Jemen: Saudi-arabische Koalition bombardiert belebtes Viertel in Sana'a

Foto eines früheren Luftangriffs auf Sana'a (2015). Bild: VOA/gemeinfrei

Ziel war der Präsidentenpalast, wo sich angeblich Huthi-Führer getroffen haben sollen. Opfer sind Zivilisten

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Es zeichnet sich kein Ende im Krieg im Jemen ab. Ein Luftangriff der saudi-arabischen Koalition auf den Präsidentenpalast im Zentrum der Hauptstadt Sana'a am Montag machte laut Washington Post den Eindruck, als ob es sich um einen gezielten Angriff auf den Huthi-Führer Mahdi al-Mashat handelte - tatsächlich getroffen, getötet und verwundet wurden aber nach Kenntnisstand der Zeitung ausschließlich Zivilisten.

Mindestens sechs Tote und 30 Verletzte berichten ungenannte Offizielle als erste Bilanz des Angriffs. Nach Informationen von Nachrichtenagenturen soll kurz vor dem Raketenbeschuss ein Treffen von sogenannten Huthi-Rebellen stattgefunden haben. Die Quellen, auf die sich die Washington Post beruft, sind sich allerdings nicht sicher, ob sich noch Führer der Huthis im Gebäude befunden haben und ob sie getroffen wurden. Am Montagmorgen hatte es geheißen, dass Saudi-Arabien Raketen der Huthis abgefangen habe.

Quellen aus der jemenitischen Hauptstadt melden auf sozialen Netzwerken erheblich mehr Opfer nach einem zweiten Angriff, der dem ersten folgte und Flüchtende traf. Etwa 100 Zivilisten seien getötet oder verletzt worden, schätzt der jemenitische Journalist Nasser Arrabyee.

Der Angriff war dem Eindruck der Bilder nach, die Arrabee veröffentlicht, nicht auf die Huthi-Führung gezielt, sondern auf Zivilisten. Das gegenüber den USA und Saudi-Arabien sehr kritisch eingestellte Blog Moon of Alabama, stellt fest, dass die saudi-arabische Strategie, selbst wenn sie denn der gezielten Tötung von Huthi-Führern gelte, keine erfolgreiche Strategie sei.

Der Tötung des Huthi-Führers Salah al-Sammad am 23. April durch eine saudi-arabische Drohne folgte eine Reihe von Tötungen anderer Huthi-Persönlichkeiten mit guten Verbindungen zum früheren Präsidenten Salah, berichtet Moon of Alabama, um dies mit dem Fazit zu kontrastieren, dass solche Führer gewöhnlich durch noch brutalere Hardliner ersetzt werden. Im Fall von al-Sammad ist dies der eingangs genannte Mahdi al-Mashat, von dem erzählt wird, dass er keine Kompromisse eingeht.

Geht es nach der Webseite Jemen Data Project, so ist die viel zitierte Angabe der UN, wonach der Krieg im Jemen bislang 10.000 Todesopfer forderte, überholt. Aufgelistet werden auf der Datenbank der Webseite in den drei Jahren von März 2015, dem Kriegseintritt Saudi-Arabiens, und März 2018 fast 17.000 Luftangriffe. Auch die Zahl der aufgenommenen Notfallpatienten liege allein fürs erste Quartal 2017 laut Ärzte ohne Grenzen bei fast 100.000. Die Zahl der UN stammt laut Nasser Arrabyee vom September 2015.

"Die jemenitische Bevölkerung ist nicht kollateral und die Befolgung von Gesetzen ist nicht optional", mahnt der norwegische Flüchtlingsrat im Jemen, an die Adresse der saudi-arabischen Regierung gerichtet. Den Kronprinzen Muhammad Bin Salman wird dies nicht groß kümmern; er hat die Unterstützung der USA (siehe US Army hilft Saudis gegen Schiiten aus dem Jemen). Mit dem geopolitischen Feind Iran auf der gegnerischen Seite sind die Spielräume weit offen.