Kommentar: "Recherchen und Forschungsergebnisse"

Graphik: Fritz Meier - Reichweite vorwiegend nach Berichten/nach einer groben computerberechneten Feldstärkenprognose CC BY-SA 2.0 de

DJV hält an Aufruf gegen Rundfunklizenz für RT Deutsch fest

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Der Deutsche Journalisten Verband DJV hatte am 11. Januar 2019 dazu aufgerufen, alle nach Westen gerichtete Dachantennen nach Osten zu verdrehen, die Fernsehzeitschrift Blinkfüer wegen Abdruck des DDR-Fernsehprogramms zu boykottieren, das Abhören von Feindsendern unter Strafe zu stellen dem Russischen Auslandssender RT Deutsch keine Sendelizenz zu erteilen.

Der DJV-Vorsitzende Prof. Dr. Frank Überall behauptete in einem Telepolis-Interview, RT Deutsch sei kein journalistisches Informationsmedium und erfinde Geschichten. Dem widersprach RT Deutsch-Chefredakteur Ivan Rodionov ebenfalls auf Telepolis vehement.

Der DJV reagierte auf die Kritik in den sozialen Netzwerken mit einer weiteren Pressemitteilung. Die Position des DJV, dass es sich bei RT um ein Propagandainstrument des Kreml und nicht um ein journalistisches Informationsmedium handele, hält man beim DJV für gut begründet. Statt eigener Argumentation verweist der DJV auf fremde Bewertungen ("Recherchen und Forschungsergebnisse"):

Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion: Drucksache 19/6562 vom 17.12.2018

Studie von Dr. Susanne Spahn: Russische Medien in Deutschland. Herausgegeben von der Friedrich-Naumann-Stiftung, März 2018

Bachelorarbeit von Stefanie Schreckenbach: RT Deutsch: Zwischen Propaganda und alternativem Medium. Hochschule Magdeburg Stendal.

Analyse von Dmitri Stratievski: Die Wirkung der Staatsmedien Russlands in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung, 6.06.2016

Bericht von Theresa Locker: Welche deutsche Nachrichtenseite verbreitet die meisten Falschmeldungen auf Facebook? Veröffentlicht bei Motherboard Vice.com am 19.09.2017

Bericht von Kamilla Kohrs: Russische Propaganda für deutsche Zuschauer. Veröffentlicht bei Correctiv am 4.01.2017

Eine journalistische Einordnung dieser "Recherchen und Forschungsergebnisse" leistete der DJV jedoch nicht. Ebenso wenig ging der DJV auf die umfangreiche Positionierung Rodionovs ein, der insbesondere zur (auch in den verlinkten Beiträgen) vorgeworfenen Instrumentalisierung des Falles "Lisa" ausführlich Stellung bezogen hatte. Auch die Frage aus dem TELEPOLIS-Interview, ob der DJV die Nachrufe konventioneller deutscher Journalisten auf George H. W. Bush als ausgewogen bewerte, blieb nach wie vor unbeantwortet (hierzu: Auf den Hund gekommen). Die BILD-Zeitung benutzt(e) inzwischen den Begriff "Feindsender".