Afrika: Krisengewinnler

Kleine Solaranlagen breiten sich in Afrika rasch aus und sind insbesondere für netzferne Haushalte interessant. Der Preisverfall könnte diese Entwicklung weiter beschleunigen

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Der jüngste Preisverfall bei den Solarmodulen könnte der Elektrifizierung des subsaharischen Afrikas einen gewaltigen Schub geben und auch für die arabischen Nationen am Mittelmeer neue Entwicklungsperspektiven eröffnen. Auf dem Weltmarkt sind die Module in diesem Jahr bereits um rund 20 Prozent günstiger geworden und gewaltige Überkapazitäten lassen erwarten, dass sich der Preisverfall noch einige Monate fortsetzt.

Besonders Insellösungen sind für viele Menschen interessant. In Afrika sind 600 Millionen Menschen nicht ans Stromnetz angeschlossen. Eine Ausweitung des Netzes, um auch das letzte Dorf zu erreichen, würde extrem kostspielig. Der Africa Energy Outlook 2014 der Internationalen Energieagentur (IEA) schätzt daher, dass diese Zahl bis 2040 nur auf 540 Millionen Menschen sinken wird.

Der Grund sind unter anderem die großen Entfernungen, doch selbst im dicht besiedelten Ruanda, wo die Dörfer so nah beieinander liegen wie nirgends sonst in Afrika, würde ein Netzanschluss im Durchschnitt 1.833 Euro pro Haushalt kosten. Derzeit werden in Afrika jährlich 7,33 Milliarden Euro für den Netzausbau ausgegeben. In diesem Tempo würde es noch bis 2080 dauern, bis alle Menschen versorgt sind, schreibt The Economist.

Aber das Magazin berichtet auch von einem raschen Ausbau kleiner, netzferner Solaranlagen. Die sind deutlich günstiger als der Netzanschluss und inzwischen auch als Dieselgeneratoren. Rund 600.000 Haushalte seien bereits versorgt und in diesem Jahr werden vermutlich noch mal so viele hinzu kommen. Das kann allerdings erst der Anfang sein, denn um wirklich die meisten Menschen bis zum Ende des nächsten Jahrzehnt zu erreichen, müsste jährlich das Zehn- bis 15fache der Haushalte eine Solaranlage installieren.

Gute Nachrichten aus China

Insofern sind die Nachrichten aus China für Afrika eventuell ein frohe Kunde. Das PV-Magazin berichtet, dass die dortige Energiebehörde das Ausbauziel für Solarenergie von 150 Gigawatt (GW) auf 120 GW herabgesetzt habe. Das wird zwar wie in der Vergangenheit, in der die Ausbauziele für Windkraft und Solarenergie regelmäßig übertroffen wurden, nur ein Minimalziel sein.

Aber offensichtlich soll der Ausbau deutlich gedämpft werden, nachdem er in diesem Jahr mit voraussichtlich rund 35 GW neuer Solarleistung zum Jahresende förmlich explodiert ist. Hintergrund sind vermutlich Probleme mit dem Ausbau und der Anpassung der Netze sowie der mangelnden Flexibilität der Netzbetreiber.

Unterm Strich könnte die neue Vorgabe heißen, dass in den nächsten Jahren in China nur neun bis zwölf GW jährlich neu installiert werden. Und das wiederum – an dieser Stelle kommt der Vorteil für die Elektrifizierung Afrikas ins Spiel – würde zu einer weiteren Verschärfung von Überproduktionskrise und Preiskampf führen. Die Preise für Solarmodule könnten noch ein ganzes Stück tiefer fallen, bis sich der Markt wieder beruhigt.

Dass sie danach längerfristig wieder anziehen, ist derweil eher unwahrscheinlich. Derlei hat es bisher in der Geschichte der Solartechnologie nicht gegeben. Eher wird es so sein, dass der Druck auf Hersteller dafür sorgt, dass unter Hochspannung an der Verbesserung der Produktion und an leistungsstärkeren Produkten gearbeitet wird. Und natürlich wird dabei manch kleineres, weniger finanzstarkes Unternehmen auf der Strecke bleiben, so wie im Zuge der letzten Überproduktionskrise der Modulbranche, die gerade erst ein paar Jahre her ist.