USA: Identitäre von Alt-Right lieben die Weißen, die Südstaaten und Russland

Richard Spencer kehrte mit einigen Anhängern zu einem Flashmob wieder nach Charlottesvilles zurück, um zu erklären: "Ihr werden uns nicht ersetzen"

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Richard Spencer, Präsident des National Policy Institute, ist in den USA zu einem der bekanntesten Rassisten und Faschisten geworden. Er prägte für die rechts- oder völkisch-nationale, identitäre Bewegung der weißen "Arier" den verharmlosenden Begriff Alt-Right und hat dazu beigetragen, dass sich die alte Nazi-Bewegung der White-Supremacy verjüngt hat und provozierende Aktionen macht, die Aufmerksamkeit erzeugen. Extremer wie die europäischen Rechten will die Alt-Right-Bewegung die weißen Menschen retten, weil sie angeblich bedroht sind, sie tritt für einen Einwanderungsstopp und die ethnische Säuberung der USA ein und kämpft gegen die politische Korrektheit. Er feierte den Wahlsieg von Trump auf einer Veranstaltung mit dem öffentlich geäußerten Ruf: "Hail Trump, hail our people, hail victory!" Im Publikum erhoben sich daraufhin die Hände zum Hitlergruß.

Am 13. Mai hatte Spencer zu einem Fackelzug in Charlottesville, Virginia, aufgerufen, um gegen die vom Stadtrat beschlossene Entfernung einer Statue von Robert E. Lee, einem Kommandeur des konföderierten Heeres der Südstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg (USA: Bürgerkrieg 2.0). Slogans waren etwa "Blut und Erde" sowie "Ihr werdet uns nicht ersetzen", womit die amerikanischen Identitären oder Völkischnationalen der auch in Europa von rechten Gruppen propagierten Vorstellung einer "Umvolkung" anhängen. Im August kam es bei einem erneuten Aufmarsch zu Straßenschlachten mit antifaschistischen Gegendemonstranten, ein Rechtsextremer steuerte nach Vorbild islamistischer Terroristen seinen Wagen in eine Gruppe von Gegnern und tötete eine junge Frau (Trumps rechter Anhang rastet aus).

US-Präsident Trump wollte zunächst sein Nazi-Klientel nicht verärgern und verurteilte, wohl auch auf Rat seines damaligen Beraters Bannon, nur allgemein die Gewalt, die von "verschiedenen Seiten" ausgegangen sei. Tatsächlich waren auch die Gegendemonstranten gewalttätig. In die Bredouille ritt sich Trump jedoch, als er Teile der Rechtsextremen als rechtschaffen bezeichnete. Reihenweise verließen daraufhin Unternehmer und Gewerkschafter die Beratungsgremien des Präsidenten, die Stimmung in den Murdoch-Medien schlug um (Donald Trump allein Zuhaus?), schließlich sah sich Trump gezwungen, Bannon zu entlassen, der nun wie vereint mit Breitbartnews gegen ihn agiert.

"Ihr werdet uns nicht auslöschen"

Offenbar hat Richard Spencer Gefallen an der Aufmerksamkeit gefunden, die von ihm organisierte Proteste gegen die Entfernung der Skulptur eines Südstaaten-Kommandeurs in Charlottesvilles, Virginia, ausgelöst hatten. Samstagnacht kehrte er mit ein paar Getreuen für einen "Fashmob" wieder, um mal wieder mit Fackeln einen schnellen Nazi-Aufmarsch an dem Denkmal, das ausgerechnet im Emanzipationspark steht, zu inszenieren und das Video ins Netz zustellen. Nach der Polizei sollen 40-50 Leute - Nazis im Anzug, das Fußvolk uniformiert im weißen Hemd und Chinos, durchweg Männer, teilweise sehr jung - an dem Aufmarsch teilgenommen haben, der gerade einmal 10 Minuten dauerte, bis der rechte Spuk wieder verschwand. Aber die Veranstaltung vor Ort war nur Anlass für die im Netz verbreitete Video-Botschaft.

Immer wieder wurde betont, dass man hier friedlich hergekommen sei. Wieder wurde gebrüllt: "Ihr werdet uns nicht ersetzen. Ihr werdet uns nicht auslöschen." Roboter und KI werden da nicht gemeint sein, aber in dem rückwärts gewandten Weltbild wird die reale Welt sowieso weitgehend ausgeblendet, abgesehen von völkischen Themen. Spencer zeichnete erneut das Bild der unterdrückten Weißen, die vor dem Untergang stehen. Wenn da nicht er und seine Identitären wären: "Wir kümmern uns um unser Erbe, wir kümmern uns darum, wer wir sind, nicht nur als Virginians, nicht nur als Südstaatler, sondern als weiße Menschen. Weiße Menschen in diesem Land und weiße Menschen auf der Welt."

Man werde überall kämpfen im ganzen Land und auf der Welt. Vor seiner kleinen Gruppe warnte Spencer, dass man sich an die Rassisten gewöhnen müsse: "Ihr müsst auch an Alt-Right gewöhnen, ihr müsst euch an die weiße Identität gewöhnen, ihr müsst euch an junge Männer gewöhnen, die willens sind, für unsere Zukunft einzutreten." Es werde noch viel Geschrei geben, aber sie würden immer wieder kommen.

Richard Spencer, der seine Aktion natürlich als Erfolg bewertete.

Geschrei gab es erst einmal, als das Südstaaten-Lied "I Wish I Was in Dixie" von den Rechten gesungen wurde. Dann wurde auch noch verkündet: "Russland ist unser Freund. Der Süden wird wieder auferstehen." Ein anderer Sprecher erklärte, das Land und seine ganze Kultur seien von den Weißen geprägt worden, sie würden die Interessen des weißen Amerikas vertreten, während die Linken eine Politik und Rhetorik gegen die Weißen betreiben.