Russland demonstriert Gelassenheit gegenüber Sanktionen

Bild: Rusal

Die USA führen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland. Die Folge: Chaos auf dem internationalen Aluminium-Markt. Auf Druck aus Deutschland und Frankreich gab es nun einen Teilrückzieher gegenüber dem Aluminium-Giganten Rusal

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Fangen wir beim Frühstückstisch an. Nachdem Russland im August 2014 Gegensanktionen gegen westliche Staaten verhängte und kein Käse aus Frankreich mehr nach Moskau kam, stöhnten viele verwöhnte Hauptstädter, die es gewohnt waren in den Supermärkten der Oberklasse teuren französischen Käse zu kaufen. Doch die Situation beruhigte sich schnell. Denn in ganz Russland begannen Nahrungsmittel-Unternehmen in die Herstellung von hochwertigem Hart- und Rohmilchkäsesorten zu investieren. Das Käseangebot "made in Russia" ist bei weitem noch nicht so groß wie in einem deutschen Supermarkt, aber für Genießer mit kleinem Geldbeutel reicht es. So kann man in Moskau neuerdings auch Ziegenrohmilchkäse mit Ascheschicht, hergestellt im Gebiet Smolensk, kaufen.

Die Landwirtschaft gehört neben der Chemieindustrie und der Koks-Herstellung zu den Branchen, in denen es ein Wachstum gibt.

Chaos auf internationalem Aluminium-Markt

Russland erlebt bei den Sanktionen ein Wechselbad der Gefühle. Die am 6. April von der US-Regierung beschlossenen Sanktionen gegen 24 russische Großunternehmer und 14 russische Großunternehmen führten nicht nur zu einem Absacken des Rubelkurses, sondern zu Kursstürzen bei russischen Unternehmen.

Betroffen von den letzten Sanktionen sind Oleg Deripaska und die von ihm kontrollierten Unternehmen GAZ Group (Autoproduzent) und Rusal (Aluminiumproduzent). Betroffen sind außerdem die Großunternehmer Wiktor Wekselberg und seine Holding Renova, Suleiman Kerimow, Kirill Schamalow, Aleksej Miller (Leiter von Gasprom) und Andrej Kostin (Leiter der Staatsbank WTB). Amerikanischen Unternehmen wurde verboten mit diesen Personen und Unternehmen Geschäfte zu machen.

Die Sanktionen haben direkte Auswirkungen auch auf europäische Unternehmen, stellt das Handelsblatt fest. Der sanktionierte Großunternehmer Wekselberg kontrolliert die Schweizer Hightech-Unternehmen Oerlikon, Sulzer und Schmolz + Bickenbach. Diese Unternehmen sind auch an den Deutschen Edelstahlwerken beteiligt. Von den Sanktionen gegen den russischen Aluminiumgiganten Rusal ist Volkswagen betroffen.

Der russische Großunternehmer Oleg Deripaska hält 48 Prozent der Rusal-Aktien. Auch das Unternehmen Rusal selbst hatten die Amerikaner auf die Sanktionsliste gesetzt. Oleg Deripaska wurde vorgeworfen, er habe über amerikanischen Politik-Berater Paul Manafort Einfluss auf den US-Wahlkampf genommen.

Rusal produziert sieben Prozent des Aluminiums weltweit. Das Unternehmen ist der größte Aluminiumhersteller außerhalb Chinas. Von daher hatten die Sanktionen gegen den russischen Aluminiumgiganten dramatische Folgen für den Weltmarkt. Der Aluminiumpreis stieg von 1.625 Euro auf 2.100 Euro die Tonne. Die Rusal-Aktien verloren 46 Prozent ihres Wertes. Das Unternehmen stoppte seinen Export und wies Kunden an, statt in Dollar in Euro zu bezahlen.

Die Situation für Aluminiumfabriken in Europa wurde bedrohlich, denn bei einem Ausbleiben von Rohstoffen kann man eine Aluminiumfabrik nicht einfach abstellen. Die Öfen müssen ständig Material bekommen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg teilte die unangenehme Wahrheit mit: Die Rusal-Fabriken auf der ganzen Welt - von Irland bis Jamaika - kontrollieren die Weiterverbreitung von Aluminium-Erz. Der lachende Dritte sind somit nicht die Rusal-Konkurrenten. Das britische Unternehmen Rio Tinto Group hänge bei der Weiterverarbeitung Aluminium-Erz in Tonerde - daraus wird dann Aluminium hergestellt - "von Rusal ab".