die Verdopplung des Aktienkurses von Microsoft nach Ballmers Abgang zu verstehen.

Es gilt weiterhin die Regel, wenn alte Männer reden wollen, sollte man nur zur Gegenwart zuhören wollen.