Kommerzialisierung des Weltraums

Der Multidome: Konzept einer Mondstation. Bild: ESA

Beim zweiten Preis der X-Prize Foundation geht es um eine Mondlandung und letztlich auch um ein interplanetares Schürfrecht auf Weltbesitz

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Der zweite Preis der X-Prize Foundation, der Google Lunar X-Prize, geht in die entscheidende Phase. Der von Google finanzierte Preis in Höhe von 30 Millionen Dollar stellt folgende Aufgaben: Bis Ende 2017 muss das teilnehmende Team in privater Mission einen Rover zum Mond schießen und landen, der von dort HD-Videos zur Erde überträgt und mindestens fünfhundert Meter weit gefahren sein muss.

Siebzehn Teams aus der ganzen Welt haben sich dafür beworben, nicht alle mit einer echten Erfolgschance. Mit dabei im Wettrennen zum Mond: die PT Scientists, ein inzwischen von Audi mit Geld und Knowhow aufgepumptes Unternehmen. Gerade hat das Team seine Startbuchung mit der Spaceflight Inc. für Ende 2017 offiziell bekannt gegeben. Die Reportage des Wissenschaftssenders Hyperraum.tv stellt das Unternehmen, den Preis und einige Mitbewerber vor.

"Der Schuss zum Mond" über den Google Lunar X-Prize und die beteiligten Teams von Hyperraum.tv

Mit dem X-Prize beginnt das Zeitalter der Kommerzialisierung des planetaren Raums. Das wirft sofort eine weltraumrechtliche Frage auf: Vor rund einem halben Jahrhundert haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in Zeiten des Kalten Krieges das sogenannte "Outer Space Treaty" unterzeichnet.

In Artikel 1 ist festgehalten, dass es im Weltraum keinen Eigentumsanspruch gibt, sondern Planeten sozusagen der Menschheit als Gesamtheit "gehören". Mit Satellitendiensten und der Privatisierung von Trägerraketen hat die Kommerzialisierung im Weltraum inzwischen längst begonnen. Vorläufig ist sie noch auf den erdnahen Raum beschränkt. Doch es zeichnet sich ab, dass der Kommerz bald die Sphäre der Erde verlassen und zu einer interplanetaren Dimension heranwachsen wird: der Mond, bald achter Kontinent der Erde!

Unterzeichnung des Outer Space Treaty der Vereinten Nationen 1967. Bild: United Nations

Nun debattieren Juristen noch reichlich ratlos darüber, wie die in den Weltraum hinaus wachsende Kommerzialisierung der Erdenbewohner mit diesem "Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper" aus dem Jahr 1967 in Einklang gebracht werden kann; wie und wo man beispielsweise auf dem Mond Unterkünfte oder auch Bergwerke errichten darf, ohne dass es einen Eigentümer des Bodens gibt, der ja allen Menschen der Erde gehört. Es geht also um eine Art interplanetares Schürfrecht auf Weltbesitz.

Bei all der juristischen Planlosigkeit haben die USA inzwischen nationale Fakten geschaffen. Ende 2015 haben sie sich schon mal prophylaktisch per US-Gesetz und vorbei an der gesamten restlichen Welt zum globalen "Verwalter" solcher Schürfrechte erklärt. Spricht man mit Weltraumrechtlern, dann versuchen sie das Thema öffentlich noch möglichst abzuwiegeln, denn es gibt derzeit keine vernünftige, will heißen: global durchsetzbare Alternative zum amerikanischen Alleingang. Da hält man sich lieber bedeckt.

Die Lizenz jedenfalls, die das Unternehmen Moon Express - eine der Wettbewerber um den X-Prize - im August 2016 von der amerikanischen Behörde FAA vor kurzem erhalten hat, hätte nichts mit der kommerziellen Erschließung des Mondes zu tun, hört man von Weltraumrechtlern der Vereinten Nationen. Das ist irgendwie richtig - und doch auch falsch: Denn erstmals ist damit in den USA eine Startlizenz an ein Unternehmen vergeben worden, das eine derartige Kommerzialisierung des Mondes zentral als Unternehmenszweck im eigenen Geschäftsplan stehen hat - und auf dem Papier schon vorrechnet, wie man auf dem Mond mit dem Abbau von Wasser und Rohstoffen künftig Geld verdienen kann.

"Moon Express" und der Blick auf den blauen Planeten. Bild: Moon Express

"Moon Express" ist - natürlich, möchte man sagen - ein amerikanisches Unternehmen, das erstmals in der Geschichte in Zahlen gießt, wie sich in Zukunft mit dem Abbau von Wasser und anderen Rohstoffen auf unserem Trabanten Gewinne erwirtschaften lassen. Dessen Initiator Bob Richards hat mit Naveen Jain, der selbst im Board des X-Prize sitzt, nicht nur einen milliardenschweren Mitgründer aus Silicon Valley gefunden, sondern bringt die Botschaft auch selbst höchst eloquent zum staunenden Publikum, wie auf meinem Video zu hören ist.

Manche glauben dennoch, dass Richards vor allem und vielleicht auch "nur" ein guter Verkäufer solcher Ideen ist, das Unternehmen jedoch technologisch eine reine Luftnummer bleibt. Aus meiner Sicht verdient das Konzept von "Moon Express" dennoch Beachtung, nicht so sehr, weil es so perfekt zum klassischen Bild des amerikanischen Enterpreneurs passt, sondern wegen des jetzt vollzogenen Strategiewechsels kurz vor Torschluss. Doch davon später.