Da werden Köpfe rollen

E-Scooter sind der heiße Scheiß. Wobei die einen meinen, es ist vor allem Ersteres, und die anderen schauen sich dabei das zweite Wort etwas genauer an

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Meine Kinder haben Roller, die sie andauernd in der Gegend herumstehen lassen. Und weil sie meinen, dass sie das im Griff haben, fahren sie auch gegen den energischen Rat ihrer Eltern ohne Helm herum. Das kann ich nicht gut heißen. Gut, sie können fahren, meistens, aber dann haut es sie doch auf die Fresse. Sie kommen dann heim und erzählen heulend, dass das wunde Knie mit einem Roller erzeugt wurde. Sie wissen aber nicht mehr wo, weil sie sich nicht daran erinnern können, wo sie ihr Kindergefährt abgestellt haben.

Blöd gelaufen. So in etwa ist das ja auch bei erwachsenen Stadtbewohnern, die mit Seitentaschen durch die Gegend rollern. Elektrisch natürlich, und ohne Helm. Allerdings scheren die sich wenig darum, wo sie das Ding nach ihrer Benutzung abstellen, denn das gehört ja zum Konzept der neuen Elektromobilität und macht das alles ja so cool, hip und kindisch in einem.

Aber zumindest die letztere Sache mit dem Abstellen kann jetzt ein wenig besser gelöst werden, denn die Firma Segway-Ninebot hat nun bekanntgegeben, dass sie ähnlich zum alten Aibo-Konzept einen Roller entwickelt hat, der nach der Nutzung ohne den Fahrer oder die Fahrerin wieder in die Ladestation zurück findet. Zumindest dann, vermute ich, wenn das Gefährt nicht kreuz und quer wie neulich bei uns vor dem Hauseingang herumliegt und verkeilt in der Waagrechten den Eingang verstellt. Immerhin ein Ansatz.

Wenn jetzt noch jemand als Scooterfänger von Hameln mit ein wenig Grips im Hirn das GPS-System dieser E-Scooter hackt, dann könnte ich mir ein Szenario vorstellen, dass eines schönen Morgens dieses Mobilitätsgerümpel einfach geschlossen aus der Stadt hinaus fährt und auf Nimmerwiedersehen das Weite sucht. Das wäre schon schön und würde die Sicherheit von Gehsteigen und Radwegen wieder ein wenig erhöhen.

Gut, ich maule jetzt ein wenig arg herum, soll doch jeder Scooterhipster mit seinem Ding glücklich werden. Auch wenn 80 Prozent davon keinen Bock auf Helme hat und lieber riskiert, nüchtern oder mit diversen Drinks in der Birne selbige gegen die nächste Mauer zu rammeln. Bei voller Geschwindigkeit natürlich? Natürlich.

Dumm ist es ja nur, wenn diese ach so schicken Umgehungen von öffentlichem Verkehr ganz nach hinten...äh... losgehen wie neulich bei Dropbox. Im Firmengelände der Cloudspeicherer musste ein wenig Alarm gegeben und die Angestelltenschaft evakuiert werden. Denn einer dieser Elektro-Plagen fing Feuer im Gang. Ob angezündet von einem militanten Radler oder einfach von selbst, das ist noch nicht so ganz klar.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. E-Scooter sind vielleicht manchmal lustig, immer ein wenig zu teuer, auf jeden Fall durch hohen Verschleiß eine Umweltbelastung und ziemlich unnötig, wenn man noch zwei gesunde Füße unter dem Becken hat. Aber sie sind vermutlich auch ein wenig gefährlich. Was sie vielleicht wieder interessant macht. Zumindest für meine Kinder. Aber aus dem Alter wächst man ja auch irgendwann heraus.