MH 17: Offener Brief an Donald Trump

Bild: DSB-Bericht

Internationale Gruppe von Wissenschaftlern, Journalisten und Militärexperten fordert kommenden US-Präsidenten zur Freigabe von Satellitenbildern auf

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Eine Gruppe von 27 Fachleuten und Aktivisten, die sich mit dem Abschuss des Verkehrsflugzeuges MH 17 über der Ukraine befassen, hat einen Offenen Brief an Donald Trump geschickt.1 Darin fordern die Unterzeichner den kommenden US-Präsidenten unter anderem auf, Bilder freizugeben, die Informationen über den Abschuss des malaysischen Flugzeuges am 17. Juli 2014 enthalten.

Von Rechtsexperten bis zu ehemaligen Militärs

Die Unterzeichner des Briefes sind Wissenschaftler, Juristen, Journalisten und frühere Militärs. Zu ihnen gehört etwa der kanadische Strafverteidiger Christopher Black, der an Kriegsverbrecherprozessen in Ruanda und Jugoslawien beteiligt war. Ebenfalls dazu zählen der australische Menschenrechtsanwalt James O’Neill und der niederländische Journalist Joost Niemöller, der ein Buch über die MH-17-Katastrophe verfasste.

Unter den deutschen Unterzeichnern befindet sich der Berliner Luftrechtsexperte Elmar Giemulla, der Angehörige deutscher MH-17-Opfer als Rechtsanwalt vertritt. Ebenfalls unterschrieben haben frühere Militärs wie der NVA-Oberst a.D. Bernd Biedermann und der Bundeswehr-Luftwaffengeneral a.D. Hermann Hagena. Initiator des Briefes ist der freie Journalist Billy Six, der im Absturzgebiet bei Tores (Region Donezk) recherchierte und zu gänzlich anderen Ergebnissen kam als der Journalist Marcus Bensmann vom Recherchenetzwerk "Correctiv".

Hoffnung auf neue Ermittlungen

Trumps Wahl habe die Hoffnungen erhöht, dass die Spannungen zwischen den USA und Russland abgebaut und Frieden in Europa gestiftet werden könne, heißt es zu Beginn des Offenen Briefes. Nun gebe es die Chance, den andauernden Konflikt in der Ostukraine zu lösen und die Sanktionen gegen Russland aufzuheben, so die Unterzeichner weiter.

Anschließend werden in dem Schreiben Hoffnungen auf eine neue Untersuchung des MH-17-Abschusses formuliert, die Trump mit einer Aussage in seinem Präsidentschaftswahlkampf genährt habe. Dieser wird zitiert mit den Worten2:

Sie [die Russen] sagen, sie waren es nicht. Es war vielleicht ihre Waffe, aber sie haben sie nicht benutzt, sie haben sie nicht abgefeuert, sie sagten sogar, die andere Seite habe geschossen, um sie zu beschuldigen. Ich meine um ehrlich mit Ihnen zu sein, Sie werden es wahrscheinlich niemals sicher wissen.

Donald Trump

Die Unterzeichner formulieren in ihrem Brief fünf Forderungen. Ein internationales Team unabhängiger Wissenschaftler solle die neuen Ermittlungen durchführen. Es solle kein Vetorecht für irgendeine Regierung geben, um Ermittlungsergebnisse zu verhindern. Dies sei besonders wichtig im Hinblick auf die bisherige Informationspraxis der Ermittlungskommissionen Dutch Safety Board (DSB, Flugunfalluntersuchung) und Joint Investigation Team (JIT, Strafuntersuchung). Deren Hauptinformationsquelle sei bislang der ukrainische Geheimdienst SBU gewesen.

Russisches Radarbild: Bild: GKOVD

Zudem müssten endlich kriminalistische Standardermittlungen am MH-17-Wrack durchgeführt werden. So sollte etwa der Metallabrieb an den Einschusslöchern mithilfe von Raster-Elektronenmikroskopen untersucht werden, erklärt Initiator Billy Six gegenüber Telepolis. Die so analysierten Metallrückstände würden aufklären, von welcher Art Waffe die Projektile stammen, die das Flugzeug durchlöcherten. Würden Spuren von Stahl gefunden, wäre wahrscheinlich, dass es sich um BUK-Gefechtssplitter handele. Würden hingegen Buntmetalle oder Uran an den Einschusslöchern entdeckt, wiese dies auf die Bordkanonenmunition eines Kampfflugzeuges hin, so der freie Journalist.