Pentagon bestätigt Einsatz von Uran-Munition in Syrien

A-10-Bomber, die oft mit Uran-Munition beladen werden, angeblich nur gegen gepanzerte Ziele. Bild: USAF

Wieder einmal hatten die USA, die Irak mit tonnenweise Uran-Munition bombardiert hatten, mit Israel, Frankreich und Großbritannien vor einem Monat gegen eine UN-Resolution über Uran-Munition gestimmt - Deutschland enthielt sich

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Das Pentagon hat Vermutungen bestätigt, dass auch im Anti-IS-Krieg bei Bombardierungen Uran-Munition verwendet worden war. Eingeräumt wird vom Centcom allerdings nur, dass dies lediglich zweimal am 18. und 23. November 2015 geschehen sei. Dabei seien 5100 30mm-Munition von einem Schlachtflugzeug des Typs A-10 Thunderbolt II eingesetzt worden, was einer Menge von 1524 kg an abgereichertem Uran entspricht. Nach dem Pentagon sei dies wegen der "Art der Ziele" notwendig gewesen. Welche es gewesen sind, wurde nicht mitgeteilt. Dass generell keine Uran-Munition in diesem Gebiet eingesetzt wird, sei ein Fehler in der Berichterstattung gewesen.

Bereits im Februar 2015 war behauptet worden, dass das Pentagon bei Angriffen auf Raqqa Uran-Munition und Phosphor verwendet habe. Im Mai 2016 hatte ein Verbindungsoffizier der USAF der Kongressabgeordneten Martha McSally auf eine Anfrage berichtet, dass an den beiden Tagen im November 6479 Schuss "Combat Mix" in Syrien abgefeuert worden, was bedeute, 5100 Schuss Uran-Munition.

Im März 2015 hatte das Pentagon noch erklärt, als die ersten A10-Flugzeuge eingesetzt wurden, dass man keine Uran-Munition in Syrien und im Irak verwenden werde, da der Islamische Staat kaum über Panzer verfüge, während zuvor erklärt wurde, dass man erwäge, möglicherweise Uran-Munition gegen gepanzerte Ziele einzusetzen. Das war damals als Erfolg der Kampagne gegen Uran-Munition der Internationalen Koalition zur Ächtung von Uranwaffen (ICBUW) interpretiert worden.

Grund für das Abrücken war eine irakische Forderung im Sommer 2014 an die Vereinten Nationen, den Einsatz von Uran-Munition zu verbieten. Zudem wurde die UN um technische Hilfe angefragt, um die 400.000 kg an abgereichertem Uran zu entsorgen, die die USA, aber auch Großbritannien in den beiden Irak-Kriegen 1991 und 2003 abgefeuert hatten (Haben die Uranwaffen des Irak-Kriegs auch Europa kontaminiert?). Irak verlangte, dass Staaten, die solche Munition verwenden, auch bei der Beseitigung helfen sollten.

Uran-Munition enthält abgereichertes Uran, was die Durchschlagskraft steigert, aber aufgrund der Strahlung vermutlich das menschliche Erbgut verändern und zu Krebs oder zu Geburtsschäden führen kann. Uran kann ins Grundwasser gelangen, gefährlich ist das durch den Einschlag von Uran-Munition entstehende Aerosol aus Uran und Uran-Oxid, das durch Atmung oder mit Nahrung in den Körper aufgenommen wird (Trojanisches Pferd der Atomkriege).

Wie IRIN im Oktober berichtete, hat eine Eingabe nach dem Informationsfreiheitsgesetz des National Security Archive an der George Washington University zu Centcom-Dokumenten geführt, die belegen, dass bei 1116 Einsatzflügen von A-10-Flugzeugen im März und April 2003 meist Uran-Munition eingesetzt worden war, in den zwei Monaten vermutlich 181.000 Stück. Angegeben wurde aber nur Munition von Flugzeugen, nicht etwa von Panzern und solche, die von Alliierten wie Großbritannien abgefeuert wurden. Nach Auswertungen von PAX und ICBUW wurde aber nur ein Drittel der Munition gegen gepanzerte Ziele eingesetzt, meist waren es ungepanzerte Ziele, die sich wie Gebäude, Fahrzeuge und andere "soft targets" auch in bevölkerten Gebieten befanden. 300.000 Stück Uran-Munition sollen 2003 insgesamt abgeworfen worden sein, 1991 bis zu 700.000.

USA und Alliierte wollen Uran-Munition einsetzen, aber nicht für deren Folgen einstehen

Im Oktober 2014 stimmten Frankreich, Großbritannien, Israel und die USA in der UN-Vollversammlung gegen einen von 150 Staaten angenommenen Resolutionsvorschlag, nach dem Länder bei der Identifizierung und Beseitigung von Uran-Munition unterstützt werden sollten. Die Begründung der USA war, dass es nach wissenschaftlichen Untersuchungen keine Hinweise auf gesundheitsschädliche Folgen gebe. Deutschland enthielt sich der Stimme aus demselben Grund.

Seit 2007 wird die Resolution "Effects of the use of arms and ammunitions containing depleted uranium" von den vier Staaten abgelehnt. 2013 rückte die WHO von früheren Berichten ab und erklärte, dass es keine Hinweise auf eine ungewöhnliche Höhe von Geburtsschäden im Irak gebe (Folgen der Uranentsorgung durch Waffen).

Das Zugeständnis aus dem Pentagon, doch wieder Uran-Munition eingesetzt zu haben, während die USA sich an deren Beseitigung im Irak nicht beteiligen, kam kurz nach einer erneuten Abstimmung während der Generalversammlung über die Resolution, die im Oktober Indonesien eingereicht hatte. NGOs, die für ein Verbot der Uran-Munition eintreten, stellten sich zwar hinter die Resolution, bemängelten aber, dass sie weder ein Verbot noch eine Verpflichtung der Staaten enthält, die Uran-Munition einsetzen, bei deren Entsorgung auch finanziell behilflich zu sein. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf Deutschland gerichtet, ob es sich wieder der Stimme enthält. Das geschah erneut, in der Frage ist die EU zerrissen, was zur Position der Enthaltung bei 26 Ländern führte. 146 Staaten stimmten für die Resolution, die üblichen vier wieder dagegen.

Zuvor hatten 147 Staaten für eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten gestimmt, 6 Staaten (Kanada, Israel, Mikronesien, Namibia, Palau und die USA) dagegen. Da wurde offenbar Druck aufgewendet, um vor allem Israels Atomwaffen zu schützen.