Bloß nicht die Augen schließen

Während im Central Park Augmented-Reality-Ausstellungen eröffnet werden, filmt man in Moskau schlafende Taxifahrer.

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Derzeit fliegen im Central Park von New York Wörter durch die Luft und Regenbögen glimmen auf. Digital natürlich. Und Apple steckt dahinter, am Apple Store in der 58. bekommt man ein iPhone und Kopfhörer, um dann wild damit im anschließenden Park durch die Gegend zu fuchteln und Werke zum Beispiel von Nick Cage zu sehen und hören. Augmented Reality. Kunst. Menschen mit schwarzen Brillen und schwarzen Rollkragenpullovern galoppieren mit einem "interessant" auf den Lippen durch's Grüne und schauen sich das an. Zusammen mit dem New Museum hat Apple die passenden Künstler dazu ausgesucht und stellt kostenlos diese AR-Galerie bereit.

Sollte der ein oder andere bis hierher nicht eingeschlafen sein, dann sei ihm / ihr versichert: Das ist natürlich Apple, also sieht es vermutlich wundervoll und eindrucksvoll aus. Auch wenn die Idee einer AR-Galerie nicht wirklich neu und frisch ist. Die Umsetzung soll es sein. Zumindest kann man ja einfach das Gerät sinken lassen, und schon ist man raus.

Wenn man hingegen als Moskauer Taxifahrer seine Augen schließt, kann das ein grundlegender Fehler sein. Egal, welches Gerät man dabei sinken lässt oder nicht. Zumindest wenn sie für Yandex.Taxi fahren. Denn das private Unternehmen, das erst einmal nichts mit dem Staat zu tun hat, installiert Geräte in den Taxis, die die Gesichter der Fahrer scannen und dann Alarm schlagen, wenn diese ein wenig zu müde für den Dienst am Kunden dreinschauen.

Das ist an sich nix Neues, denn Subaru und Cadillac haben zum Beispiel einen ähnlichen Service in seinen Karossen installiert. Und Uber geht gleich den Brachialweg, schaltet einfach nach zwölf Stunden offline. Dann kann ein Fahrer erst gar keinen neuen Kunden mehr annehmen ... sollte er oder sie vorher nicht schon müde gewesen sein.

Wer jetzt da nicht an eine dynamische Adaption des Features von Yandex.Taxi denkt, der werfe das erste Handy. Ich erwarte eigentlich demnächst auch von Apple eine AR-Galerie, die so lange in einem zentral gelegenen Park funbktioniert, bis der Besucher gescannt und als einschlafend identifiziert werden kann. Dann schaltet das System sanft ab und gibt vorher noch den Tipp, sich doch einfach eine Weile ins Gras zu legen und ein wenig auszuruhen. Zumindest im Sommer. Meinetwegen auch nach zwölf Stunden Dauerbesuch. So lange verbringt nämlich nicht einmal ein Uber-Fahrer wartend auf Kunden in einer Kunstausstellung.