AKW-Bau in Finnland: Jetzt zehn Jahre verzögert

Kernkraftwerk Olkiluoto. Block III – Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) links im Bild. Bild: Hannu Huovila / TVO/CC BY-3.0

Betreiber meldet erneute Verzögerung. Testphase hat Nachrüstungsbedarf ergeben. In China wurde letzte Woche der erste EPR kritisch

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Auf der Baustelle des neuen finnischen AKW in Olkiluoto gibt es erneut Verzögerungen. Vor zwei Wochen hieß es noch, dass die heiße Testphase erfolgreich abgeschlossen sei und nun die Vorbereitungen mit der Beladung der Brennstäben beginne.

Nun meldet aber unter anderem Reuters (Dank an die Leser für den Hinweis), dass das Datum für die endgültige Inbetriebnahme erneut verschoben wurde. Statt im Mai soll es nun im September 2019 losgehen.

Damit hat das Projekt ein ganzes Jahrzehnt Verzögerung voll. Baubeginn war 2005. Konsortiumsleiter Areva – ursprünglich war auch Siemens involviert – ist nach langen juristischen Auseinandersetzungen dazu verdonnert worden, dem künftigen Betreiber TVO 450 Millionen Euro für Verzögerungen und Kostenexplosion zu bezahlen.

TVO berichtet derweil, dass die heiße Testphase 50 Tage länger als geplant gedauert habe. In dieser Phase wird unter anderem die Turbine erstmalig mit Dampf angetrieben, der allerdings noch nicht im Reaktordruckbehälter mit Brennstäben erzeugt wird.

In den nächsten Monaten werde nun ein Paket notwendiger Änderungen umgesetzt und diese dann erneut getestet, so TVO. Im Januar würden dann die Brennstäbe geladen und einige Monate später der Probebetrieb aufgenommen. Was beim Test alles schiefgegangen ist, wird nicht verraten.

Im südchinesischen Taishan ist hingegen letzte Woche die Kettenreaktion gestartet worden, wie Global Construction Review schreibt. Auch dort wurde ein sogenannter EPR, ein European Pressurized Rector (Europäischer Druckwasserereaktor), gebaut. Diese neue AKW-Generation, einst als die Zukunft der Atomtechnologie angepriesen, wird seit 1991 entwickelt.

In Taishan wird erstmals eines dieser neuen Kraftwerke kritisch. Ob es dort weniger Probleme als in Finnland oder Frankreich gibt, bleibt unklar, da weder in China noch in Finnland Details von den Betreibern veröffentlicht wurden.

Auch an der weltweit dritten EPR-Baustelle, im französischen Flamanville an der westlichen Atlantikküste, reiht sich unterdessen Verzögerung an Verzögerung. Derzeit müssen dort rissige Schweißnähte überprüft werden.