Ein Essensbericht aus den USA

Dieser subjektive Bericht wirft ein Schlaglicht auf den aktuellen Stand der (Über-)Ernährungssituation in den Vereinigten Staaten

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Ohne sich zu sehr in Klischees und Vorurteilen zu verlieren, soll dieser kurze Statusbericht über Ernährung, Esskultur und Lebensmittelindustrie in den USA für Aufklärung und Unterhaltung sorgen. Zugleich sollen zweifelhafte Trends beschrieben werden, die bekanntlich zum Teil auch über den Atlantik schwappen und damit nicht nur in den USA, sondern auch darüber hinaus Relevanz haben.

Fastfood

Generell kann man feststellen, dass Fastfood in den USA recht billig ist, gesundes und ausgewogenes Essen hingegen teurer als in Deutschland. Man isst viel häufiger auswärts und viele Menschen kochen kaum oder gar nicht zu Hause. Die Struktur der Gastronomie ist kapitalistisch "optimal" organisiert in riesigen Ketten, wohingegen inhaberbetriebene Restaurants eher die Ausnahme sind.

Dafür gibt es Ketten für alle erdenklichen Essensarten, ob italienische Pizza- und Pastarestaurants, traditionell westliche Kartoffel und Fleisch-Küche, Asiatisch oder eben das bekannte Burger-und-Fritten-Fastfood. Alles kann man in einstöckigen Gebäuden am Rande der ausgedehnten, schnurgraden US-Straßen finden, die sich im Schachbrettmuster durch die weit ausgedehnten Vorstädte ziehen.

Nach dem Durchprobieren gängiger Fastfoodketten im Sommerurlaub 2018 kann der Autor konstatieren, dass McDonald's in den USA ebenso schlecht ist wie in Deutschland. Denn im Gegensatz zu Burger King, das auch in den Vereinigten Staaten einen Veggiburger mit Tomate, Salat, Gurke und Zwiebel im Angebot hat, besteht der Fischburger, auf den der Nicht-Fleischesser bei McDonald's ausweichen muss, nur aus pampigem Burgerbrötchen, einer Frikadelle und Remoulade.

Beilagengemüse gibt es hier offenbar nur für die Fleischesser. Viele lokale Burgerrestaurants, sogenannte Diner, servieren in den USA besser schmeckende Burger, inzwischen häufig auch in einer vegetarischen Variante.

Die beliebte US-Kette Tacco Bell bietet Taccos und Borritos an, die zwar äußerlich an die mexikanische Esskultur erinnern, aber ohne typische Gewürze wie Kreuzkümmel und Koriander zusammengestellt werden. Dadurch sind die Gerichte dieser Kette eher geschmacksneutral - und leider auch zu käselastig.

Käsekult

Der Käsekult ist besonders anstrengend in den Pizzaläden der USA. Bei Pizza Hut und Co. ist Käse die alles dominierende Zutat, die jeglichen Geschmack der anderen Zutaten übertüncht und in Fett ertrinkt. Das geht so weit, dass einige Pizzen - wie sie inzwischen auch in Deutschland gesichtet worden sind - im Rand einen Ring von Käse enthalten.

Der käsige Tiefpunkt im Land ist im Übrigen der nach Plastik und Käsearoma schmeckende Sprühkäse, der in ähnlichen Dosen daherkommt, wie die grauenvolle Sprühsahne in Deutschland. Recht lecker, obwohl überaus fettig und frittiert, ist hingegen das Essen der Kette Long John Silver's, die der deutschen Fastfoodkette Nordsee ähnelt.

Fleisch

Besonders negativ wiederum fällt der Burgerladen Arby's auf, der sich mit Werbeslogans wie: "WE HAVE THE MEATS" oder "We serve at least eight different meats, and we are proud of every single one" bei Vegetariern, Veganern und Pescetariern unbeliebt macht.

Dazu sind alle Burger bei Arby's mit Bacon (gebratenem Schweinespeck) "verfeinert", ganz so, als hätte es nie eine Diskussion über Massentierhaltung, Klimawandel, gesundheitliche Mängel durch Hormonbelastung, krebserregendes Nitrit oder die Trinkwasserverseuchung durch den Fleischkonsum gegeben. Überhaupt sind die Fleischberge in den USA deutlich höher, als die in Deutschland, wo das Bewusstsein für Tierleid und gesunde Ernährung durchschnittlich zumindest etwas mehr geschärft scheint.

Laut der Nichtregierungsorganisation proveg ernähren sich in Deutschland inzwischen immerhin 10% der Bevölkerung vegetarisch und 1,6% vegan. In den USA sind es hingegen nur 2% Vegetarier bzw. 0,5% Veganer.

Nebenbei bemerkt sei für interessierte Leser auf den Fleischrechner hingewiesen, mit dem der eigene "Fußabdruck" der Auswirkung an Tierleben und der damit zusammenhängende ökologische Fußabdruck berechnet werden können.

"Imperial Overstretch"

Das All-You-Can-Eat-Restaurant "China Buffet" befindet sich, wie die meisten der Filialen dieser Kette, angrenzend an einen Riesenparkplatz mit einer Reihe von einstöckigen Läden. Der Raum mit einer Vielzahl von Tischen erinnert mehr an ein Großraumbüro, als an ein Restaurant. Für Chinarestaurants typische Dekoration oder Bilder gibt es nicht. Satt werden kann man hier inklusive der Getränke und Nachtisch für 7,50 US-Dollar. Das Essen ist o.k., allerdings nicht sonderlich authentisch.

Wie in vielen Lokalitäten in den Vereinigten Staaten wirkt das Ambiente abgewirtschaftet und lange nicht saniert. Der "Imperial Overstretch" einer Nation, die durch teure Kriege, Isolationismus und nationalistische Überheblichkeit ihren Glanz der 1950er-Jahre längst eingebüßt hat, wird an vielen Stellen sichtbar.

Zu sehen ist das nicht nur bei den 70er-Jahren-Billigbauten für die Gastronomie, sondern auch im Lichte maroder Autobahnbrücken, in denen rottender Bewehrungsstahl unter abgebrochenen Betonbrocken hervorragt. Oder an einem öffentlichen Nahverkehrssystem, das entweder überhaupt nicht vorhanden oder wahnsinnig schlecht ist.

Stromleitungen verlaufen wie im 19. Jahrhundert in den meisten Teilen des Landes auf Holzpfählen und die Straßen sind meist in einem Zustand, über die sich höchstens Autowerkstätten und Reifenhändler freuen dürften.

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