Solarenergie: Sonne überflügelt Atomkraft

Außergewöhnliches Wetter und im geringeren Maße auch Zubau sorgen für Solarrekord im Mai. In manchen Wochen kommt inzwischen über die Hälfte des Stroms aus sauberen Quellen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der zurückliegende Mai war der bisher mit Abstand ertragreichste Monat in der Geschichte der Solarenergienutzung in Deutschland. Solaranlagen lieferten zwischen Rhein und Oder 6,45 Milliarden Kilowattstunden. Das waren immerhin 15,56 Prozent der Netto-Stromerzeugung der Kraftwerke im öffentlichen Netz. Damit überflügelten Solaranlagen unter anderem Atomkraft, Erdgas und Steinkohle als Energieträger.

(Bild: Fraunhofe ISE)

Ursache waren sicherlich vor allem die von besonders viel Sonnenschein geprägten Wetterbedingungen, der Sommer vor dem Sommer. Schon im April, der außergewöhnlich trocken und der bisher wärmste in der Geschichte der hiesigen Wetteraufzeichnungen war, hatte es einen April-Rekordertrag der Solarenergie gegeben.

Am Zubau neuer Solaranlagen liegen die Rekorde hingegen nur zu einem geringeren Teil. Die installierte Leistung nahm nach den Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme 2017 um rund 2,2 Gigawatt (GW) oder lediglich 5,4 Prozent zu. Bis Anfang Mai waren in diesem Jahr erst etwa 0,55 zusätzliche GW hinzugekommen. Das allein kann also den herausstechenden Mai-Rekord nicht erklären.

Auch sonst wächst der Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung munter weiter, obwohl man angesichts der Politik der Bundesregierung vielleicht ein "noch" hinzufügen muss. 2018 lag ihr Anteil an der Nettostromproduktion im öffentlichen Netz bisher bei etwas über 42 Prozent.

(Bild: Fraunhofer ISE)

Bis Ende Mai gab es bereits fünf Wochen, in denen ihr Anteil 50 Prozent erreichte oder diese Schwelle sogar deutlich überstieg. Erstmalig war dies im vergangenen Jahr passiert, allerdings nur in vier Wochen, und zwar in der 8., 15., 40. und 52. Kalenderwoche. (Siehe Abbildung.) Die Angaben können hier beim Fraunhofer Institut nachgeschlagen werden.

Aber natürlich variieren die Erträge von Solar- und Windkraftanlagen erheblich, während hingegen Wasserkraftwerke und Biomasseanlagen gut steuerbar sind und über die Woche relativ kontinuierlich liefern. Der Tag mit dem in diesem Jahr bisher geringsten Anteil der Erneuerbaren war der 11.1. mit 16 Prozent. Auch in den Vorjahren lagen die Tage mit dem geringsten Anteil der Erneuerbaren jeweils im Januar. 2017 war es der 24.1. mit 13,7 Prozent, 2016 der 25.1. mit 15,5 Prozent und 2015 der 20.1. mit 15,1 Prozent.

Das macht einmal mehr deutlich, dass erstens Speicher entwickelt und die bestehenden Pumpspeicher auf den Betrieb der Erneuerbaren ausgerichtet werden müssen. Bisher werden sie nämlich immer noch vor allem genutzt, um Strom vom Atom- und Braunkohlekraftwerken vermarkten zu können. Und es muss zweitens mehr Raum für Gaskraftwerke geschaffen werden, die flexibler als alle anderen konventionellen Kraftwerke sind und so am besten an die neuen Bedingungen angepasst werden können.