Umfrage: Nur 19 Prozent der Katalanen wollen wie jetzt Teil von Spanien bleiben

Nur 29 Prozent wollen die Unabhängigkeit, aber 46 Prozent sagen, dass Katalonien bei Spanien bleiben soll, aber mit neuen und garantierten Autonomierechten

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In Spanien herrscht weiter Konfrontationskurs. Der katalanische Präsident erklärte, er sei nicht abgesetzt, obgleich das der spanische Regierungschef nach Zustimmung des Senats verkündet hatte. Man werde weiter an der Erfüllung der demokratischen Mandate arbeiten und versuchen, "die höchste Stabilität und Ruhe zu suchen", sagte Carles Puigdemont in einer Ansprache, demonstrativ neben sich hatte er nur die katalanische Flagge und die der EU aufstellen lassen.

Zuvor hatte er auf eine "demokratische Opposition" gegen die Anwendung des Paragraphen 155 hingewiesen. In einer Demokratie seien es die Parlamente, "die Präsidenten wählen und absetzen". Man werde weiter an der Schaffung eines freien Staats arbeiten. Er rief alle dazu auf, nicht das "zivile und friedliche Verhalten" aufzugeben: "Wir haben nicht das Argument der Macht und wollen es auch nicht."

Die spanische Regierung muss nun wohl ihren Konfrontationskurs fortsetzen und womöglich mit Gewalt mit der Guardia Civil oder dem Militär eingreifen. Setzt sie mit Puigdemont und weiteren Regierungsmitgliedern "politische Gefangene" fest, wird das auch in Katalonien auf den Unmut von vielen derjenigen treffen, die sich nicht auf diese Art unterwerfen lassen wollen.

Geht man nach der letzten Umfrage, sprechen sich nur 19 Prozent dafür aus, dass Katalonien so wie jetzt in Spanien bleiben soll. Für die Unabhängigkeit sprechen sich zwar auch nur 29 Prozent aus, am stärksten die Anhänger von Esquerra Republicana (ERC) und CUP, aber 46 Prozent sagen, dass Katalonien zwar ein Teil Spaniens bleiben soll, aber unter neuen und garantierten Autonomierechten. Und in dieser Gruppe könnten viele dann doch zu den Unabhängigkeitsbefürwortern überlaufen, wenn die spanische Regierung zu hart vorgeht und die aufmüpfigen Katalanen demütigend unterwerfen will, was offenbar bislang die Haltung ist, die von der EU noch unterstützt wird.

Noch sprechen sich nach dieser Umfrage, für die allerdings nur 500 Menschen befragt wurden, 52 Prozent für eine Lösung des Konflikts durch Neuwahlen aus, vor allem die Anhänger der PP, der Sozialisten und der Cuidadanos, aber 43 Prozent sind dagegen, die Mehrheit der Anhänger der Regierungsparteien ERC, CUP und PdCAT. Sicherheitshalber wurde nicht gefragt, inwieweit die Menschen in Katalonien der Anwendung der Zwangsmaßnahmen nach dem Paragraphen zustimmen. Lieber fragte man da, wie sehr sich die Menschen als Katalanen oder als Spanier sehen. Danach sehen mit 46 Prozent die meisten sowohl als Katalanen als auch als Spanier, aber 44 Prozent als Katalanen oder eher als Katalanen, während sich nur 8 Prozent als Spanier oder eher als Spanier sehen. Obgleich auch bei den PP-Anhängern nur eine Minderheit, sagen dort ein Anteil von 13 Prozent, sie würden sich nur als Spanier sehen, und von 12 Prozent, sie seien eher Spanier als Katalanen.